Elisabeth und Walter Hering

SWARTHMOOR HALL


Die frühen Tage der Quäker

1652

"Das ist nicht wahr!"

Williams hübsches junges Gesicht verzerrt sich vor Empörung, unwillkürlich verkrampft sich seine Hand zur Faust, so dass er vor sich selbst erschrickt. Zuschlagen? Nein. Nie wieder. Mit Selbstbeherrschung öffnet er die Finger und lässt den Arm am Körper niederfallen. Ben Glester, der vor ihm steht, sieht diese Regung in seines Schulkameraden Blick und Haltung, und ein Grauen überkommt ihn. "Du selbst bist behext, du selbst!" schreit er und rast die holprige Straße von Ulverston hinunter wie einer, der vor dem Teufel flieht. Doch William Caton rührt sich nicht, lehnt sich an den Ahorn, der die Straße beschattet und schickt dem Davonlaufenden keinen Blick nach. Starrt zu Boden. Die Zornesröte schwindet aus seinem Gesicht. Fast grau sieht es aus.

Es dauert eine Weile, bis Bewegung in seine Glieder kommt. Dann aber nimmt er den entgegengesetzten Weg, nicht hinunter zum Strand, wie Ben, sondern aufwärts, dorthin, wo sich die letzten Häuser der Stadt verlieren und die nackten Steine des felsigen Bodens zwischen Farn und Heidekraut weiß aufleuchten, von Weitem kaum zu unterscheiden von den ruhig zwischen ihnen grasenden Schafen. Langsam geht er fast wie ein Träumender. Achtet auch kaum des Weges.

Dann, auf der Anhöhe angekommen, von der aus man die Morecambe Bay überblicken kann, wirft er sich zu Boden und stöhnt. Und in seinem Kopf hämmert nur ein Gedanke, nur ein Satz, den Ben Glester ausgesprochen hat und den William Caton plötzlich laut wiederholt:

"George Fox ist ein Zauberer. Er hat Margaret Fell behext!"

George Fox. William sieht ihn vor sich, und die Ereignisse der letzten Wochen rollen noch einmal vor seinem inneren Auge ab. In tausend Bildern, von denen eines das andere jagt.

Ein fremder junger Mann stand im Hausflur von Swarthmoor Hall und stieß dort mit Lampitt zusammen. Mit Lampitt, dem Priester von Ulverston. Richter Fell, der Hausherr und Besitzer dieses südlich der Stadt auf einem Hügel gelegenen Rittergutes war auf Dienstreise in seinem Gerichtsbezirk Nord-Wales und seine Frau Margaret ebenfalls abwesend. Machte sie doch oft Besuche in der Nachbarschaft, wenn jemand krank war oder sonst ihre Hilfe brauchte. Lampitt aber, den Thomas Fell die Pfarre von Ulverston verschafft hatte, als die Common-Prayer-Men von den Kanzeln vertrieben worden waren. Lampitt ging in Swarthmoor Hall aus und ein und machte sich nützlich, wo er konnte.

Gewiss war er befremdet, weil der Eintretende den Hut nicht vom Kopf nahm, sich nicht verneigte, sondern aufrecht dastand in seinen Lederhosen und dem schlichten Wams und auch seine scharfen blauen Augen den Blicken des Priesters standhielten, als dieser unwirsch fragte: "Wer bist du? Und was willst du hier?"

"Man nennt mich George Fox", antwortete der junge Mann. "Ich bin gekommen, um diesem Hause Gottes Wahrheit zu verkündigen."

"Ach, der bist du? Von dir habe ich schon viel gehört, doch wenig Gutes. Bist nicht du es gewesen, der am Pfingstmarkt von Sedbergh das Volk aufgewiegelt hat? Komm nur herein. Verkündige immerhin, was Du von Gottes Wahrheit verstehst. Glaube aber ja nicht, dass du mich irreführen kannst. Ich habe die Heilige Schrift auf der Hohen Schule von Cambridge auswendig gelernt!"

"Auswendig vielleicht, aber auch inwendig? Meinst du wirklich, dass es genügt, in Cambridge oder Oxford erzogen worden zu sein, um tauglich zu werden zum Dienste des Herrn?"

Die Stimmen der beiden Männer hallten durchs Haus. Dienstboten und Kinder liefen zusammen, unter ihnen William, der mit George, dem einzigen Sohn der Fells, erzogen wurde. Und seinen gespitzten Ohren entging kein einziges Wort des Fremden, so unglaublich klangen sie ihm.

