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Buchinfo

»Willst du wissen, wie ich mich anfühle, wenn ich mich an dich drücke?«, fragte Luna.

»Ähm, ja bitte.«

»Aber du kannst es nicht berechnen.«

»Doch, könnte ich eigentlich schon. Wenn ich Dichte deines Gewebes wüsste und Kraft, die es auf meine Mechanorezeptoren ausübt ...«

»Yuri, das ist die Stelle, an der du deinen Mund hältst und mich in den Arm nimmst.«

»Okay. So kann man es auch machen. Ich bin halt einfach mehr theoretischer Typ als experimenteller.«

»Zeit fürs Labor, Einstein.«

»Du hast recht.« Er räusperte sich und legte einen Arm um sie.

Luna, 16, Hippie-Mädchen, hebt Yuris Welt aus den Angeln.

Dabei müsste das Mathegenie eigentlich gerade die Welt retten …

Autorenvita

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© privat

Katie Kennedy unterrichtet Geschichte. Als sie in einer Feuerwache Unterricht geben musste, sprang bei jedem Feueralarm die gesamte Klasse auf und verließ den Raum. Das war allerdings nicht ihr einziger Notfall-Einsatz: Um überzeugende Unfall-Szenen schreiben zu können, machte sie eine Ausbildung zur Krankenschwester.

Katie lebt mit Mann, Tochter und Sohn in Michigan, genauso wie eine Million Fledermäuse.

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Für meine Familie

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Im All gibt es keine Luft. Und deshalb raste der Asteroid in absoluter Stille auf die Erde zu. Von den zwei Objekten, die Richtung Nordamerika flogen – dem Asteroiden BR1019 und der amerikanischen Militärmaschine aus Moskau, die Yuri Strelnikov transportierte –, machte nur dessen Flugzeug ein Geräusch. Während es mit röhrenden Motoren den Landeanflug antrat, ließ dieser Gedanke Yuri leicht lächeln.

Das Flugzeug setzte auf, rangierte, und kurz darauf öffnete der Pilot die Türen für seinen einzigen Passagier. Yuri trat auf die Gangway. Er ließ seinen Blick über das in gleißendes Sonnenlicht getauchte Rollfeld wandern. Dann trottete er mit seinem Koffer und einer Umhängetasche hinunter zu einem wartenden Hubschrauber.

Auf seinen Schultern spürte er den schneidenden Riemen der Tasche und die Hitze der Sonne. Während er mit einer Hand den Koffer schleppte, krempelte er sich mit der anderen im Gehen die Ärmel seines Hemds hoch. In den letzten Monaten war er zweieinhalb Zentimeter gewachsen. Jetzt waren die Ärmel noch lang genug, aber in zwei Wochen würden sie es vielleicht nicht mehr sein. Wie sollte er hier an ein neues Hemd kommen? Besser war es, die Ärmel von Anfang an hochzukrempeln, so war man gleich daran gewöhnt.

Ein amerikanischer Offizier trat vor, um die Tür des Hubschraubers zu öffnen. Er stieg hinter Yuri ein und nickte dem Piloten zu. Yuri nahm die Kopfhörer, die er ihm hinhielt, und einen Moment später hörte er die Stimme des Mannes in seinen Ohren knistern. »Das Near-Earth-Object-Programm der NASA ist im Jet Propulsion Labor in Pasadena, Los Angeles, untergebracht. Ich zeig es Ihnen, wenn wir uns nähern.«

Der Pilot drückte ein paar Knöpfe, der Helikopter bebte und sprang an. Dann hob er ab, und wieder fiel der Boden unter Yuris Füßen weg. Yuri legte eine Wange an die Fensterscheibe und starrte auf die blaue Wölbung des Himmels über Amerika.

Er würde den Asteroiden nicht sehen. Das wusste er. In dem Moment, in dem man ihn sehen würde, wäre es schon zu spät. Denn auch wenn er jetzt noch durch die dunklen Tiefen des Weltraums flog, bewegte sich der Asteroid mit 255 000 Kilometern pro Stunde vorwärts.

Yuri saß auf der Rückbank des Hubschraubers. Die Kopfhörer dämpften das Dröhnen der Rotorblätter. Er blickte auf die trockene Stadt hinunter, die flacher und heller war als Moskau, und wusste noch nicht, was er von ihr halten sollte. Sie war einfach … anders. Yuri warf einen verstohlenen Blick zum Offizier und versuchte nicht herumzuzappeln.

Als sich der Hubschrauber in die Kurve neigte und herabsank, konnte er sehen, wie Menschen in weißen Gebäuden mit großen Glasfenstern den Landevorgang beobachteten. Der Offizier rief Yuri zu, den Kopf unten zu halten, als sie herauskletterten. Er legte ihm eine schwere Hand in den Nacken, um sicherzugehen, dass er die langsamer werdenden Rotorblätter nicht berührte. Dann geleitete er Yuri ins Innere eines der Gebäude. »Viel Glück«, sagte er.

Yuri wollte schon »Ihnen auch« sagen, als ihm bewusst wurde, dass es irgendwie unangebracht wäre. Er suchte noch nach einer Erwiderung, als der Mann schon wieder verschwunden war.

Einen Moment stand Yuri da und befingerte nervös den Riemen seiner Umhängetasche. Er wünschte sich, er hätte den Koffer nicht dabei. Wer brachte schon einen Koffer mit in ein Bürogebäude? Der Luftzug einer Klimaanlage blies in Wellen durch seine blonden Haare.

Ein Sicherheitsmann kam auf ihn zu und sagte: »Folgen Sie mir«, dann drehte er sich um und führte Yuri bis zur Tür eines großen Konferenzraums. »Warten Sie hier drin.« Er deutete mit dem Kopf auf die Tür und ging davon.

Yuri trat ein. Der Raum war sehr klein. Zwei Stühle standen an der rechten Wand, zwei an der linken, ein kleiner Tisch mit einem Stapel alter Zeitschriften an der hinteren Wand. Ein Junge von vielleicht fünf oder sechs Jahren saß auf einem Stuhl auf der linken Seite. Yuri streifte seine Tasche ab und setzte sich ihm gegenüber. Der Junge umklammerte die Henkel der Plastiktragetasche vor ihm, als ob Yuri sie ihm klauen könnte. »Wer bist du?«

»Yuri Strelnikov. Wer bist du?«

»Ich soll nicht mit Fremden reden.«

»Ah.«

Sie schwiegen einen Moment.

»Ich bin Tim.« Das Kind ließ sich bäuchlings über beide Stühle plumpsen, sein Kopf hing über das eine Ende. Es rollte sich auf die Seite und zeigte auf Yuris Gepäck.

»Was ist da drin?«

»Hauptsächlich Kleidung.«

»Ich habe Bauklötze dabei.«

Tim nahm die Tüte und kippte einen Haufen Bauklötze auf den Boden. Er begann einen Turm zu bauen, einen Klotz auf den anderen.

»Deine Basis muss breiter sein. Siehst du, wie schief er ist?« Yuri zeigte auf den Turm. »Neigungswinkel ist bestimmt schon acht Grad.«

Yuri setzte sich zu ihm auf den Boden und schob zwei lange Klötze an den Fuß des Turms. »Das erhöht Standsicherheit.«

Tim grabschte nach weiteren Klötzen und vergrößerte die Basis seines Turms, sodass sie nun vier Blöcke breit war.

