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BARNARDS NAMIB-TAGGECKO

RHOPTROPUS BARNARDI

Beate Röll

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Junges Männchen von Rhoptropus barnardi

Inhalt

Vorwort

Kurze Systematik der Geckos

Die Gattung Rhoptropus

Taxonomie von Rhoptropus barnardi

Verbreitung

Beschreibung

Unterscheidung der Geschlechter

Lebensweise und Verhalten

Natürliche Feinde

Gesetzliche Bestimmungen

Erwerb, Transport und Quarantäne

Vergesellschaftung mit anderen Reptilien

Beheizung

Beleuchtung

Luftfeuchtigkeit

Ernährung

Versorgung mit Wasser

Versorgung mit Vitaminen und Mineralien

Krankheiten

Paarungsverhalten

Eiablage

Inkubation der Eier

Beschreibung der Jungtiere

Aufzucht von Schlüpflingen und Jungtieren

Weitere Informationen

Weiterführende und verwendete Literatur

Bildnachweis:

Titel: Männchen von Rhoptropus barnardi

Kleines Bild: Hinterfuß von Rhoptropus barnardi

Seite 1: Rhoptropus barnardi an der östlichen Verbreitungsgrenze südlich des Etosha-Parks, Namibia

Alle Fotos von der Autorin

Die in diesem Buch enthaltenen Angaben, Ergebnisse, Dosierungsanleitungen etc. wurden von der Autorin nach bestem Wissen erstellt und sorgfältig überprüft. Da inhaltliche Fehler trotzdem nicht völlig auszuschließen sind, erfolgen diese Angaben ohne jegliche Verpflichtung des Verlages oder der Autorin. Beide übernehmen daher keine Haftung für etwaige inhaltliche Unrichtigkeiten. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Ubersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, gespeichert oder vervielfältigt werden.

eISBN: 978-3-86659-330-5

© 2007

Natur und Tier - Verlag GmbH

 

An der Kleimannbrücke 39/41

 

48157 Münster

 

www.ms-verlag.de

Geschäftsführung: Matthias Schmidt

Lektorat: Heiko Werning, Mike Zawadzki & Kriton Kunz

Layout: Ileana Soana - hohe birken

Vorwort

DIE Angehörigen von 14 der rund 100 Gattungen der Geckos sind überwiegend am Tage aktiv. Zu den in der Terraristik bekanntesten tagaktiven Gattungen zählen Phelsuma und Lygodactylus; weniger bekannt sind Gattungen wie Gonatodes, Sphaerodactylus, Cnemaspis und auch Rhoptropus. Die Gattung Rhoptropus umfasst die Namib-Taggeckos, die als Stein- oder Felsbewohner ausschließlich in den trockenen, zum Teil wüstenartigen Regionen im Westen des südlichen Afrikas vorkommen. Die Namib-Taggeckos weisen im Vergleich mit den meisten anderen tagaktiven Geckos einige Besonderheiten auf. So können sie z. B. ihre Iris wie nachtaktive Geckos zu einem schmalen Pupillenschlitz schließen.

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Ein vier Tage alter Schlüpfling wärmt sich auf dem Finger.

Auf Börsen werden gelegentlich Nachzuchten von Barnards Taggecko (Rhoptropus barnardi) angeboten, der in diesem Buch vorgestellt werden soll. Dies ist die kleinste Art unter den Namib-Taggeckos; sie lässt sich in Terrarien, die ihrem Lebensraum entsprechend eingerichtet sind, gut halten und auch vermehren, wenn man einige Besonderheiten in der Haltung der Geckos und in der Aufzucht der Jungtiere berücksichtigt. Dieses Buch soll dem Leser die Biologie dieses steinbewohnenden, lebhaften Geckos nahe bringen und dabei helfen, die Tiere artgerecht unterzubringen und erfolgreich nachzuzüchten.

Um den Text besser lesbar zu gestalten, sind Literaturzitate nur bei Fragen der Systematik, wo sie zum Verständnis unmittelbar notwendig sind, angegeben. Verwendete sowie zusätzlich weiterführende Literaturstellen sind am Ende des Buches aufgelistet.

Beate Röll
Wennigsen, im Frühjahr 2007

Kurze Systematik der Geckos

GECKOS gehören zur Familie der Haftzeher, den Gekkonidae. Diese wird nach BÖHME (2004) und anderen Autoren in die Unterfamilien Eublepharinae (Lidgeckos), Sphaerodactylinae (Kugelfingergeckos), Gekkoninae (Eigentliche Geckos) und Diplodactylinae (Doppelfingergeckos) unterteilt, letztere mit den beiden Triben (Tribus = Gattungsgruppe) Diplodactylini und Carphodactylini. Die Gekkonidae werden mit ihrer Schwestergruppe Pygopodidae (Flossenfüße) in der Zwischenordnung Gekkota zusammengefasst. Diese gehört zur Unterordnung Sauria (Echsen), die zusammen mit den Schlangen die Ordnung der Squamata (Schuppenkriechtiere) bildet. Die Squamata gehören zur Unterklasse der Lepidosauria und diese zur Klasse der Reptilia (Reptilien). Die Reptilien bilden zusammen mit sechs weiteren Klassen den Unterstamm der Vertebrata oder Craniota (Wirbel- oder Schädeltiere).

