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Thomas Härry (Hrsg.) – Deus Adest: Gott ist da – Das Tageszeitgebet neu entdecken – SCM R.Brockhaus

SCM Stiftung Christliche Medien

Inhaltsverzeichnis

Deus Adest: eine Einführung
von Ulrich Eggers und Thomas Härry

Deus Adest:
Tageszeitgebete für die ganze Woche

Sonntag

Morgen

Abend

Montag

Morgen

Abend

Dienstag

Morgen

Abend

Mittwoch

Morgen

Abend

Donnerstag

Morgen

Abend

Freitag

Morgen

Abend

Samstag

Morgen

Abend

Deus Adest im Alltag

In Krankheitszeiten

In Entscheidungssituationen

In Trauerzeiten

Im Berufsalltag

In persönlichen Wüstenzeiten

Im Dienst für Gott

Deus Adest im Kirchenjahr

In der Adventszeit

Zu Weihnachten

Am Jahreswechsel

In der Passionszeit

Zu Ostern

Zu Pfingsten

Quellen

Deus Adest: eine Einführung
von Ulrich Eggers und Thomas Härry

Wozu Tageszeitgebete?

Fremd, starr und festgelegt schienen sie mir (Ulrich Eggers): „Ich bin kein Typ für so was!“ Wann immer ich Erfahrungen mit Tageszeitgebeten gemacht habe – in Kommunitäten oder Einkehrhäusern –, war ich durch die oft etwas steife, schlichte und eintönige Form dieser Gebetszeiten eher irritiert. Aber auch ein Stück Faszination schwang mit: Das hatte schon etwas, „haltbare“ Texte zu finden für das immer Gleiche – jahrhundertealte Worte, die schon Dutzenden von Generationen den Glauben im Alltag und die Gegenwart Gottes vergegenwärtigt hatten und bewährt waren. Deswegen wohl auch das Einfache, Abgespeckte – eben Gottesdienst „unplugged“ und ohne Aufwand in den Alltag einzubauen. Dennoch: Bei mir überwog immer eine gewisse Fremdheit, die zu Distanz führte.

Worte im Überfluss

Zugleich wuchs über die Jahre auch ein anderes Empfinden: eine Übersättigung mit den oft vollmundigen Worten in manchen, gerade auch freikirchlichen Gemeinden. Predigten, in denen zum 17. Mal zeitaufwendig dasselbe zum bestätigenden Abnicken entfaltet wird. Eine Andachtskultur, die in Kurzform all das wiederholt, was sowieso jeder weiß. Wortreiche Glaubenszeugnisse darüber, was der Herr tut, sagt, verspricht. Begeisterte Ankündigungen von immer noch größeren Segnungen, Salbungen und Wohltaten. Anbetung als Dutzendware im vorgefertigten Dreierpack. Wortüberfluss in immer neuer Mischung. Wiederholung, Langeweile, Überdruss.

Das Dilemma einer hauptamtlich organisierten Religion, sich mithilfe von schnell-flüssigen, preiswerten Worten als tätig und lebendig zu zeigen. Liturgie der anderen Art – manchmal genauso entleert wie jene, die man gerne als Feindbild pflegt.

Mein Verständnis für die immer wieder wahrgenommene Sehnsucht mancher Mitchristen nach weniger aber gewichtigeren, haltbareren Worten, wuchs. Klassik statt Pop. Gewicht statt Menge. Einfach, gefüllt, über die Zeiten bewährt. Wurzelgrund für die Hinwendung mancher zum Stundengebet, das dem Tag Struktur und Gottes Gegenwart Ausdruck gibt.

Tage und Nächte mit Kleinkind

Dann erzählte mir ein Verlagskollege aus dem Musikbereich davon, dass er mit Freude die täglichen Texte eines Breviers mit Stundengebeten liest – eine in der katholischen Kirche über die Zeiten wache Tradition, die mittlerweile auch im Bereich evangelischer Kommunitäten Freunde gefunden hat. Solch eine tägliche Ordnung von Gebeten, Bibeltexten, Liedern und geistlichen Impulsen helfe ihm, im Alltag mit kleinen Kindern geistlich zu überleben. Oft könne sonntags nur er oder seine Frau zum Gottesdienst und für geistliche Bücher oder die üblichen Textauslegungen fehle ihm angesichts mancher kurzen Nächte oft die Konzentration.

Interessiert fragte ich nach – und gebe seine Antwort gerne weiter: „Diese Stundengebete sind für den chaotischen Alltag eine All-In-One-Lösung, bei der ich zu jeder Tag- und Nachtzeit und an allen Orten einen reich gedeckten geistlichen Tisch vorfinde. Für mich ist solch ein Tageszeitgebet wie ein Musikstück: Es hat eine Einleitung, ein Hauptthema, eine Durchführung, Variationen, häufig einen Höhepunkt, und immer einen Schluss, der die Dynamik bündelt und auf den Punkt bringt.“