Die Tür ging auf. Ein großer glatzköpfiger Mann spähte herein. Unter seiner hohen kronenartigen Stirn sah er sie mit stechend blauen Augen an. »Dr. Strelnikov?«

Yuri stand auf. »Ja?«

Der Mann errötete, dann machte er einen Schritt vorwärts und streckte ihm die Hand entgegen. »Ich bin Karl Fletcher, Direktor vom Near-Earth-Object-Programm der NASA. Schön, Sie an Bord zu haben.«

Er führte Yuri aus dem Raum. »Entschuldigen Sie das Durcheinander. Der Junge ist der Enkel einer Förderin unseres Programms. Er dürfte gleich von ihr abgeholt werden.«

»Aha.«

Fletcher räusperte sich. »Sie sind siebzehn, richtig?«

»Ja.«

Flechter zuckte entschuldigend mit den Achseln. Da verstand Yuri. Ach so. Der Sicherheitsmann hatte gedacht, Yuri sei der Enkel! Und dann hatte der Direktor auch noch zwei Kinder am Boden mit Bauklötzen spielen sehen, als er in den Raum gekommen war. Peinlicher ging’s ja nicht. Yuris Gesicht wurde heiß, und er wusste, dass das alles nur noch schlimmer machte.

Flechter schleifte ihn in einen großen offenen Konferenzraum. An der hintersten Wand standen Tische mit Kaffeekannen. Der Koffer brachte Yuri immer noch in Verlegenheit, und er schob ihn mit einem Fuß unter einen der Tische. Der Direktor stellte ihm ein paar Leute vor – die Koffeinabhängigen vom Dienst vermutlich –, und Yuri entspannte sich langsam. Sie trugen Namensschilder mit der Aufschrift »NASA« und dem Logo der Behörde, einer Umlaufbahn und einem Flügel im Stil der 50er-Jahre.

Fletcher reichte ihm ein Namensschild, und Yuri musste bei dessen Anblick lächeln. Er hatte seinen Namen zwar schon einmal auf Englisch geschrieben gesehen, aber es sah immer noch witzig aus mit dem y und dem u, für die das Russische nur einen Buchstaben brauchte. Er steckte es an sein Hemd.

»Ich weiß nicht, was Sie über diesen Gesteinsbrocken gehört haben«, sagte Fletcher. »Da Sie uns helfen werden, ihn aufzuhalten, will ich Sie mal auf den neusten Stand bringen. BR1019« – er sagte es wie ›Bie Ar Tenn Naintien‹ – »stammt nicht aus dem Asteroidengürtel, er kommt von irgendwo weit draußen. Wir wissen nicht, ob er schon einmal an der Erde vorbeigeschwenkt ist. Er könnte eine Umlaufbahn von Tausenden von Jahren haben. Oder er ist mit einem Stück Weltraummüll zusammengeprallt, was seinen Orbit vielleicht verändert hat.«

Yuri nickte. So was passierte ständig.

»Er ist dunkel, deswegen haben wir ihn erst so spät entdeckt – und er kommt aus Richtung Sonne. Das macht es natürlich noch schwieriger.« Fletcher schnappte sich einen Donut aus einer der vielen Schachteln neben den Kaffeekannen. »Ein Amateur ist auf ihn aufmerksam geworden.«

»Klingt peinlicher, als es ist«, sagte Yuri achselzuckend. »Vermutlich haben Sie nur Orte im Blick, wo Asteroiden normalerweise herkommen. Und dieser hier folgt rückläufiger Umlaufbahn.«

»Ja, das hatten wir nicht erwartet«, gab Fletcher zu. »Form, Spektralanalyse – wir hatten noch keine Zeit, das alles zu machen. Erst mussten wir uns darauf konzentrieren, den Orbit zu berechnen, und als sich herausgestellt hat, dass er uns direkt treffen würde, mussten wir die Geschwindigkeit ermitteln …«

»Dann wissen wir also, wie lange wir noch haben«, sagte Yuri.

»So ist es.«

Bei den Kaffeekannen an der Wand herrschte Hochbetrieb. Menschen gingen ständig raus und rein, ihre Schritte lautlos auf dem hellblauen Teppich.

»Also, was genau soll ich tun?«

Ein Mann mit randloser Brille und lichtem Haar näherte sich dem Tisch, aber er hatte nicht die Kaffeekannen im Visier. Etwas an seinem Schritt ließ Yuri verkrampfen. Unauffällig schob er sich vor seinen Koffer.

Der Mann legte seinen Kopf schief, und als Fletcher auf Yuri deutete, um ihn vorzustellen, sagte er schon: »Das russische Wunderkind, hm?«

Yuri war nicht sicher, was er darauf antworten sollte, oder ob es überhaupt eine Frage war. Aber er merkte, wie die Aufmerksamkeit im Raum plötzlich zu ihnen schwenkte. Die Leute sahen herüber.

»Ich bin Zach Simons.«

»Zach ist Ihr Teamleiter«, sagte Fletcher. »Zach, das ist …«

»Ja, ich weiß, wer er ist. Ich weiß nur nicht, warum er hier ist. Eine Frage, Dr. Strelnikov. Rasieren Sie sich schon?«

»Zu formellen Anlässen«, sagte Yuri und hielt Simons Blick stand. »Ich habe mich am Abend rasiert, als ich Wolf-Preis für Wissenschaftler entgegengenommen habe, zum Beispiel.«

Ein anerkennendes Raunen erhob sich im Raum, und Simons lief rot an.

»Okay«, sagte Fletcher. »Schön, dass ihr zwei euch nun kennengelernt habt.« Er führte Yuri weg von Simons auf die andere Seite des Konferenzraums. »Ihn vom Kurs abzubringen, wäre natürlich die erste Wahl«, kam Fletcher wieder aufs Thema zurück. »Aber dafür ist es zu spät. Also werden wir versuchen, ihn abzuschießen, probieren, ihn in einzelne Stücke zu sprengen, und hoffen, dass sie klein genug sind, um in der Atmosphäre zu verglühen. Das optimale Zeitfenster bietet sich, wie wir bereits wissen, wenn sich 1019 in Erdnähe befindet.«

Yuri trat ungeduldig von einem Bein aufs andere. Das wusste er schon. Jeder wusste das schon.

»Im Grunde erarbeiten wir ein riesiges mathematisches Computermodell, das ich in dreiundzwanzig Bereiche aufgeteilt habe.« Fletcher schob sich das letzte Stückchen Donut in den Mund und leckte sich die Finger ab. »Wir haben entsprechend viele Teams. Jedes arbeitet an einem Teil des Problems.«

Flechter forderte Yuri mit einem Wink auf, ihm zum anderen Ende des Konferenzraums zu folgen. Yuri holte verlegen seinen Koffer hervor und schleppte ihn hinter Fletcher her. Als ob er mit seinem Alter, das ungefähr ein Drittel von dem aller anderen hier betrug, noch nicht genug auffiel.