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Weibchen von Rhoptropus barnardi

Manche Autoren sprechen den Unterfamilien der Geckos – meist mit Ausnahme der Sphaerodactylinae – den Rang von Familien zu und betrachten die Flossenfüße als die nächsten Verwandten der diplodactylinen Geckos (z. B. KLUGE 1987). Die Sphaerodactylinae werden dabei als Tribus Sphaerodactylini innerhalb der Gekkonidae geführt. Eine weitere Möglichkeit der systematischen Einteilung – diesmal nach einem molekulargenetischen Merkmal – geben HAN et al. (2004) an: Hier teilen sich die Geckos auf fünf Familien auf (Eublepharidae, Gekkonidae, Diplodactylidae, Carphodactylidae, Pygopodidae). Die Kugelfingergeckos werden dabei wieder als Unterfamilie der Gekkonidae geführt.

Dieses Buch folgt der praktikablen Einteilung nach BÖHME und etlichen anderen Autoren, da wesentliche Merkmale gegen eine Schwestergruppierung der Pygopodiden und diplodactylinen Geckos sprechen (z. B. RÖLL & HENKEL 2002). Zudem betreffen die Änderungen in der systematischen Gruppierung im Wesentlichen nur die Rangstufe der früheren Unterfamilien bzw. Gattungsgruppen, und die Zuordnung eines kategorialen Rangs ist lediglich eine Frage der Zweckmäßigkeit und der Übereinkunft (SUDHAUS & REHFELD 1992).

Die Gattung Rhoptropus

DIE Gattung Rhoptropus wurde 1869 von PETERS mit der Typusart R. afer im Monatsbericht der Akademischen Wissenschaft Berlin beschrieben. Unter einer Typusart versteht man diejenige Art, anhand derer eine Gattung erstmals beschrieben wurde. Als Gattungssynonym findet man manchmal in älterer Literatur die in der Schreibweise leicht abweichende Bezeichnung Rhotropus, die FITZSIMONS (1943) in seiner Übersicht über die Echsen Südafrikas verwendet.

Die Gattung wird als monophyletische Gruppe angesehen und umfasst insgesamt sechs Arten. Manche Autoren listen zusätzlich die Art R. braconnieri (THOMINOT, 1878) auf, deren Typuslokalität mit „aux environs du Lac N’Gami” (Umgebung des Ngami-Sees, Botswana) angegeben wird. Schon BOULENGER (1910) synonymisierte diese Art aufgrund ihrer in der Erstbeschreibung dargestellten Eigenschaften mit R. afer. Das Typusexemplar sollte im Museum von Paris hinterlegt sein, ist aber anscheinend verschollen. Bisher ist R. braconnieri ausschließlich von der Typuslokalität bekannt, und es wurde kein weiteres Exemplar der Gattung Rhoptropus aus Botswana oder dem Grenzgebiet Botswana/Namibia beschrieben (AUERBACH 1987). Die Ortsangabe wird daher als irrtümlich angesehen, und es wird angenommen, dass das Exemplar aus Namibia stammte.

Systematische Stellung der Gattung Rhoptropus im Stamm der Chordata

Stamm

Chordata (Chordatiere)

Unterstamm

Vertebrata / Craniota (Wirbeltiere/ Schädeltiere)

Klasse

Reptilia

Unterklasse

Lepidosauria

Ordnung

Squamata (Schuppenkriechtiere)

Unterordnung

Sauria (Echsen)

Zwischenordnung

Gekkota (Geckoartige)

Familie

Gekkonidae

Unterfamilie

Gekkoninae

Gattung

Rhoptropus

Liste der Namib-Taggeckos der Gattung Rhoptropus

R. afer PETERS, 1869

R. barnardi HEWITT, 1926

R. biporosus FITZSIMONS, 1957

R. boultoni SCHMIDT, 1933

R. b. boultoni SCHMIDT, 1933

R. b. benguellensis MERTENS, 1938

R. b. montanus LAURENT, 1964

R. bradfieldi HEWITT, 1935

R. b. bradfieldi HEWITT, 1935

R. b. diporus HAACKE, 1965

R. taeniostictus LAURENT, 1964

Die Unterarten von R. boultoni sind geographisch voneinander getrennt und unterscheiden sich z. B. in der Größe und einigen Schuppenmerkmalen. Die Unterarten von R. bradfieldi sind dagegen geographisch nicht klar voneinander abgegrenzt. Rhoptropus bradfieldi diporus wird von BAUER & LAMB (2001) aufgrund geringer Unterschiede in Größe und Form der vergrößerten Schuppen im Präanalbereich und auf der Unterseite der Oberschenkel sowie aufgrund sehr geringer genetischer Unterschiede zur Nominatform als eigene Art angesehen. Allerdings finden die gleichen Autoren auch bisher genetisch nicht untersuchte Exemplare, die „Zwischenstadien” hinsichtlich des genannten morphologischen Merkmals darstellen, sodass eine Aufwertung zur Art fragwürdig oder zumindest verfrüht erscheint.

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Rhoptropus afer, die Typusart der Gattung

Verbreitung und Lebensweise

Die Arten der Gattung RhoptropusR. aferRhoptropus aferRhoptropus