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DIE AUSTRALISCHE RIESENGESPENSTSCHRECKE

EXTATOSOMA TIARATUM

Stephan Schorn

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Weibliche Nymphe Foto: S. Schorn

Inhalt

Vorwort

Systematik

Körperbau

Größe, Masse und Alter

Geschlechtsunterschiede und Färbung

Verbreitung und Lebensraum

Verteidigung

Rechtliche Grundlagen und Erwerb

Häutung

Präparation

Krankheiten und Parasiten

Ernährung

Das Terrarium

Einrichtung

Terrarienklima

Vergesellschaftung

Handhabung der Tiere

Vermehrung

Dank

Weitere Informationen

Verwendete und weiterführende Literatur

Bildnachweis:

Titel:

Adultes Weibchen von Extatosoma tiaratum Foto: A. Esch

Kleines Bild:

Juveniles Weibchen auf einer Brugmansia-Blüte Foto: S. Schorn

Seite 1:

Adultes Weibchen, grünliche Farbmorphe Foto: S. Schorn

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eISBN: 978-3-86659-348-0

© 2009 Natur und Tier - Verlag GmbH

An der Kleimannbrücke 39/41

48157 Münster

www.ms-verlag.de

Geschäftsführung: Matthias Schmidt

Lektorat: Kriton Kunz & Heiko Werning

Layout: Ludger Hogeback – hohe birken

Vorwort

HALTUNG und Nachzucht von Gespenst- und Stabschrecken sowie Wandelnden Blättern, die zusammengefasst die Insektenordnung der Phasmatodea bilden und als Phasmiden bezeichnet werden, gewinnen in der Terraristik immer mehr Anhänger. Besonders die Australische Riesengespenstschrecke (Extatosoma tiaratum) erfreut sich dank ihres skurrilen Äußeren schon seit längerer Zeit wachsender Beliebtheit und ist unter allen Gespenstschrecken die populärste und am häufigsten im Terrarium gepflegte Art.

In der Reihe „Art für Art” bietet sich nun die Möglichkeit, diese interessante und schön anzusehende Gespenstschrecke genauer zu beschreiben und eingehender auf ihre Haltungs- und Nachzuchtbedingungen hinzuweisen, als es in der allgemeinen Phasmidenliteratur bislang gegeben war, in der die jeweiligen Arten zumeist nur steckbriefartig abgehandelt sind. So vielseitig und unterschiedlich, wie Aussehen und Lebensweise der verschiedenen Phasmidenarten sind, so unterschiedlich sind aber auch die Haltungsbedingungen, die sich bei E. tiaratum sogar schon bei den Nymphen und Imagines unterscheiden. Beachtet man die einfach zu gestaltenden Haltungsbedingungen, lässt sich E. tiaratum auch vom Einsteiger ins Hobby der Terraristik leicht nachzüchten und über viele Generationen hinweg halten. Im Gegensatz zu den meisten anderen Phasmidenarten hält sich E. tiaratum tagsüber nur selten versteckt und ist auch am Tage aktiv, was diese genügsamen Tiere zu begehrten Pfleglingen macht.

Seit über 20 Jahren halte ich Insekten im Terrarium, seit etwa zehn Jahren züchte ich Phasmiden nach, was sich anfangs – ohne Internet und spezielle Literatur – bei vielen Arten oft als schwierig erwies und Enttäuschungen mit sich brachte. Mit den in diesem Buch zusammengetragenen Informationen und Erfahrungen mit der Haltung und Nachzucht der Australischen Riesengespenstschrecke möchte ich Ihnen einen umfassenden Einblick in die geheimnisvolle Welt der Phasmiden und natürlich speziell von E. tiaratum bieten. Durch die Beobachtung der eigenen Tiere wird der Halter erst wirklich in diesen verborgenen Mikrokosmos der „Gespenster der Nacht” hineingeführt.

Von der Unzahl der Insektenarten, die unseren Planeten bevölkern, ist bislang etwa eine Million verschiedener Arten entdeckt und beschrieben worden. Gerade unter den nahezu perfekt getarnten Gespenstschrecken werden jedes Jahr etliche neue Arten beschrieben, und die interessantesten Beobachtungen lassen sich bei den Tieren oft im Terrarium machen. Willkommen also in der Insektenwelt, wo es besonders bei den Phasmiden noch so vieles zu entdecken gibt!