Was denn anderes konnte einen dann zum Dienste des Herrn tauglich machen, wenn nicht das Studium der Gottesgelehrtheit in Oxford oder Cambridge? Noch unerhörter aber war die Ausdrucksweise des Fremden. Sah er denn nicht schon an Lampitts Kleidung, dass er einen Geistlichen vor sich hatte? Einen Mann also, der es gewohnt war, mit "Euer Ehren” angesprochen zu werden? (Während er selbst natürlich jedem, den er als unter sich stehend betrachtet, "Du" sagte.)

William hätte sich nicht gewundert, wenn Lampitt den Fremden eine Grobheit an den Kopf geworfen hätte. Das tat er aber nicht, sonder stieß die Tür des großen Empfangssaales auf und trat ein, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. George Fox folgte ihm, und die Kinder drängten nach. Lampitt verwehrte ihnen das nicht, zu sehr war er aus der Fassung geraten. Er polterte los.

Er sprach von Moses, den Propheten, Johannes dem Täufer. Was er von diesen Männern sagte, verstand William nicht ganz. Womöglich verglich er sich mit ihnen. Doch war seine Rede zu hastig und undeutlich, auch schritt er ständig auf und ab, blieb nur von Zeit zu Zeit stehen und wandte dem Fremden sein zornglühendes Gesicht zu. Endlich ging ihm der Atem aus, da setzte er sich und ließ den Gast zu Worte kommen.

Auch was George Fox damals sagte, blieb in Williams Gedächtnis nicht haften. Zu neu, zu fremdartig waren dessen Worte. Sobald er sich an dem einen festhakte, entgingen ihm die Nächsten, so dass er den Zusammenhang verlor. Doch die Macht, die vom Wesen dieses Mannes ausging, erfasste den Sechzehnjährigen vom ersten Augenblick an, und sein Bild prägte sich ihm unauslöschlich ein: diese stämmige und doch ebenmäßige Gestalt; dieses etwas derb geschnittene, aber nicht unschöne Gesicht, aus dem die Nase kühn hervorsprang und ihm zwei Augen entgegenblickten, als wollten sie ihn festhalten, ja durchdringend dieses dichte hellbraune Haar, das in langen etwas wirren Strähnen bis zur Schulter fiel. Und dann die Stimme: volltönend, doch selbst bei größter Lautstärke nicht schrill und schneidend, wodurch sie sich so vorteilhaft von der Lampitts unterschied.

Auch des Priesters Stimme hat William plötzlich im Ohr, hört ihn schreien: "Genug jetzt! Es ist mir klar, dass du mit deinen unsinnigen Lehren die Köpfe dieser Unmündigen nur verwirrst. Darum ist es besser, du gehst!"

Hier aber legte sich die junge Margaret ins Mittel. Sie, die Älteste der Fellachen Kinder, war schon neunzehn und gewohnt, Verantwortung fürs Hauswesen zu tragen, wenn die Eltern abwesend waren. Bis dahin hatte sie stillschweigend dem erregten Wortwechsel der beiden Männer zugehört, nun aber widersprach sie dem anmaßenden Priester:

"Nein, Euer Ehren! Es ist nicht unsere Gewohnheit, einen Gast vor die Türe zu setzen."

Und, zu George Fox, der sich schon zum Gehen wandte: "Bleibt doch bitte. Es wird bald dunkel. Wo wollt Ihr so spät noch ein Nachtlager finden?"

"Es wäre nicht das erste Mal, Mädchen, dass ich unter freiem Himmel nächtigte."

"Aber die Mutter würde schelten, wenn ich Euch gehen ließe."

"Nun, das will ich dir gerne ersparen."

Er lächelte und setzte sich hin.

"Dann bin wohl ich hier zu viel!" rief der Priester und verließ ohne Gruß das Haus.

Als Margaret Fell zurückkam und erfuhr, was vorgefallen war, las William ihr den Unmut von der Stirne ab. "Ich selbst hatte den Priester gebeten, hier während meiner Abwesenheit nach dem Rechten zu sehen. Nun habt ihr ihn verärgert."

"Aber durfte er denn einen Gast aus unserm Hause weisen, Mutter?" fragte die junge Margaret bekümmert. "Hätte ich zulassen sollen, dass jemand, der ein Obdach bei uns sucht, sich ins Heidekraut zum Schlafen niederlegen muss?"

"Gewiss nicht, mein Kind. Du hast schon recht gehandelt. Nur schlimm ist es doch."