Aber auch das Zelebrierende, Gewichtige, die rhythmische Gliederung und die eigene Aktivität spielen eine Rolle für ihn: „Es ist für mich ein meilenweiter Unterschied, ob ich einen Fließtext in Prosa lese, oder ob ich diese feierliche Aufteilung in Zeilen und Einheiten vor mir habe, die mein Innerstes zum Klingen bringt. Diese Stundengebete aktivieren mein Gehirn und meine Sinne, ich kann etwas machen, ich kann handeln, ich bin mittendrin im Geschehen und nicht nur Zaungast.“

Biblische Hintergründe

Auch wenn die Tradition der Stundengebete heute vor allem im Bereich kommunitären Lebens gepflegt wird, ist der biblische Hintergrund doch eher die persönliche Gebetspraxis. Das mehrmalige tägliche Gebet wird schon im Alten Testament beschrieben (Daniel 6,11; Psalm 55,18), gehörte zum Alltag der Apostel (Apostelgeschichte 3,1; 10,9) und mündete in den frühen Kirchen in der Gewohnheit, zur dritten, sechsten und neunten Stunde (und – so Hippolyt – in der Nacht sowie im Morgengrauen) zu beten. Es waren Gebetszeiten, die im Privaten, Häuslich-Familiären ihren Platz hatten – der alltägliche Gottesdienst des normalen Gemeindegliedes.

Im Lauf der kirchlichen Traditionsentwicklung verlagerte sich diese Gebetspraxis mehr und mehr in die Klöster und christlichen Gemeinschaften – hier gibt es dann auch den größten Schatz von Texten und sicherlich die meiste Erfahrung. Bei den Tageszeit- oder Stundengebeten geht es um eine in tragenden Worten festgelegte Ausdrucksweise, die dem Glauben Wirklichkeit geben soll. Worte, die natürlich durch Taten ergänzt sein wollen. Worte, die aber vor allem immer wieder an die unsichtbare Wirklichkeit und Kraft Gottes im Alltag erinnern, aus der heraus Taten geboren werden können.

Eine Idee wird geboren

Hier entstand für uns eine Idee, der wir in den nächsten Monaten gefolgt sind und als Redakteure der Zeitschrift AUFATMEN in die Tat umgesetzt haben. Wir begannen in jeder Ausgabe von AUFATMEN – zunächst probehalber – zwei Tageszeitgebete (Morgen- und Abendgebet) anzubieten, die klassische Elemente aufnahmen und sich zugleich um eine zeitgemäße Form mühten (also etwa auch neue Liedtexte verwendeten). Eine Form, die wir für Anwender, die der Tradition der Stundengebete noch nicht begegnet sind, bewusst ausführlich durch Tipps und Hinweise zur Durchführung ergänzten, damit Freiheit und Sicherheit entstand.

Ich (Thomas Härry) suchte und formulierte die Texte für das Morgen- und Abendgebet. Gemeinsam stimmten wir uns über Durchführung und Formen ab. Das war die Geburtsstunde von „Deus Adest: Gott ist da“. „Deus Adest“ will gute alte Tradition und AUFATMEN-Spiritualität zu einem praxisorientierten Versuch verbinden, etwas Neues zu entdecken, das hilft, Gott im Alltag zu begegnen, biblischen Quellgrund zu entdecken und den Glauben zu stärken.

Schon bald erreichten uns Leserbriefe von Menschen, die positive Erfahrungen mit „Deus Adest“ machten: „Kann man diese Tageszeitgebete nicht in einer anderen Form anbieten, sodass man sie unabhängig vom Einzelheft mitnehmen und einsetzen kann?“ So und ähnlich lauteten die Bitten. Als schließlich der Verlag SCM R. Brockhaus mit der Idee an uns herantrat, „Deus Adest“ in Buchform zu veröffentlichen, waren die Weichen gestellt.

Ergänzt und erweitert

Mir (Thomas Härry) schwebte im Laufe der positiven Erfahrungen mit den Tageszeitgebeten schon länger die Idee vor, auch eine Sammlung von Liturgien anzubieten, die sich an bestimmten Lebensumständen orientieren: Entscheidungssituationen, Krankheit, Trauer, die Herausforderungen des Berufsalltags oder im Dienst für Gott. Die Pläne für das vorliegende Buch boten die Gelegenheit, neben den Tageszeitgebeten für die ganze Woche auch einige situationsspezifische Gebets- und Meditationsliturgien zu formulieren. Darüber hinaus wollte ich einige „Deus Adest“ für die wichtigsten Höhepunkte und Feste des Kirchenjahrs mit an die Hand geben. Gebete und Texte also, die helfen, uns persönlich auf die zentralen Ereignisse des christlichen Glaubens auszurichten, wie wir sie jedes Jahr auch in unseren Kirchen und Gemeinden feiern.

Das Ergebnis halten Sie in Ihren Händen.

Wie kann ich Deus Adest persönlich einsetzen?

Wir sind der Meinung: Von „Deus Adest“ profitiert am meisten, wer mit Entdeckerlust und großer innerer Freiheit an die Gebete herangeht. Sie können die Liturgien als feste Gebetsordnung, als Tagesanfang und Tagesabschluss verwenden. Sie können sie aber auch als Grundgerüst einsetzen, das Sie mit anderen, Ihnen wichtigen Formen ergänzen und ausweiten.