»Sie sind in Team elf und arbeiten mit dem charmanten Zach Simons und mit Bruce Pirkola zusammen. Das ist der Mistkerl da drüben, der sich gerade die Packung Paracetamol reinzieht. Da hinten in der Ecke, sehen Sie? Ausgerechnet in dieser Woche hat er sich einen gottverdammten Nierenstein zugelegt.« Fletcher sah Yuri forschend in die Augen. »Ich baue mal darauf, dass Sie zu jung für Nierensteine sind.«

»Ja, Sir.«

»Gut.« Er streckte Yuri einen dicken Stapel Blätter hin, der mit einer schwarzen Klammer zusammengehalten wurde. »Das ist ein Überblick über das Modell. Ihr Teilbereich ist markiert. Sie, Simons und Pirkola finden heraus, mit was wir es füttern müssen.«

»Welche Waffen benutzen wir? Wir brauchen Informationen über Masse, Geschwindigkeit …«

»Ja.« Fletcher mahlte mit dem Kiefer. »Wir haben Leute, die daran arbeiten. Sie benötigen daher keinen Zugang zur Waffenliste.«

Yuri starrte ihn an. »Das sind wichtige Informationen. Um unseren Teil zu berech…«

»Ihr Team braucht das nicht zu wissen«, sagte Fletcher.

Yuri bohrte seinen Daumennagel in den Riemen seiner Tasche. »Wie können Sie denn einigen Leuten Informationen vorenthalten, die daran arbeiten …«

»Nicht einigen«, sagte Fletcher mit einem knappen Lächeln. »Nur Ihnen. Schauen Sie, wenn Sie meinen, Details zu den Waffen würden etwas an Ihren Berechnungen ändern, fragen Sie Simons. Er ist Ihr Teamleiter. Er kann mit mir reden, und ich werde eine Lösung finden.«

Fletcher führte Yuri eine Treppe hinauf und rechts einen Flur hinunter zu einem kleinen Büro. Im Gehen klopfte er sich Puderzucker von seinem Hemd. »Das ist zeitweise Ihres. Und wir haben ein Hotelzimmer für Sie. Ein Fahrdienst wird Sie heute Abend hinbringen. Unten gibt es eine Cafeteria. Sie brauchen kein Geld, nehmen Sie sich einfach, was Sie wollen. Wir haben …«

»Arbeiten wir denn nicht ganze Nacht? Ist kritische Situation immerhin.«

»Natürlich nicht«, sagte Fletcher. »Dies hier wird Tage dauern. Der Einschlag ist am neunten Juni. Das wissen Sie, oder?«

Yuri nickte.

»Wir werden uns alle den Arsch abarbeiten, aber wir werden es schaffen. Das Letzte, was ich hier haben will, ist ein Haufen übernächtigter Zombies, die lebenswichtige Entscheidungen treffen.«

Er öffnete die Tür zu Yuris Büro. Yuri streifte die Tasche von der Schulter und stellte sie auf einem Fuß ab.

»Wenn Sie etwas brauchen, wählen Sie einfach die Eins. Die Person am anderen Ende der Leitung ist keine Sekretärin. Sie ist eine von uns. Sie können mit ihr auch über Physik sprechen, ihr erklären, was Sie brauchen, wen Sie erreichen müssen.«

Yuri fuhr sich mit der Hand durchs Haar und betrachtete dieses blassblaue Büro, das eine halbe Weltreise von zu Hause entfernt war.

»Wir müssen Gruppendenken vermeiden«, sagte Fletcher. »Stellen Sie erst mal Ihre eigenen Berechnungen an, um es dann zu dritt auszuarbeiten. Sie sollten beten, dass alle verdammt noch mal dasselbe rausbekommen. Sie müssen sich einig sein. Denn mit was auch immer Ihre Gruppe aufwartet, das ist es, was wir eingeben. Wir bauen die Gleichungen in das Computermodell ein, mit dem die Waffen programmiert werden. Verstanden?«

Yuri nickte.

»Jetzt machen Sie sich schleunigst an die Arbeit. Sie hinken sowieso schon hinterher.« Fletcher trat den Rückweg an.

»Sir? Dr. Fletcher?«

Er drehte sich um. »Ja?«

»Bin ich einziger Nicht-Amerikaner?«

»Nein, wir haben auch einen Chinesen. Er ist vor vier Stunden angekommen.« Er sah Yuri einen Moment lang in die blauen Augen, musterte sein strubbeliges blondes Haar. »Hat uns übrigens alle umgehauen, Ihre Arbeit über die Antimaterie. Wenn wir das überleben, werden Sie als jüngster Mensch überhaupt den Nobelpreis bekommen.« Er schüttelte den Kopf, dann wedelte er mit einer Hand Richtung Büro, als ob er Yuri hineinfegen wollte, und machte sich wieder auf den Weg zum Konferenzraum.

Yuri fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und rief ihm hinterher: »Dr. Fletcher? Man sagt, dass Asteroid über Los Angeles explodieren wird, mit solcher Kraft, dass er ganze Stadt zerstören wird, wenn das hier nicht funktioniert – stimmt das?«

Fletcher atmete ein, dann antwortete er matt: »Ist es das, was Moskau sagt? Das stimmt nicht. Wenn es einen Einschlag gibt, dann wird er die gesamte Region in Schutt und Asche legen. Und ein Tsunami könnte Japan von der Bildfläche verschwinden lassen.«

Yuri starrte ihn an.

»Aber«, sagte Fletcher, »ich vermute, die in Moskau fanden es wohl sinnvoll, keine Panik zu verbreiten.«

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Yuri trat in das blassblaue Büro, schnappte sich eine Rolle Kreppband und kritzelte mit Edding seinen Namen darauf. Er verglich ihn mit dem auf seinem Namensschild, nicht dass er ihn falsch schrieb, riss das Stück ab, genoss kurz den schwachen Duft nach Gummi und klebte es draußen an die Wand neben der Tür: Strelnikov, Y.A.

Dann setzte er sich an den Schreibtisch und holte aus seiner Tasche einen Taschenrechner und einen Hockey-Puck, der vom Kapitän des Dynamo-Moskau-Teams signiert war. Vor seiner Abreise aus Russland hatte er von den Zuständigen zwanzig Minuten Zeit zum Packen bekommen. Also hatte er schnell Kleidung und ein paar Fachbücher in seinen Koffer geschmissen. Aber als es daranging, Erinnerungsstücke einzupacken, wusste er nicht, was er mitnehmen sollte. Er würde in seinen jungen Jahren nicht hier stehen, wo er jetzt war, wenn er nicht auch eine ganze Menge aufgegeben hätte. Das hieß, er besaß keinen Schuhkarton voller Fotos mit Freunden und abgerissener Eintrittskarten.

Also hatte er, während der Fahrer draußen vor der Tür ungeduldig mit dem Fuß wippte, ein Foto von seinem Doktorvater – Dr. Kryukov, einem großartigen alten Mann mit ziemlich beeindruckenden Augenbrauen – und den Puck, sein einziges wahres Erinnerungsstück, eingesteckt. Das Foto war nicht gerahmt, also behielt er es in der Tasche. Zu wissen, dass es da war, reichte ihm.

Yuri rollte den Puck unter seiner Handfläche hin und her, ließ ihn los und auskullern. Dann breitete er die Blätter vor sich aus und überflog sie, um sich einen groben Überblick zu verschaffen. Er musste verstehen, was er zu tun hatte, und dann mit seinen Teammitgliedern sprechen.