George Fox ein Zauberer? Er hatte einige lange und ernste Gespräche mit Margaret Fell und konnte ihrer Verstimmung doch nicht ganz Herr werden.

Und dann kam einer der Donnerstage, an denen Lampitt seine Betstunden abhielt.

"Kommst du mit zur Kirche?" fragte Margaret den Gast, und der gab die seltsame Antwort: "Ich muss gehen, wohin der Herr mich führt. Vielleicht auch ins Turmhaus. Ich weiß es noch nicht."

In der großen Schar von Menschen, die dann von Swarthmoor Hall nach Ulverston hinuntergingen, befand sich natürlich auch William. Im Hause des Richters sah man darauf, dass die Kinder wie die Angestellten die Gottesdienste regelmäßig besuchten. George Fox verließ mit ihnen das Haus, sonderte sich aber schon nach wenigen Schritten ab und wanderte querfeldein.

Ein warmer, heller Nachmittag. Ende Juni. Die Sonne stand noch ziemlich hoch, geht zur Mittsommerzeit ja erst um neun Uhr unter.

Im Turmhaus eine angenehme Kühle und gedämpftes Licht. In den Bänken scharen sich die Menschen, Kopf an Kopf. Lampitt versteht es, seinen Kirchenkindern die Hölle heiß zu machen, wenn sie dem Gottesdienst fernbleiben.

Man sang ein Lied.

Da drehte sich das schwere Portal hörbar in den Angeln. George Fox trat ein. Ging zur letzten Bank. Setzte sich. Viele Köpfe wandten sich nach ihm um. Der Margarets nicht.

Andächtig sang sie das Lied zu Ende, schloss dann das Gesangbuch und richtete den Blick auf Lampitt, der die Kanzel bestiegen hatte und seinen Sermon begann.

Was er predigte, hat William vergessen. Nicht aber, was George Fox sagte. Als der Priester geendet hatte, fragte er erst, ob er sprechen dürfe, und als man es ihm erlaubte, stieg er auf seine Bank, so dass alle ihn gut hören und sehen konnten, und begann mit den Worten des Paulus (sie stehen im Römerbrief, im zweiten Kapitel, William hat sie gefunden, als er nachher zu Hause die Bibel aufschlug): "Nicht der ist ein wahrer Jude, der es äußerlich ist, noch ist das die rechte Beschneidung, die am Fleische geschieht. Sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist, und die wahre Beschneidung ist die des Herzens, die im Geiste geschieht und nicht nach dem Buchstaben!" Und dann fuhr er fort und zeigte das Licht, das mit Jesus in die Welt gekommen ist und in jedem Menschen leuchtet, der auf Erden lebt. "Die heiligen Schriften", sagte er, "enthalten die Worte der Propheten, der Apostel und Christi selbst, und was diese Männer sagen, das ist ihnen von Herrn verkündet und offenbart worden. Was aber kann jemand mit diesen Schriften anfangen, der nicht selber vom Geist berührt ist, der sie hervorgerufen hat? Ihr sprecht: "Christus sagt dies, die Apostel sagen das, die Propheten jenes — doch was kannst du sagen? Bist du ein Kind des Lichtes? Wandelst du im Licht? Lebt das, was du sagst, inwendig in dir?”

Das waren die Worte, die dem jungen Ansehen ins Herz drangen und dort festgehalten wurden für alle Zeiten. Und auch Margaret blieb nicht unberührt. Sie erhob sich von ihrem Platz, und William dachte erschrocken: Was will sie? Den Redner unterbrechen? Ihn hinausweisen lassen? Das kann doch nicht möglich sein!

Seine Befürchtungen waren umsonst. Sie tat den Mund nicht auf, bewegte sich nicht, nur traten ihr plötzlich Tränen in die Augen. Da sank sie auf ihren Platz zurück, und ein Weinen durchzitterte ihren Körper.

Aufgeschreckt aber wurde sie, als auf die Worte des Sprechende: "Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe!” John Sawrey, einer der Richter in Ulverston, aufsprang und schrie: "Hinaus mit ihm! Er ist selber ein Wolf!", und schon hatte der Kirchendiener die Hände auf George Foxes Arm gelegt. Da rief sie: "Lasst ihn in Ruhe!", so laut, dass alles aufhorchte und auf die Herrin von Swarthmoor Hall blickte. Seit wann war es erlaubt, dass eine Frau im Gottesdienst die Stimme erhob? Und sie fuhr fort: "Warum soll er nicht zu Ende sprechen? Sagen, was er zu sagen hat, wie jeder andere auch?"

