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DIE ERDNATTER

PANTHEROPHIS OBSOLETUS

(ELAPHE OBSOLETA)

Dieter Schmidt

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Pantherophis o. deckerti Foto: B. Love/Blue Chameleon Ventures

Inhalt

Vorwort

Zur Biologie der Erdnattern

Haltungsvoraussetzungen und Erwerb der Tiere

Das Terrarium

Terrarientechnik und -klima

Terrarieneinrichtung

Die Ernährung

Zur Pflege von Erdnattern

Gesundheit und Hygiene

Vermehrung im Terrarium

Aufzucht

Farb- und Zeichungsvarianten

Weiterführende Literatur

Bildnachweis

Foto: B. Love/Blue Chameleon Ventures

Die in diesem Buch enthaltenen Angaben, Ergebnisse, Dosierungsanleitungen etc. wurden vom Autor nach bestem Wissen erstellt und sorgfältig überprüft. Da inhaltliche Fehler trotzdem nicht völlig auszuschließen sind, erfolgen diese Angaben ohne jegliche Verpflichtung des Verlages oder des Autors. Beide übernehmen daher keine Haftung für etwaige inhaltliche Unrichtigkeiten.

eISBN: 978-3-86659-310-7

© 2004Natur und Tier - Verlag GmbH

An der Kleimannbrücke 39/41

48157 Münster

www.ms-verlag.de

Geschäftsführung: Matthias Schmidt

Lektorat: Heiko Werning & Kriton Kunz

Layout: Angela Neuhäuser

Vorwort

DER Wunsch vieler Menschen, sich ein Stück Natur ins Heim zu holen, ist nicht neu. Mit zunehmender Verstädterung der Lebensweise nimmt die Pflege exotischer Pflanzen und Tiere in Haus und Garten an Umfang und Intensität zu. Eine sich stetig ausweitende Zubehörindustrie unterstützt diesen Trend. So ist es nicht verwunderlich, dass neben der Pflege von Zimmerpflanzen, Vögeln oder Aquarienfischen auch die Terraristik immer mehr Anhänger findet. Für viele Interessenten erwecken dabei Schlangen als besonders ungewöhnlich und geheimnisvoll erscheinende Pfleglinge eine besondere Faszination. Dank fortschreitenden Erkenntniszuwachses ist die Vermehrung dieser Tiere kein unlösbares Problem mehr, und von zahlreichen Arten ist keine Entnahme aus natürlichen Ressourcen mehr erforderlich. Zu diesen Reptilien gehören auch die Erdnattern, Vertreter einer Art aus der Familie der Nattern, die neben ihren nahen Verwandten, den allseits bekannten Kornnattern, eine weite Verbreitung in den Terrarien gefunden haben. Einen besonderen Reiz üben dabei sicher auch die sich in Färbung und Zeichnung so sehr voneinander unterscheidenden fünf Unterarten aus. Als Nattern Nordamerikas eignen sie sich unter den natürlichen europäischen Licht- und Temperaturverhältnissen besonders zur Pflege in unseren Terrarien. Dazu kommt, dass sie sich relativ einfach vermehren lassen. Und was ist für den interessierten Terrarianer ein größeres Erfolgserlebnis, als eine kleine Schar Jungtiere seiner eigenen Schlangen aufziehen zu können? Dazu kommt, dass Erdnattern eine recht handliche Größe nicht überschreiten, dass sie sich problemlos ernähren lassen und dass sie als tagaktive Reptilien das Terrarium beleben und so immer wieder interessante Beobachtungen zulassen.

Diesen Tieren ist dieses kleine Buch gewidmet. Es soll dem Einsteiger in die Schlangenhaltung eine sehr empfehlenswerte Art nahe bringen und dem Terrarianer, der die Art erstmalig pflegt, grundlegendes Wissen und praktische Hinweise über ihre erfolgreiche Haltung und Vermehrung vermitteln.