Aber Fletchers Worte hörten nicht auf, in seinem Schädel zu kreisen. Wie der Vogel, den er einmal in der Kuppel einer Bibliothek beobachtet hatte. Er hatte die Orientierung verloren und war in immer schneller werdenden Kreisen geflogen, bis er schließlich heruntergefallen war – tot, noch bevor er auf dem Boden aufgekommen war.

»Wenn wir das überleben.«

Yuri hatte sich gerade in die Umlaufbahn des Asteroiden begeben.

Sie hatten genug Zeit, die Berechnungen vorzunehmen, das Computermodell zu erstellen, das die Raketen auf ihr Ziel lenken würde. Es würde harte Arbeit sein, aber sie hatten Zeit. So viel, dass Fletcher wollte, dass sie gut schliefen und sogar ein bisschen entspannten. Yuri würde seine Arbeit machen, Simons und Pirkola würden ihre Lösungen ausrechnen. Sie würden sie vergleichen, und da sie alle wussten, was sie taten, würden sie auf dasselbe Ergebnis kommen. Sie würden Fletcher ihren Teil übergeben, und die Amerikaner würden den Asteroiden abschießen. Yuri würde nach Hause fahren, sich als Helden feiern lassen und vielleicht sogar flachgelegt werden.

Und wenn es nicht funktionierte?

Er war siebzehn und er würde in drei Wochen sterben.

Wer trauerte dann um ihn? Gregor Kryukov. Und seine Mutter natürlich. Man würde ihr vermutlich eine Notiz auf dem Schreibtisch hinterlassen, die sie läse, wenn sie Zeit dazu hätte. Aber er würde keines dieser normalen toten Kinder sein, deren Name auf dem Schild einer Parkbank verewigt wurde. Er würde keine Bank bekommen. Er wollte auch gar keine. Er wollte den Nobelpreis.

Nein – nachdem er und sein Team ihren Teil der Berechnungen angestellt hatten, würde er einfach wieder zurück nach Moskau fliegen. Schon jetzt wurde ihm bei der Vorstellung mulmig, Fletcher zu erklären, dass er wieder abreisen würde, dass er sein Bestes gegeben hatte, und er, wenn es nicht funktionierte, beim Einschlag nun mal nicht in Pasadena sein wollte. Aber zumindest wäre es nicht der sozial verkorksteste Moment, den er jemals gehabt hatte.

Yuri ließ seine Finger knacken, stellte den Puck auf seine Seitenfläche – das brachte Glück – und begann zu lesen. Im Flur rumpelte der Fahrstuhl, oder jemand schob einen Servierwagen vorbei und verteilte Getränke. Machten die hier so etwas? Plötzlich rollte der Puck bis zum Rand seines Schreibtischs, hielt inne und rollte wieder in die andere Richtung. Yuri starrte ihn an. Er hatte mit hochbegabten Menschen an einer der besten Einrichtungen der Welt studiert. Er verstand etwas von den Gesetzen der Bewegung. Das hier verstand er allerdings nicht. Ein stillstehender Körper, der über den Rand des Schreibtischs flog. Auf einmal wackelten die Bücher im Regal, rückten stückchenweise vorwärts und fielen herunter. Aufgeschlagen verteilten sie sich auf dem Teppich. Und Yuri konnte das Vibrieren durch seine Füße bis zu seinen Knien spüren.

Ein Erdbeben.

Er rannte aus dem Raum. Der Flur war voller Leute, die gelassen in ihren Türrahmen standen.

»Ist Erdbeben, glaub ich!«, rief er und lief den Flur hinunter. Ein paar Türen waren geschlossen, an die er im Vorbeilaufen schlug. »Erdbeben!«

Vor dem Aufzug blieb Yuri stehen. Er stellte sich vor, wie die Kabine an ihren Kabeln baumelte, und stürzte weiter zum Treppenhaus auf der Ostseite. Die Erschütterung hörte auf, dennoch umklammerte er das Treppengeländer mit beiden Händen und hangelte sich seitwärts hinunter. Yuri war fest davon überzeugt, dass sich der Boden unter seinen Füßen gleich wieder bewegen würde. Es sah zwar lächerlich aus, was er tat, war aber definitiv besser, als drei Tage lang unter Schutt vergraben zu sein und seinen eigenen Urin trinken zu müssen.

Unten angekommen schaute er hoch und entdeckte ein Dutzend Köpfe, die aus den oberen Stockwerken auf ihn heruntersahen. Idioten. Sie würden alle sterben, und er würde den Asteroiden alleine aufhalten müssen.

Der Boden bebte noch einmal. Er winkte wie wild mit den Armen.

»Erdbeben!«, schrie Yuri über das Rumpeln hinweg. Dann rannte er durch die Tür in die Eingangshalle.

Im Konferenzraum hüpften die Kaffeekannen über den Tisch, als ob sie jetzt erst verstanden hätten, wie viel Koffein sie enthielten. Eine Lampe schwang an der Decke und erinnerte Yuri an Galileis Pendelversuche. Mit dem einzigen Unterschied, dass es bei diesem ständigen Aufbäumen der Erde für das Pendel unmöglich war, seinen Bogen zu vollenden. Und das war so furchtbar falsch.

»Hilf mir, Galilei«, murmelte er. Mehr brachte er in Sachen Gebet nicht zustande.

Yuri wandte sich zur Eingangstür. Aber sie war aus Glas. Und davon sollte man sich in einer solchen Situation lieber fernhalten, oder? Also verharrte er wie angewurzelt in der Eingangshallte, die Arme seitlich von sich gestreckt. Seine Handflächen zeigten nach unten, als ob er die Erde besänftigen wollte.

»Hey.« Es war Direktor Karl Fletcher. Der Boden beruhigte sich.

»Ist Erdbeben, glaub ich.«

»Ja, die gibt’s hier.«

»Wir müssen Gebäude evakuieren. Ich habe oben an Türen geschlagen und Leute gerufen, aber vielleicht hat es niemand gehört.«

»Im Ernst? Okay, bringen wir Sie nach draußen.« Fletcher ergriff Yuris Oberarm und zog ihn durch die Glastür, die Stufen hinunter bis auf die Straße hinaus. »Besser?«

Yuri beäugte misstrauisch den Asphalt. Das Rumpeln war vorüber, der Boden unter seinen Füßen regte sich nicht.

Drinnen würde die Lampe wieder normale Kreise drehen und dann zum Stillstand kommen. Er atmete durch.

»Niemand anderes ist rausgekommen.«

»Nee, das hier war nicht so schlimm. Aber wohl genug, um Ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, hm?«

Yuri wurde rot und schaute hoch. An den Fenstern reihten sich Leute, die auf die Straße sahen.

»Vielleicht habe ich überreagiert?«

Der Direktor lachte und klopfte ihm auf den Rücken.

»Ich wollte nicht meinen Urin trinken müssen«, sagte Yuri.

Fletcher schwieg einen Moment. »Wir haben Alternativen. Unten steht ein Getränkeautomat.«

Yuri lachte laut auf.