Da ließ der Kirchendiener George Foxes Arm los, der nun seine Rede beenden konnte.

Und zu Hause dann die Fragen, die an den außergewöhnlichen Gast von allen Seiten gestellt wurden — die Gegenfragen, die er erhob: "Kann ein Mensch, der sich bemüht, im Lichte Christi zu wandeln, unwahrhaftig sein? Gewalttätig? Geldgierig? Auf äußere Ehren erpicht? Kann er Eide ablegen, als ob es zweierlei Wahrheiten gäbe seine unbeschworene und eine beschworene? Kann er das Schwert gebrauchen, als ob mit Blutvergießen das Reich Gottes, das Reich der Gerechtigkeit und des Friedens zu erzwingen wäre? Kann er seinem Mitmenschen eine Ehrerbietung abverlangen, die doch Gott allein gebührt? Wird er nicht von der Herrlichkeit des Lichtes so überwältigt sein, dass er Zeugnis davon ablegen muss, um den Funken von Gott der in jedem Menschen glimmt, auch in andern zu hellen Flammen anzublasen? Und kann er dafür, was ihm doch als das größte Geschenk zu teil geworden ist, von irgendjemandem Bezahlung fordern?”

Das war es ja wohl, das war es, was die Priester und auch andere Amtspersonen so aufbrachte, dass sie diese infamen Lügengerüchten gegen George Fox ausstreuten. Was hat Ben Glester gesagt? "Mit dem Teufel steht er im Bunde! Flaschen mit einem Wasser führt er mit sich, davon er den Leuten zu trinken gibt, damit sie den Verstand verlieren und seinen unsinnigen Reden Glauben schenken? Auf einem schwarzen Höllenhengst reitet er (man hat ihn gesehen, und das an mehreren Orten gleichzeitig), der Feuer aus den Nüstern bläst! Und unverwundbar ist er! Sogar wenn man ihn mit Messern sticht, kommt kein Blut aus ihm heraus. Ja, wenn er kein Zauberer wäre, wie käme es, dass selbst so kluge und verständige Ehefrauen wie die Herrin von Swarthmoor Hall von ihm betört würden?"

Margaret Fell. Die Herrin von Swarthmoor Hall. Nun also behext. Und selbst eine ...

Nein, diesen Satz denkt William nicht zu Ende. Er, der bisher in Heidekraut gelegen hat, richtet sich auf. Über ihm schwebt ein Falter, schaukelt in der Luft, lässt sich auf einer Blume nieder die ihre zartgelben Blüten aus dem Spalt eines Felsbrockens hervorstreckt. Doch als sich William auf den sonnenwarmen Stein setzt flattert er davon.

Der Junge beachtet es nicht. Gedankenlos zieht er die Blume samt ihren Wurzeln aus dem kargen Erdreich und führt sie ans Gesicht. Und ein anderes Bild steigt vor ihm auf.

Wieder im Flur des großen Gebäudes, das man Swarthmoor Hall nennt. Diesmal steht er selbst dort neben seinem Vater, der ihn vor zwei Jahren zu den Fells gebracht hat, damit er mit deren Sohn George zusammen erzogen werde.

Wie unruhig er da stand, wie voll banger Erwartung! Der Abschied von der Mutter war ihm nicht leicht gefallen. Ihre Tränen machten ihm das Herz schwer. Sicherlich kostete es die Eltern große Überwindung, sich von ihm zu trennen — doch welcher Vater hätte das Angebot ausgeschlagen, das seinem Sohn eine so glänzende Zukunft in Aussicht stellte? Ist doch Richter Fell einer der angesehensten Männer in Furness, Hauptbevollmächtigter des Gerichtskreises Nordwales, Vizekanzler des Herzogtums Lancaster, Kanzler des herzoglichen Hofes zu Westminster.

Und dann, nach stundenlangem Ritt, die Ankunft in Swarthmoor Hall: Das Hoftor öffnete sich, das stattliche, schlossartige Gebäude, das sich bis dahin hinter einer mächtigen Mauer und hohen Bäumen den Blicken entzogen hatte, ragte plötzlich vor ihm auf. Wie klein und bescheiden kam ihm demgegenüber sein Vaterhaus vor! Aber dort war er im Mittelpunkt der elterlichen Sorge gestanden, manchmal sogar zu sehr umhegt, zu sehr verwöhnt worden — und hier?