Die Gebete unter „Deus Adest im Alltag“ sind zum gezielten Einsatz in bestimmten Lebensumständen gedacht. Diese Liturgien können dann anstelle des entsprechenden Tageszeitgebets am Morgen und/oder am Abend eingesetzt werden. Das Gleiche gilt für die Liturgien unter „Deus Adest im Kirchenjahr“.

„Deus Adest“ lässt sich auch in Gruppen durchführen: bei der Gemeindefreizeit, in der Kleingruppe, der Zweierschaft oder als Ehepaar. Versuchen Sie es!

Die Texte von „Deus Adest“ entfalten Inhalt, Sinn und Wirkung, egal ob laut oder leise gelesen. Gleichzeitig machen wir Mut, sich immer wieder auf die jahrhundertealte Erfahrung einzulassen, dass das laute Lesen oder Singen den Texten zu einer stärkeren Entfaltung ihres Inhalts in unserem persönlichen Alltag verhilft. Manchmal müssen wir hören, was wir uns sonst nur denken oder still wahrnehmen. Mit allen Sinnen Gott ansprechen und erfahren – „Deus Adest“ will diese Dimension des Lebens ansprechen.

Wer „Deus Adest“ regelmäßig praktiziert, wird entdecken, dass dabei etwas Schönes, Wertvolles entsteht: Die Lieder, Texte, Bibel- und Gebetsworte nisten sich ein, werden zu einem vertrauten Schatz, der sich ins Herz gräbt. Sie werden zu inneren Begleitern, die sich im Alltag von selbst in Erinnerung rufen, uns tragen, inspirieren und ermutigen. Wenn das geschieht, hat „Deus Adest“ Ihnen den größten Dienst erwiesen, den wir uns wünschen können: Gute Worte und tragende Wahrheiten des Glaubens begleiten Sie da und dort auswendig, vor allem aber inwendig – Gottes Wort in Ihrem Herzen. Dann wird der Name dieser Gebete (Deus Adest – Gott ist da) zur konkreten und prägenden Erfahrung.

Wir wünschen Ihnen prägende, lebensverändernde Momente in Gottes Gegenwart!

Ulrich Eggers und Thomas Härry,

im Spätsommer 2012

Deus Adest

Tageszeitgebete für die ganze Woche

Morgen- und Abendgebet enthalten grundlegende Elemente eines persönlichen Tagesbeginns und -abschlusses. Sie können den eigenen Bedürfnissen angepasst werden. Die Vorschläge zur Durchführung sind praxiserprobte Anregungen, die man gerne variieren kann. Hilfreich ist es, die Texte laut zu sprechen. Da einer Reihe von Leserinnen und Lesern diese Form des Gebets sicherlich fremd ist, werden die einzelnen Elemente bei ihrer ersten Nennung erklärt; teilweise wiederholen sie sich am Abend.

Sonntag

Morgen

Kerze

Um Gottes Nähe, Licht und Wärme zu symbolisieren und tiefer zu vergegenwärtigen, zünde ich eine Kerze an.

Gebet

Ich bete laut und öffne dabei meine Handflächen, um Lob, Offenheit und Empfangsbereitschaft vor Gott auszudrücken. Bevor ich die Hände wieder schließe, bleibe ich einen kurzen Moment still und lasse die Worte des Gebetes in meinem Herzen ankommen.

Herr, sättige mich am Morgen mit deiner Gnade.

Dann werde ich jubeln und mich freuen

all meine Tage.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn

und dem Heiligen Geist,

wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit

und in Ewigkeit. Amen.

Lied

Das Lied dient dem Ankommen und Ruhigwerden vor Gott. Bevor ich es singe (oder spreche), setze ich mich bequem hin, atme tief durch und richte mein Inneres auf Gott aus.

Lobet den Herren alle, die ihn ehren;

lasst uns mit Freuden seinem Namen singen

und Preis und Dank zu seinem Altar bringen.

Lobet den Herren!

Der unser Leben, das er uns gegeben,

in dieser Nacht so väterlich bedecket

und aus dem Schlaf uns fröhlich auferwecket.

Lobet den Herren!

Dass unsre Sinnen wir noch brauchen können

und Händ und Füße, Zung und Lippen regen,

das haben wir zu danken seinem Segen.

Lobet den Herren!

Paul Gerhardt, 16531

Bibelwort

Ich lese den Text laut – das Wort Gottes hallt in meiner Stimme und meinem Brustkorb wider. So kann es auch in meinem Herzen Resonanz finden.

Dies ist der Tag, den der HERR gemacht hat!

Seien wir fröhlich und freuen wir uns in ihm!

Ach, HERR, hilf doch! Ach, HERR, gib doch Gelingen!

Gesegnet sei, der kommt im Namen des HERRN.

Vom Haus des HERRN aus haben wir euch gesegnet.

Der HERR ist Gott. Er hat uns Licht gegeben.

Du bist mein Gott, ich will dich preisen!

Mein Gott, ich will dich erheben.

Preist den HERRN, denn er ist gut!

Ja, seine Gnade währt ewig!

Psalm 118,24-29 (Elberfelder)

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