Fletcher begleitete ihn wieder hoch in sein Büro, eine Hand auf Yuris Arm, mit der anderen scheuchte er ärgerlich die Gaffer weg.

»Asteroid kommt schon schnell auf uns zu. Wäre schön, wenn wenigstens Erde kleine Weile an Ort und Stelle bleiben würde.«

»Es wäre verdammt noch mal schöner, wenn sie sich aus dem Weg bewegen würde«, sagte Fletcher. Er gab Yuri einen Klaps auf den Rücken. »Die Show ist vorbei. Machen Sie sich an die Arbeit.« Er schloss die Tür und ging.

Während sein Magen sich langsam wieder beruhigte, hob Yuri die heruntergefallenen Bücher auf. Dann stellte er den Puck zurück auf den Schreibtisch, setzte sich und fing an zu arbeiten.

In gewisser Hinsicht war es einfach, dem Asteroiden einen vernichtenden Schlag zu versetzen. Es richtig zu machen war das Schwere daran. Sie mussten die Erddrehung mit einberechnen, die Geschwindigkeit und die Rotation des Körpers, der auf sie zukam, die Anziehungskraft des Mondes, Sonneneruptionen, Masse und Geschwindigkeit und die Achsenneigung der Erde. Er glaubte nicht, dass der Asteroid einen der Lagrange-Punkte passieren würde, aber es wäre keine schlechte Idee, das trotzdem zu überprüfen. Auch die Corioliskraft würde die Bahn der Raketen beim Verlassen der Erde leicht verändern. Hatten die Amerikaner Waffen im All stationiert? Jemand musste das Waffensystem auswählen, den Schusswinkel und den genauen Moment des Abschusses.

Und die Berechnungen mussten haargenau sein. Denn obwohl der Asteroid für Weltraummüll sehr groß war, musste er an den richtigen Stellen getroffen werden, damit die Trümmerteile beim Eintritt in die Erdatmosphäre klein genug waren, um zu verglühen. Sonst würde es gleich mehrere Einschläge geben.

Und das Ding bewegte sich so schnell.

Yuri las sich die ganze Problematik durch, von vorne bis hinten, zwei Mal. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, etwas falsch zu verstehen – es würde keine zweite Chance geben. Sein Team musste eine kleine, aber komplexe Berechnung anstellen. Es gab mehrere Variablen und keine Möglichkeit, etwas davon in der Praxis auszuprobieren. Er war sowieso ein theoretischer Physiker – ein Mathe-Typ, keine Laborratte. Aber es war die Art von Problemstellung, für deren Ausformulierung er normalerweise ein paar Stunden brauchte, und ein Semester, um sie zu lösen. Was sie hier taten, war mehr wie ein Kreuzworträtsel. Ein paar Wörter reinkritzeln und hoffen, dass auch das letzte passte.

Yuri machte sich an die Arbeit. Als er wieder aufblickte und auf die runde Institutsuhr an der Wand gegenüber schaute, war er schockiert, wie viel Zeit verstrichen war. Er reckte sich. Dann ging er hinunter in den Konferenzraum zu den Getränken und dem Süßkram. Wenigstens bewegten sich die Kaffeetassen nicht mehr.

Yuri goss sich eine Tasse Tee ein. Eine Frau nickte ihm zu. Sie musste um die siebzig sein, ihr graues Haar war zu einem akkuraten Knoten gebunden.

Yuri schenkte ihr einen Kaffee ein.

Sie lächelte matt und nahm den Becher entgegen.

»Dr. Strelnikov, Sie sind kein Kellner. Tun Sie lieber, was Sie am besten können.« Sie neigte den Kopf zur Seite und ging.

In dem Moment betrat ein Mädchen den Raum. Yuri glotzte sie an. Seine Hand spannte sich fester um die Kaffeekanne, die er noch immer hielt. Das Mädchen gehörte eindeutig nicht hierher. Aber sie schien das nicht zu wissen. Oder vielleicht interessierte es sie einfach kein bisschen. Sie war ungefähr in seinem Alter, kleiner als der Durchschnitt, und weit davon entfernt, so dürr zu sein wie diese ganzen Topmodels. Ihr Pony war mehr gelb als blond und stand im Kontrast zu ihren schwarzen Haaren steil nach oben ab. In einer Algebra-Gleichung würde sie die Unbekannte x sein, das wusste er zu hundert Prozent.

Während Yuri am Tisch mit den Erfrischungen stand, erfasste sie ihn mit ihren dunklen Augen. Und als sie lächelte und auf ihn zuging, fühlte er einen Moment irrationale Panik in sich aufsteigen. Sie trug ein leichtes Sommerkleid und diese Schuhe mit nur einem Plastik-Riemen zwischen den Zehen. Dazu lange baumelnde Ohrringe, die beim Gehen hin und her schwangen. Er kannte sich mit Schmuck wirklich nicht aus, aber er war sich ziemlich sicher, dass in einem Gebäude der NASA etwas Baumelndes nichts zu suchen hatte.

Yuris Genialität erstreckte sich, selbst in seinen besten Zeiten, nicht auf zwischenmenschliche Beziehungen. Dieses Mädchen … er hatte so jemanden wie sie noch nie gesehen. Und sie kam auch noch schnurstracks auf ihn zu. Wie sprach man mit amerikanischen Mädchen?

Ein Wachmann eilte herbei und fing sie ab.

»Miss? Haben Sie hier dienstlich zu tun?«, fragte er schroff.

»Ähm, ich warte auf meinen Vater.«

»Arbeitet er hier?«

»Ja.«

»Wie heißt er?«

»John Collum.«

Yuri machte unauffällig einen Schritt zur Seite, damit er sie hinter dem Wachmann weiterhin sehen konnte.

»Wo ist sein Büro?«

»Ähm, er ist Hausmeister.«

»Nicht in diesem Gebäude«, sagte der Mann, als ob er eine Gefängnisstrafe verhängte.

»Nein, er ist weiter vorn bei …«

»Warum warten Sie nicht draußen, Miss?«, unterbrach sie der Wachmann und machte einen Schritt auf sie zu.

Es klang nicht wie eine Frage. Genau genommen auch nicht nach einer Drohung, aber Yuri verspürte einen Anflug von Wut. Selbst wenn der Wachmann dafür zu sorgen hatte, dass sie draußen blieb, könnte er trotzdem … netter sein.

Das Mädchen drehte sich um und verließ den Raum. Ihre Schuhe klatschten im Gehen an ihre Fußsohlen. Yuri stellte die Kaffeekanne ab und trat zur Konferenzraumtür, um ihr nachzusehen. Sie ging die Treppe hinunter und setzte sich auf den Rand eines Blumenkübels vor dem Gebäude, wo Hausmeistertöchter anscheinend sitzen durften.

Yuri kehrte zum Tisch zurück und schnappte sich, aus Hygienegründen natürlich mit einer Serviette, drei Donuts aus einer Pappschachtel. Dann riss er den Deckel von der Schachtel ab, legte das Gebäck hinein und warf noch Zuckerpäckchen und Kaffeeweißer dazu. Er balancierte den Deckel auf dem Arm, hielt ihren Kaffee in der einen und seinen Tee in der anderen Hand. An der Eingangstür stellte er fest, dass er keine Hand frei hatte, um sie zu öffnen.