Ein Stallknecht half ihm aus dem Sattel, nahm ihm das Pferd ab. Eine Frau trat aus dar Tür eines Seitengebäudes und kam heran. Aus Stallungen und Scheunen drangen Tier- und Menschenlaute. Einige Männer gingen mit kurzem Gruß an ihnen vorbei. Die Ankunft von Fremden schien sie von ihren Geschärten nicht abzuhalten.

Wie viele Leute standen dem Herrn dieses Gutes wohl zu Diensten? Einer unter wie vielen würde er sein?

Die Frau sprach ein paar Worte mit dem Vater und führte sie dann über gekieste Wege an den Blumenrabatten des hübschen Vorgartens vorbei dem Hause zu. Die Türglocke bimmelte. Und nun stand er also im Halbdunkel auf den Steinfliesen dieses langen schmalen Flures, von dem eine Treppe, die sich um hölzerne, mit Schnitzwerk verzierte Säulen windet, in die oberen Stockwerke führt. In halber Höhe dieser Treppe ist ein Fenster angebracht, dessen Licht freilich nur schwach bis zu ihnen drang, jedoch eine Gestalt umfing, die langsam die Treppe herunter schritt. Vorsichtig und langsam, weil sie ein ganz kleines Kind in den Armen hielt.

Margaret. Margaret Fell mit ihrer wenige Wochen alten Tochter Susannah.

Erst bemerkt sie die beiden Menschen gar nicht, weil ihre Augen auf der Kleinen ruhten, der ihre ganze Sorgfalt galt. William aber konnte kein Auge von ihr wenden und sieht sie jetzt wieder vor sich, denn dieser erste Einblick hat sich für immer in seinem Gedächtnis eingepflanzt: Hellgelb das Kleid, weiß der Schal, der ihr über die Schulter fällt, hell auch die Haare, die sich unter ihrer Frauenhaube hervorwagten, am unvergesslichsten aber der Ausdruck ihres Gesichts, die Innigkeit, mit der sie das Kind betrachtete, der Wechsel ihres Mienenspiels, als sie die Wartenden bemerkte, einen Augenblick stehenblieb, sie überrascht musterte, dann ihnen zulächelte und ihre warme Stimme Williams Ohr traf: "Seid willkommen! Seid herzlich willkommen! Und du, William, fühl dich bei uns wie zu Hause."

Später hörte er jemanden über Margaret sagen: "Sie ist wie eine Lilie unter Disteln". Lilien aber nennt man dort die wilden Osterglocken, die im Frühjahr in hellen Haufen auf den Wiesen stehen, zu jedermanns Augenweide. 'Ja', dachte er, 'geradeso ist sie auch mir erschienen'. Und es tat ihm leid, dass der Vergleich nicht von ihm selber stammte.

Doch dies ist nur ein äußeres Bild. Sagt noch wenig aus über Margarets Wesen. Man muss sie in ihrer Tätigkeit sehen, um auch darüber etwas zu erfahren.

Einen großen Haushalt hat sie unter sich. Mehr als fünfzig Leute sind auf dem Rittergut beschäftigt: auf den Äckern, in den Ställen und Scheunen, in Küche, Keller und den Wohnräumen, in der Schreibstube des Richters, beim Warten der kleinen, beim Unterrichten der größeren Kinder. Denn selbst George und William, die ein Jahr lang in die Lateinschule zu Hawkshead gegangen sind, haben nun einen Hauslehrer bekommen.

Die Kinderstube. Zwischen ihren Töchtern Margaret und Susannah ist ein Unterschied von siebzehn Jahren! Acht Kindern hat sie schon das Leben geschenkt (eines freilich starb ihr früh, William hat es nicht gekannt), doch darunter ist George der einzige Sohn. Jedes wurde mit Freuden begrüßt, bei der Geburt eines jeden pflanzte der Vater eine Eibe in den Garten, und sie werden noch grünen und von der stattlichen Familie künden, wenn längst der Wind, der in ihren Wipfeln spielt, über die Gräber der Menschen wehen wird, denen sie ihr Dasein verdanken.

In diese Kinderschar nun fühlte sich William aufgenommen, als wäre er ein leiblicher Sohn.

Gleich am ersten Tag schlug ihm George auf die Schulter und sagte: "Nun habe ich doch jemanden, der mit mir durch dick und dünn geht, und das ganze Rockvolk kann mir gestohlen bleiben!"