Stephan Schorn,

Münster, im Frühjahr 2009

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Australische Riesengespenstschrecken sind faszinierende Terrarienpfleglinge. Foto: T. Adam

Systematik

IM Stamm der Gliederfüßer (Arthropoda) und dem Unterstamm der Tracheentiere (Tracheata) zählen Phasmiden (Ordnung Phasmatodea) zur Klasse der Insekten (Insecta). Die bislang etwa 3.000 beschriebenen Phasmidenarten werden in fünf Familien mit 16 Unterfamilien unterteilt. Etliche Arten der Phasmiden werden oft mit demselben Trivialnamen bezeichnet, der sich von Land zu Land unterscheidet. So werden in Deutschland z. B. verwandte Arten und Unterarten allgemein als Riesengespenstschrecken bezeichnet, wenn es sich um größere Tiere (etwa größer als 10 cm) handelt, kleinere Spezies dagegen oftmals als Zwerggespenstschrecken. Je nach der Form des Körperbaus werden lang gestreckte, langbeinige Arten als Stabschrecken, die kompakteren, gedrungeneren Arten allgemein als Gespenstschrecken bezeichnet. Die Wandelnden Blätter (Phyllidae) bilden die dritte Form.

WUSSTEN SIE SCHON?

Der deutsche Begriff „Gespenstschrecke“ wurde von der wissenschaftlichen Bezeichnung Phasmatodea abgeleitet. „Phasma“ stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Gespenst“.

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Kopfporträt eines weiblichen Extatosoma tiaratum Foto: S. Schorn

In der Fachliteratur und der populärwissenschaftlichen Terraristikliteratur dagegen wird durch den wissenschaftlichen Artnamen weiter differenziert, da dieser internationale Gültigkeit besitzt und eine genaue Bestimmung der jeweiligen Phasmide ermöglicht. So wird z. B. der deutsche Name „Australische Riesengespenstschrecke” nicht nur für Extatosoma tiaratum (MACLEAY, 1826), sondern u. a. auch für E. popa verwendet – die eindeutige Klassifizierung erfolgt daher erst durch die wissenschaftlichen Namen. HENNEMANN & CONLE führten 2008 eine Revision der orientalischen Phasmatodea durch. Demnach stehen die Australischen Gespenstschrecken nun innerhalb der Familie Phasmatidae in der eigenen Unterfamilie Extatosomatinae, mit dem Tribus Extatosomatini. Sie bilden die einzige Gattung dieser Unterfamilie, nämlich Extatosoma. Früher wurden bis zu sechs Arten dieser Gattung unterschieden, nach der erwähnten Revision sind nur noch zwei Arten mit jeweils zwei Unterarten anerkannt:

image Extatosoma popa

Extatosoma popa carlbergi BECCALONI, 1993

Extatosoma popa popa STÅL, 1875

image Extatosoma tiaratum

• Extatosoma tiaratum bufonium WESTWOOD, 1874 (Syn. = Extatosoma elongatum FROGGATT, 1922)

• Extatosoma tiaratum tiaratum (MACLEAY, 1827) (Syn. = Extatosoma hopii GRAY, 1833)

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Links: männliche Imago von Extatosoma tiaratum; rechts: eine männliche Imago von Heteropteryx dilatata Foto: S. Schorn

Nur E. tiaratum jedoch wird seit einigen Jahrzehnten im Terrarium nachgezüchtet und häufig auch in Zoofachhandlungen angeboten. Von anderen Gattungen unterscheidet sich Extatosoma deutlich durch den aufgetrieben wirkenden Hinterleib. Allenfalls die männlichen Imagines (erwachsene Exemplare) könnten mit männlichen Heteropteryx dilatata verwechselt werden, die aber stärker bedornt sind, weinrote Flügel unter den Deckflügeln besitzen und kräftiger gebaut sind.

Körperbau

DER Körper von E. tiaratumE. tiaratumE. tiaratum