»Entschuldigung, Herr Wachmann. Können Sie bitte Tür aufmachen?« Yuri genoss es, dass der Wachmann wegen ihm quer durch die Eingangshalle laufen musste. Der Mann öffnete ihm die innere Tür, und Yuri blieb im Vorraum stehen, bis er ihm auch die Außentür aufhielt.

Die Hitze schlug ihm ins Gesicht. Erst im Hinuntergehen der Treppen fiel ihm ein, dass er Angst gehabt hatte, als das Mädchen auf ihn zugekommen war. Und jetzt ging er zu ihr? Er überlegte kurz umzudrehen. Aber er wollte sich vor dem Wachmann nicht blamieren.

Das Mädchen spielte mit ihrem Handy. Als sie ihn aber sah, hellte sich ihr Gesicht mit einem Lächeln auf. Er holte tief Luft und ging zu ihr hinüber.

»Willst du vielleicht was Süßes«, sagte er und hielt ihr den Deckel hin. Dabei versuchte er, nicht auf den grünen Glitter über ihren Augen zu starren.

»Wollte ich tatsächlich! Da lag so viel auf dem Tisch … ich dachte, ich könnte mir was davon stibitzen.« Sie legte das Handy auf den Blumenkübel und griff nach einem Donut mit Cremefüllung und Schokoglasur. Helles kalifornisches Sonnenlicht fiel auf die Ringe an jedem ihrer Finger.

Yuri streckte ihr den Kaffee hin. Sie nahm ihn, rutschte zur Seite und deutete auf den freien Blumenkübelplatz neben ihr. Er zögerte und setzte sich dazu. Seine Zehen berührten gerade so den Boden. Er rückte unauffällig nach vorne, bis sein ganzer Fuß aufkam und er merkwürdig angelehnt am Kübel stand. Immerhin sah er so nicht aus wie ein Kind. Die Füße des Mädchens baumelten in der Luft, und als sie die Zehen einrollte, klatschten ihre Plastikschuhe gegen die Fersen.

»Kriegst du keinen Anschiss, wenn du hier draußen rumstehst und quatschst?«, fragte sie.

»Wie bitte?« Dann kapierte er, dass sie sein Namensschild nicht sehen konnte. Sie dachte bestimmt, er gehöre zum Catering. Er lachte. Die Frau, die ihm gesagt hatte, sich nicht wie ein Kellner zu benehmen, hätte vermutlich den Kopf geschüttelt.

»Du hast ein nettes Lachen.«

»Nein, hab ich nicht.«

»Widersprichst du mir etwa?« Sie warf ihm einen strengen Blick zu, der allerdings durch die Schokolade an ihrer Lippe sabotiert wurde.

»Ja.«

»Warum?«

»Weil du nicht recht hast. Mein Lachen klingt komisch.« Warum hatte er zugegeben, dass er sein Lachen nicht mochte?

»Na ja, ich mag es. Aber du kannst es wahrscheinlich gar nicht benutzen, bei diesen aufgeblasenen Trotteln da drin.«

Yuri wurde rot. Das war bestimmt die Kombination aus Tee und Sonne, denn warum sollte es ihn kümmern, was sie dachte?

»Ihre Arbeit ist sehr bedeutend«, sagte er.

»Ja, aber sie könnten netter sein, während sie so Bedeutendes tun.«

Da sie recht hatte, erwiderte er nichts. Er nippte an seinem Tee und dachte angestrengt nach, was er sagen könnte. Das Problem an einer Unterhaltung war, dass man etwas über die andere Person wissen musste. Zum Beispiel was sie interessierte. Und wie sollte man das wissen, wenn man die Unterhaltung noch nicht geführt hatte?

»Gehst du zur Schule?«

Er wollte ihr schon gratulieren, dass ihr etwas eingefallen war, aber vielleicht war es für sie nicht so schwer wie für ihn. »Nein, ich bin fertig.«

»Abgebrochen oder Abschluss gemacht?«

»Oh. Ähm, Abschluss gemacht.«

»Das ist gut. Dann kannst du aufs College gehen, wenn du möchtest.«

Er nickte nur. Sie schwiegen einen Moment.

»Ich wünschte, ich wäre mit der Schule fertig«, sagte sie.

»Warum?«

Sie starrte in ihren Kaffeebecher. »Na ja, ich hasse meinen Mathelehrer.«

Er zuckte zurück. »Ernsthaft?«

»Ja. Warum, stehst du etwa auf Mathe?«

»Sehr. Sie ist Sprache des Universums.«

Sie schnaufte verächtlich. »Dann beschimpft mich das Universum die ganze Zeit.«

Am liebsten hätte ihr Yuri auf der Stelle die Schönheit von Mathematik erklärt. Die Eleganz einer Gleichung, die Schlichtheit in der Komplexität. Den Nervenkitzel, die Wahrheit zu berühren und zu wissen, dass sie uralt und unanfechtbar, tief und beständig war. Aber er war ein Mathematiker, ihm fehlten die Worte, um das zu tun – zumindest auf Englisch. Auf Russisch vermutlich auch.

»Ich mag Algebra nicht«, sagte sie. »Aber vor allem liegt es an meinem Lehrer. Ich meine, er könnte doch sein Leben lang nach x suchen, ohne so ein Arschloch zu sein, oder nicht?«

Yuri nickte vorsichtig. Er sprach mit einem hübschen amerikanischen Mädchen über Mathe. Etwas noch Besseres würde ihm das Leben wohl kaum bieten können – trotzdem wusste er nicht, was er als Nächstes tun sollte. Er warf einen kontrollierenden Blick auf seine Ärmel, froh, dass er sie hochgekrempelt hatte. Zumindest hatten seine Arme heute nicht beschlossen, noch mehr in die Länge zu schießen. Das Hemd schien noch zu passen.

Yuris Tee schwappte im Becher, und dann hörte er das Rumpeln. »Ist noch ein Erdbeben, glaube ich.«

Er stellte seinen Becher auf den Mauerabsatz und ging Richtung Straße. Die Arme von sich gestreckt, sah er die Gebäude hinauf.

»Ja, das ist ein Nachbeben«, sagte das Mädchen. »Die Seismologen der Technischen Hochschule Kaliforniens gehen davon aus, dass wir vermutlich ein paar von denen haben werden.«

»Ein paar? Mehr als eins?«

Sie zuckte die Achseln. »Man weiß nie.«

»Du musst dich auf Straße stellen.« Er winkte sie zu sich. »Ist sicherer. Falls Glas runterfällt.«

»Wird schon gut gehen.« Sie leckte die Cremefüllung aus ihrem Donut.

»Nein«, sagte Yuri. »Ich muss darauf bestehen.« Breitbeinig, um das Gleichgewicht zu halten, ging er zum Blumenkübel zurück.

»Howdy, Cowboy«, sagte das Mädchen.

Er hatte keine Zeit herauszufinden, was sie meinte, weil er ihr schleunigst den Kaffee aus der Hand nehmen musste. Dabei hoffe er, dass seine Finger ihre streiften. Taten sie nicht. Er stellte den Becher auf den Kübel und führte sie auf die Straße.

»So ist okay, denke ich«, sagte er und musterte die Gebäude um sie herum.