Nicht einmal die Stimme hatte er gesenkt, so dass Margaret diese respektlosen Worte gehört haben musste. Doch sie ging darüber hinweg. Als sie aber mit William allein war, sagte sie: "Du bist älter als mein George — du wirst auch vernünftiger sein. Ich hoffe, dass du einen guten Einfluss auf ihn nimmst. Er ist so aufbrausend, so ungebärdig, streitet so oft mit seinen Schwestern, denkt, weil er ein Junge ist, müssten auch die älteren Mädchen nach seiner Pfeife tanzen. Ich vertraue ihn dir an. Gib ein wenig Acht auf ihn."

Wie geschmeichelt sich William von diesen Worten fühlte. Nur — hat er sie auch verdient? Gewiss gelang es ihm manchmal, einen Streit zwischen George und dessen Schwestern zu verhindern, und die Mädchen hingen bald an ihm noch mehr als an ihrem Bruder — aber ansonsten machte er doch all die wilden Knabenspiele mit, die dem Kameraden so gefielen. Kein Felsen war für George zu hoch, ihn zu erklettern, kein See zu tief, darin zu schwimmen, kein Wald, kein Dickicht zu unwegsam, darin dem Wild nachzustreichen und erst recht kein Pferd zu ungestüm, darauf zu reiten. In Hawkshead wurde er bald der Anführer einer ganzen Schar Gleichaltriger, denen nachzustehen William sich geschämt hätte. So ging er denn, wie George es sich gewünscht hatte, mit dem Kameraden durch dick und dünn.

Was aber sagte nun Margaret dazu? Da kam doch einmal eine Verwandte ins Haus, die Georges Eltern das Treiben der jungen Burschen vorhielt.

"Wißt ihr denn nicht, wie gefährlich die Wege sind, auf denen sich Eure Jungen mit ihren Pferden tummeln? Überall Fels und Gestein. Steil an Abgründen vorbei führen sie und sind dabei so schmal, dass kein Wagen darauf fahren kann! Was aber, wenn die Tiere scheu werden, mit ihren Reitern durchgehen oder sie gar abwerfen? Kommt man ab von den Wegen, kann man sich im Dickicht der Wälder verlieren oder gar ins Moor geraten, an dessen Rande Euer Swarthmoor Hall ja liegt. Stünde es da den beiden nicht besser an, sich um ihre Bücher zu kümmern, statt die Gegend unsicher zu machen?"

Doch der Richter antwortete: "Dass mein Sohn und sein Freund ihr Pensum lernen, dafür ist gesorgt. Aber vom Stubenhocken allein ist noch kein Mann gediehen. Wer sich vor blauen Flecken fürchtet, wird nie reiten lernen, und wer in unserm Lande nicht reiten kann, muss sein Leben lang zu Fuß gehn."

O ja, der Richter war ein Mann, der sich selbst nicht schonte und keinen Anstrengungen aus dem Wege ging. Aber William befürchtete, dass Margaret der Verwandten recht gäbe. Doch tat sie es nicht, führte dagegen das Gespräch auf eine ganz andere Bahn, indem sie hinzufügte: "Außerdem stehen sie in Gottes Hand. Er nur kann sie vor allen Abgründen des Lebens bewahren." Und so jung William auch war, fühlte er doch, dass ihre Sorge andern Abgründen galt als jene, in die man von einem Felsen stürzen kann.

Und sie also soll eine Hexe sein!

Der Stein, auf dem William Caton sitzt, ist ziemlich nahe am Steilufer der Morecame Bay gelegen. Hoch genug, dass man sie übersehen kann. Sie ist zurzeit nicht von Wasser überflutet, die Sonne spiegelt sich nur in kleinen, zurückgebliebenen Lachen und in den Flüssen, die den Sand durchqueren. Doch auch der Sand schimmert freundlich an diesem hellen Tage, ja selbst der hauchfeine Dunst, der sich wie ein zarter Schleier über die Bucht legt und sie einhüllt, so dass der Blick in der Ferne verschwimmt. Trotzdem ist die schwarze Schattenlinie des jenseitigen Ufers deutlich zu erkennen und — es kann keine Täuschung sein — etwas, was sich von ihr löst und in langsamer Bewegung näher und näher kommt: Reiter!

Das wird der Richter sein, der seine Ankunft für den heutigen Tag angekündigt hat.