Dieter Schmidt,
Schönow im Frühjahr 2004

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Adultes Exemplar der Nominatform (Pantherophis o. obsoletus) Foto: B. Love/Blue Chameleon Ventures

Zur Biologie der Erdnattern

ALS typische Vertreter der Familie der Nattern wurden die Erdnattern bislang zu der etwa 38 Arten umfassenden Gattung Elaphe gezählt, den so genannten Kletternattern. Die Kletternattern sind auf der Nordhalbkugel von der Pazifikküste Nordamerikas über Europa, weite Teile Asiens bis zur Pazifikküste Japans verbreitet, sodass ihre Zugehörigkeit zu einer einzigen Gattung recht ungewöhnlich erschien und immer wieder angezweifelt wurde. Schon vor einigen Jahren wurden mehrere Arten in eigene Gattungen gestellt – Gonyosoma (mit 2 Arten), Senticolis (mit einer Art), Bogertophis (mit 2 Arten) sowie schließlich Coelognathus (mit 6 Arten) und Oocatochus (mit einer Art). Aufgrund unterschiedlicher genetischer Analysen erfolgte nun in jüngster Zeit eine erneute Revision der Kletternattern, in der Gattungen neu aufgestellt oder reaktiviert wurden. Es handelt sich dabei um Euprepiophis (3 Arten), Oreophis (eine Art), Orthriophis (4 Arten), Pantherophis (5–6 Arten), Pseudelaphe (eine Art), Rhinechis (eine Art) sowie Zamenis (5 Arten). Der „alten“ Gattung Elaphe gehören nunmehr lediglich noch zehn Arten an. Die Ansichten der Herpetologen über diese Taxonomie sind – wie meist in solchen Fällen – natürlich noch geteilt, und es wird erfahrungsgemäß noch Jahre dauern, bis sich die Änderungen in der Fachliteratur durchsetzen werden oder gar in der Terraristik endgültig populär geworden sind.

Da nun auch die Erdnatter zusammen u. a. mit der Kornnatter, der Fuchsnatter und Bairds Kletternatter als bekannteste nordamerikanische Kletternattern den Gattungsnamen Pantherophis erhalten hat, wollen wir uns hier wohl erstmalig in einem Terrarienbuch der neuen Nomenklatur anschließen. So tragen also jetzt die Erdnattern nicht mehr den wissenschaftlichen Namen Elaphe obsoleta, sondern heißen Pantherophis obsoletus FITZINGER, 1843. Vielen Terrarianern werden diese taxonomischen Fragen mit Recht egal sein – der wissenschaftliche Name einer Schlange wie der jedes Tieres oder jeder Pflanze ist aber Ausschlag gebend für eine Verständigung aller Herpetologen und Terrarianer ohne die verwirrende Vielfalt der Trivialnamen, mit denen Schlangen in den verschiedenen, aber selbst in derselben Sprache belegt sind.

WUSSTEN SIE SCHON?

Der Name „Pilotnattern“ für mehrere Unterarten der Erdnatter stammt von ihrem amerikanischen Trivialnamen (pilot = lotsen, steuern), weil sie bei Erregung durch Schwirren ihrer Schwanzspitze in Kontakt mit Laub oder Ähnlichem Mensch und Tier auf sich aufmerksam machen.

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Dieses halbwüchsige Exemplar der Schwarzen Pilotnatter (P. o. obsoletus) zeigt noch Reste seiner schwarzgrauen Jugendfärbung. Foto: B. Love/Blue Chameleon Ventures

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Verbreitung der Erdnattern (Pantherophis obsoletus)

Die Erdnatter ist über ein riesiges Gebiet vom Süden Kanadas über den gesamten Osten und Südosten der Vereinigten Staaten von Amerika bis möglicherweise Nordostmexiko verbreitet (siehe Verbreitungskarte).

Dem großen Verbreitungsgebiet ist es zu verdanken, dass sich die Erdnatter in fünf UnterartenPantherophis obsoletus obsoletusSchwarze Pilotnatter