»Gleich wird uns wer überfahren.«

»Ist Erdbeben! Hält Verkehr nicht an?«

»Nicht für so eins.« Sie wollte etwas sagen, hielt aber inne und sagte stattdessen: »Da drüben ist mein Vater. Danke für den Donut.«

»Nimm einen für ihn mit.«

Sie lächelte ihm zu, und sein Magen machte einen letzten Salto, obwohl das Rumpeln unter seinen Füßen bereits aufgehört hatte. Das Mädchen lief zurück zu den Donuts auf dem Deckel und nahm sich einen mit den Fingern heraus. Yuri zuckte zusammen bei diesem Mangel an Hygiene. Dann rannte sie über die Straße und schob ihre Hand in die des Mannes, als ob es das Natürlichste der Welt wäre. Der Mann aß seinen Krapfen im Weggehen, sie drehte sich um und winkte ihm.

Yuri griff nach seinem Tee und schaute ihr nach, bis sie außer Sicht war.

Als er sich zum Gebäude wandte, sah er ihr Handy auf dem Kübel liegen. Er nahm es und aktivierte den Bildschirm, um ihre Kontakte zu öffnen. Unter »Zuhause« fand er eine Nummer, aber nach wem sollte er fragen? Es würde wesentlich sinnvoller sein, sich ihre Seiten in den sozialen Netzwerken anzuschauen, um ihren Namen herauszufinden. Natürlich nur, damit er das Handy ordnungsgemäß zurückgeben konnte. Das war kein Spionieren, das war ritterliche Tugend.

Es gab Fotos von einem Picknick mit einem Mädchen, das anscheinend Mary hieß, und Selfies in einem Kunstmuseum. Im selben Augenblick hörte er das vertraute Klatschen von Plastiksohlen. Er schaute auf und sah das Mädchen um die Ecke biegen, wie sie zu ihm zurückrannte, ihr Sommerkleid ein Farbklecks zwischen den weißen Gebäuden. Yuri ging ihr entgegen und schloss mit seinem Daumen unauffällig ihre Social-Media-Seiten. Sie lächelte, und er streckte ihr das Handy hin.

»Danke. Ich kann nicht glauben, dass ich es liegen gelassen habe.« Und weg war sie wieder.

Yuri stand da und sah zu, wie sie sich ein zweites Mal entfernte. Dann wandte er sich wieder dem Blumenkübel zu, um die Schachtel wegzuräumen. Immerhin hatte er ihre Telefonnummer, auch wenn er ihren Namen nicht kannte.

Er hatte die Telefonnummer von einem hübschen amerikanischen Mädchen, das eventuell Hilfe bei Mathe gebrauchen könnte. Er stopfte die Schachtel in einen Mülleimer vor dem Gebäude und lächelte, als er die Eingangshalle betrat.

Dann blieb er stehen. Er konnte sich nicht an sie erinnern. An die Nummer unter »Zuhause«! Er konnte sich nicht erinnern, wie sie lautete!

Das wohl größte Versagen in der Geschichte der Mathematik.

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Der Jetlag hatte ihn schließlich eingeholt. Yuri saß aufrecht am Tisch und döste, als ein schwacher Tritt an die Tür ihn hochschrecken ließ.

»Wir sind’s, Simons und Pirkola. Sie sind in unserem Team.«

»Oh.« Was sagten Amerikaner, um jemanden hereinzubitten? »Treten Sie frei herein.« Genau. Das klang gut.

Simons schmunzelte, als er mit zwei Tellern in der Hand im Büro erschien. Unter die Arme hatte er Wasserflaschen geklemmt. Pirkola kam hinterher, fahl, seine Hände um eine mit Zellophanfolie bedeckte Schüssel Apfelmus. Was von Pirkolas Haar noch übrig war, war dunkel, und er hatte beträchtliche Bizepse, die unter einem marineblauen Polo zur Schau gestellt waren. Er hatte mit Sicherheit ganz schön viel Zeit im Fitnessstudio verbracht.

Yuri war leicht enttäuscht, dass ihnen nicht allen die gleichen Hemden ausgehändigt worden waren. In einem Sportteam war er noch nie gewesen. Das hier war die beste Gelegenheit, Teil einer Gruppe zu sein. Und es war keine so abwegige Idee. Auch die Kosmonauten hatten einheitliche Hemden. Irgendjemand beim Near-Earth-Object-Programm hätte daran denken sollen.

»Ich hab mir gedacht, wir könnten gemeinsam zu Abend essen. So haben wir Gelegenheit, uns zu unterhalten.« Simons reichte Yuri einen Teller.

»Ich bin nicht für viel zu gebrauchen. Verdammter Nierenstein«, sagte Pirkola.

»Kann man im Krankenhaus nichts mit Lasertechnik machen?«, fragte Yuri.

»Ich will keine Zeit vergeuden, bis wir nicht unseren Teil berechnet haben.« Pirkola nahm die Zellophanfolie von seinem Apfelmus und betrachtete es stumm. Die Wassertropfen auf dem Plastik harmonierten mit seiner schwitzenden Oberlippe. »Was haben Sie bisher gemacht?«

»Äh … ich gewöhne mich gerade … ein. Schaue mir unsere Aufgabe an.« Er fragte sich, ob Simons noch einen Wunderknaben-Witz reißen würde, aber er schien in Frieden gekommen zu sein.

»Wir hätten dieses Ding früher finden sollen«, sagte Simons und trank einen Schluck aus seiner Wasserflasche. »Das lässt mich einfach nicht los.«

Yuri zuckte die Achseln. »BR1019 stammt nicht aus Sonnensystem, und Orbit neigt stark von Bahnebene ab. Auf Punkt L4 und L5 von Sonne-Jupiter-System lag bisschen Aufmerksamkeit. Aber mit so weitem Orbit wie 1019 und Kürzungen im Budget in Russland und hier? Da hat niemand gesucht.«

»Ich weiß«, sagte Simons mürrisch.

»Es gibt ungefähr hundert Menschen auf der Welt, die nach diesen Dingern suchen.« Pirkola spielte mit seinem Löffel. »Und der Himmel ist groß.«

Sie aßen nach vorn gelehnt und sprachen miteinander, ohne dem Essen große Beachtung zu schenken. Nach einer Stunde war das Knistern eines Lautsprechers zu vernehmen, und eine Frauenstimme sagte: »Die Sonne geht unter.«

»Sonne geht unter? Sie kündigen das an?«

Simons nickte. »Von der Westlobby aus hat man einen tollen Blick. Auf geht’s.«

Yuri folgte ihm den Flur entlang zu einem dreigeschossigen Treppenhaus mit Glasfassade. Wissenschaftler standen aufgereiht auf den Treppen und über den oberen Flur verteilt, hielten sich am Geländer fest und betrachteten den Sonnenuntergang. Er war wunderschön, dachte Yuri. Lila und rosa Lichtreflexe vor einem orangefarbenen Himmel. Er war leuchtender als zu Hause. Mit kräftigeren Farben.

»Bleiben noch siebzehn«, murmelte jemand.