Die Ebbe ist so weit fortgeschritten, dass man den Sand überqueren kann. Freilich — ungefährlich ist das nie. In diesem Land, wo Sonnenschein und Regen so rasch wechseln, wo der Himmel mit den vor dem Winde dahintreibenden Wolken ein so abwechslungsreiches Schauspiel bietet, muss man auf jede Überraschung gefasst sein. Sticht nicht die Sonne? Braut sich nicht ein Gewitter zusammen? Jetzt nur kein Wolkenbruch, der Sturzbäche das Steilufer hinunter fallen lässt, die den Sand überschwemmen. Nur keine Sturmbö, die die Flut schneller und plötzlicher herantreibt, als man errechnen kann. Wie oft schon sind Rosse und Reiter dabei ums Leben gekommen!

Doch Richter Fell ist nicht einer, der aus Ängstlichkeit den viel längeren Weg über die felsigen Straßen nimmt, die ja fast nur Saumpfade sind. Von allen Seiten ist eben Furneß, dieses schöne Land, in dem sie zu Hause sind, vom übrigen England abgeschlossen, da muss ein Mann freilich reiten und den Gefahren ins Auge sehen können!

William ist mit den Wettertücken seiner Heimat vertraut. Er blickt zum Himmel. Nein, die paar grau-weißen Flecken im Blau sind harmlos wie weidende Schafe. Und auch die Luft steht fast still, zittert nur leicht in der Sonnenwärme. Die Gefahr naht von anderswo her.

Plötzlich treffen Geräusche das Ohr des Jungen und treiben ihn von seinem Sitz hoch. Er läuft zum steilen Abhang, sieht hinunter und starrt auf eine Schar von Menschen, die sich dort ansammeln.

Erkennen kann er niemanden. Dazu sind sie zu weit entfernt. Auch hören kann er nicht, was sie sprechen. Nur einzelne Schreie dringen an sein Ohr. Doch wozu braucht er viel zu hören und zu erkennen, wird ihm doch blitzartig klar, was dort vor sich geht: Lampitt und seine Anhänger müssen es sein, die den Richter abfangen wollen, um ihn auf ihre Seite zu ziehn, ihn gegen Margaret und ihre Freunde aufzuwiegeln.

Margaret. Die ganze Woche über war sie schon so still, so bedrückt. Zwar ließ sie es sichtlich gerne zu, dass George Fox nach allen Abstechern, die er in die nähere und fernere Umgebung von Swarthmoor Hall unternahm, immer wieder zurückkehrte, zu ihrem Gesinde und ihren Kindern sprach und Andachten mit ihnen abhielt — ging auch nicht nach Ulverston zu den Gottesdiensten, die Lampitt in seinem Turmhaus veranstaltete (hinderte freilich auch keinen ihrer Leute daran, das zu tun, aber es wurden derer immer weniger, während sich im großen Saal in Swarthmoor Hall die Zuhörer aus nah und fern einfanden). Fast noch mehr als die Worte, die George Fox sprach, wirkte die stille, mit der er jede seiner Andachten einleitete, dieses schwebende Schweigen, das den Raum erfüllt, sich am Getäfel verfängt, die Menschen umhüllt, in sie eindringt, ihnen ihren Zustand bewusst macht, so dass sie ihr Leben vor sich sehen, wie es in Wahrheit ist: Alles, was sie getan haben und mit keiner Lüge und Verstellung mehr zudecken können, aber auch, wie alles zurechtgerückt werden kann, so dass man eins wird mit Himmel und Erde und miteinander. Dieses hatte auch William Caton erfahren, und keine noch so überzeugenden Worte hätten ihm so schnell und unwiderleglich die Botschaft Christi nahebringen können: "Das Himmelreich ist inwendig in euch! Wo immer zwei oder drei beisammen sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen."

Nicht um Überredungskünste ging es George Fox, nicht um zwingende Beweisführung, sondern um den Hinweis auf den vergrabenen Schatz, von dem Jesus sagt, dass ein Mann seine ganze Habe verkauft, den Acker zu erwerben, in dem er ruht.

"Dieser Schatz ist der Funken von Gott, der in jedem Menschen tief innen liegt", sagte George Fox, "und nichts anderes muss geschehen, als dass dem Geisthauch der Zugang dazu geöffnet werde, dann lodert die Flamme auf und erhellt alles, was um uns und in uns und über uns ist und geschieht."

Laute und begeisterte Zustimmung erhielt er bei diesen Worten. Margaret schwieg.