Einer der Wissenschaftler ging zu ein paar bunten Streifen Isolierband, die horizontal an der Wand neben dem Fenster klebten. Ganz oben war ein orangefarbener Streifen, darunter einer in Lila, dann einer in Rosa und so wiederholte es sich nach unten weiter. Der Mann riss den obersten Streifen ab, zerknüllte ihn in seiner Hand und bearbeitete ihn nervös mit den Fingern. Siebzehn Streifen waren noch übrig. Dann kapierte Yuri: siebzehn Sonnenuntergänge. Ein Streifen für jeden Tag, der noch blieb.

Es war verstörend, ihr Leben in Isolierband dargestellt zu sehen – und zu hören, wie ein Tag weggerissen wurde. Yuri war plötzlich müde. Er gähnte, und Pirkola ließ eine Hand schwer auf seinen Rücken fallen.

»Wenn du von deinem Büro aus die Eins wählst, bringt dich jemand zu deinem Hotel.«

Yuri nickte, aber er wartete noch, bis auch das letzte Glühen der orangefarbenen Strahlen erloschen war. Dann erkundete er den unteren Flur. Cafeteria, Lagerräume und weiter runter den Korridor: Stimmen. Er folgte ihnen. Yuri hörte Baritone, die sich gegenseitig übertönten und lachten, und als er näher kam, das Schnippen von Karten und Klimpern von Pokerchips auf einem Tisch. Dezibel erhoben sich und flauten wieder ab, und er sah ihre Wellen vor sich, als ob sie in einem Graphen dargestellt wären. Die Wissenschaft des gesellschaftlichen Lebens.

Er wollte zuhören, fühlte sich zu den Stimmen hingezogen. Genau wie er auf Abendspaziergängen in Moskau durch Fenster ohne Vorhänge in Häuser spähte, in denen Menschen beim Essen oder bei einem Spiel zusammensaßen, er Blicke von lächelnden Mädchen auffing, die nicht ihm galten, Männer Wodkaflaschen öffneten und sie emporhoben, während die anderen klatschten. Familie, Freunde. Während er draußen stand und das Licht sich auf die Straße ergoss, fast bis zu seinen Füßen.

Yuri wollte in der Nähe bleiben und bog um die nächste Ecke. Vielleicht schnappte er etwas Interessantes auf. Die Stimmen kamen jedoch aus einem Belegschaftsraum mit sperrangelweiter Tür, und er stand nun direkt vor ihr. Vier Männer in Hausmeistergrau blickten zu ihm auf, wobei ihr Lächeln langsam verschwand. Sie saßen auf zusammengewürfelten Stühlen um einen kleinen Tisch voller Pokerchips. Zwei der Männer waren schwarz, einer Lateinamerikaner, einer weiß. Die Pokerchips waren rot, weiß und blau. Die ganze Szene sah fast übertrieben amerikanisch aus.

»Verlaufen?«, rief ihm einer von ihnen zu.

»Ähm … nein. Ich schau mich nur um …«, sagte Yuri verlegen, obwohl er nicht wusste warum, und wollte weitergehen.

»Wir machen grad Pause«, sagte der ältere Schwarze und schob seinen Stuhl zurück, die Karten aufgefächert an seine Brust gepresst.

Yuri zuckte mit den Schultern. Ging ihn nichts an.

»Bist du von der NASA?«, fragte der Mann. »Ein Praktikant oder so was?«

Yuri errötete. »Nein, ich bin Physiker.«

Die Männer tauschten Blicke aus.

»Du arbeitest für die? Bist du ein Genie oder so etwas?«

»Na ja … ja.«

Das brachte sie zum Lachen, und Yuri war sich nicht sicher, ob sie sich über ihn lustig machten. Er wurde wieder rot.

Der ältere Typ klopfte einladend auf eine Kiste, die mit Handbüchern gefüllt war. Yuri setzte sich auf sie. Sie war gewissermaßen der Kinderstuhl im Hausmeisterraum, aber er war froh, hier zu sein. Die Männer spielten ihre Runde zu Ende, bis der Lateinamerikaner grinsend die Chips zusammenraffte, während die anderen johlten.

»Also«, sagte der ältere Mann und sammelte die Karten ein. »Bist du der Cleverste da oben?«

»So sicher, wie hier unten die Hölle ist«, sagte der Weiße, und alle grölten.

Yuri dachte kurz nach. »Nein, vermutlich nicht. Aber es ist beeindruckend da oben.«

Sie nickten. Der ältere Mann mischte die Karten.

»Eine Frage.« Anstatt sie zu stellen, verteilte er die Karten, zwei für jeden Spieler, dann für jeden drei. Dicke schwielige Finger schoben Türmchen aus Spielchips in die Mitte des Tisches. »Also, wenn uns dieser Klumpen trifft«, sagte er und ließ eine Karte zu einem der anderen Männer gleiten, als dieser mit den Knöcheln auf den Tisch klopfte. »Wie wird das sein?«

Sie spielten weiter. Keiner von ihnen schaute zu Yuri.

Er fragte sich auf einmal, wie es für sie sein musste, hier im NEO-Gebäude die Böden zu wischen und trotzdem nicht genau zu wissen, was vor sich ging. Wie vielen Experten waren diese Männer in Uniformen, die sie für andere unsichtbar machten, in den letzten Tagen wohl begegnet? Auch er war ein paar Jahre lang nicht beachtet worden, weil er jung war – und er vermutete, sein Alter war auch der Grund, warum sie jetzt überhaupt mit ihm sprachen. Es machte ihn zum einzigen Physiker, der hier nicht unerreichbar war.

Er beschloss, ihnen die Wahrheit zu sagen. Es war eine Frage von Respekt.

»Wenn er einschlägt, wird es Erschütterung geben, Schockwellen. Nicht wenn er Erde trifft, sondern wenn er in Atmosphäre eintritt. Vorderer Teil wird heißer als hinterer Teil, und so explodiert er in Luft. Verstehen Sie? Das wird Menschen in Kalifornien umbringen. Wenn etwas von Felsbrocken übrig bleibt – und wahrscheinlich wird es das –, dann wird Einschlag auf Oberfläche Staubwolke aufwirbeln, die zu regionaler Katastrophe führt und globale Wirkung hat. Und dann folgt vielleicht noch Tsunami.«

»Mein Gott«, sagte der Weiße. »Ist es so ein Asteroid wie der, der die Dinosaurier getötet hat?«

»Nein«, sagte Yuri. »Er ist kein Erdkiller. Im schlimmsten Fall verlieren wir westliche Vereinigte Staaten, und eventuell können hier in hundert Jahren wieder Pflanzen Fuß fassen und neu anfangen. Aber«, sagte Yuri, »das ist Plan B. Plan A ist, dass wir Asteroiden aufhalten und alle weiterleben.«

»Mir gefällt Plan A«, sagte einer der Männer, und die anderen murmelten zustimmend.

»Sie haben aber noch anderes Problem«, sagte Yuri und stand auf, um zu gehen. Er nickte hinüber zum Lateinamerikaner. »Ich kann Karten zählen, und ich glaube, Sie haben einen Buben zu viel in Ihrer Hand.«

Die Hausmeister begriffen erst, als er schon um die Ecke bog. Er lächelte, als er drei von ihnen empört aufheulen hörte und einer zur Erklärung fieberhaft irgendetwas von einem fehlerhaften Blatt faselte.

Einen Tag näher am Einschlag.