Warum schwieg sie? William hatte nicht den Mut, sie danach zu fragen. Sie nicht und auch ihre Kinder nicht, selbst mit der jungen Margaret sprach er nicht darüber und schon gar nicht mit seinem Kameraden George, von dem er nicht herausbekommen konnte, wie weit dieses Geschehen ihn berührte. Manchmal schien auch er ergriffen zu sein, manchmal stand ein spöttischen Lächeln in seinem verschlossenen Gesicht.

Wohl aber stellte William, den das Schweigen seiner mütterlichen Freundin sehr bedrückte, die Frage danach an ihre vertrauteste Dienerin Anne Clayton, die schon selbst einige Male in der Andacht gesprochen hatte.

Die sah ihn bestürzt an. Schwieg eine Weile. Sagte dann: "Vielleicht denkt unsere Herrin — vielleicht denkt Margaret Fell an Anne Askew."

"Wer ist das?"

"Wie, William, du hast noch nie etwas von Anne Askew gehört, die vor mehr als hundert Jahren als Ketzerin auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden ist?"

"Eine Verwandte Margarets? Hieß die mit dem Mädchennamen nicht ebenfalls Askew?"

"Dieser Name kommt in Furneß häufig vor, und ob die beiden Frauen blutsverwandt sind, weiß ich nicht. Die einen behaupten, die andern bestreiten es. Aber das ist nicht wichtig: Geistverwandt sind sie auf jeden Fall.

Du hast also nie von Anne Askew gehör, die mit Thomas Kyme verheiratet war und, nachdem ihr Mann sie verstoßen hatte, ihren Mädchennamen wieder annahm? Warum er sie verstieß? Ihres Glaubens wegen. Sie wollte nicht ablassen, in der Bibel zu lesen, und das war damals, zu Zeiten Heinrichs des Achten, den Laien verboten und erst recht den Frauen! Aber für Anne war es der einzige Trost, da ihr Vater sie mit einem Mann verheiratet hatte, den sie nicht liebte. Lieber ließ sie sich verstoßen, lieber ließ sie sich foltern, lieber ließ sie sich verbrennen, als dass sie gegen ihr Gewissen gehandelt und das verleugnet hätte, was sie als die Wahrheit erkannt hatte und was doch den Lehren ihres Bischofs zuwiderlief."

"Du sagst, sie liebte ihren Mann nicht. Wie kannst du sie dann mit Margaret vergleichen, die dem ihren doch mit Leib und Seele zugetan ist?"

"Und du meinst, dass es ihr darum leichter fiele, sich ihm zu widersetzen?"

"Leichter, ihm zu gehorchen."

"Wirklich, William? Auch wenn er etwas von ihr verlangte, was gegen ihr Gewissen ginge? Einen Menschen — und sei es der liebste mehr zu gehorchen als Gott?"

So also stand es.

Thomas Fell war oberster Richter in Ulverston. Ihm unterstand ganz Furneß. Lampitt war der mit seiner Befürwortung eingesetzte Priester. Was lag da näher, als dass der Richter seiner Frau befahl, wieder dessen Gottesdienste zu besuchen und gar das Abendmahl zu nehmen. Und wie sollte sie, wenn sie die Ansicht von George Fox über die Sakramente teilte, ihre Hostie über die Lippen bringen können, ohne sich als Heuchlerin zu fühlen und sich selbst zu verachten?

Die Sakramente. Gefüge Fox fragt: 'Kann durch ein äußeres Geschehen dieses innerste, die Verbindung der Seele mit Gott, bewirkt, ja herbeigezaubert werden? Liegt das in der Handhabe eines Menschen, eines Priesters, der es mit heiligen Formeln herbeizuführen behauptet? Ist nicht das Leben das einzige Sakrament, das täglich neu geheiligt werden muss, indem man sich bewusst macht, dass man alles, was man tut und denkt, vor Gott zu verantworten hat?'

Diese Gedanken jagen dem Jungen beim Anblick der Menschen, die in immer größeren Scharen das Ufer säumen, durchs Hirn. Wie lange kann es dauern, bis der Richter den Sund überquert hat? Wäre es nicht besser, wenn Margaret selbst ihn empfinge, durch ihren Anblick schon, durch ihre Nähe den Angriff des Priesters entschärfte?

Wie ein flüchtendes Reh fängt William zu laufen an. Springt über Steine, verfängt sich im Heidekraut, fällt hin und steht wieder auf, rennt und rennt und kommt atemlos in Swarthmoor Hall an. Margaret sitzt in dem im oberen Stockwerk gelegenen Schlafzimmer am Bett ihres jüngsten Kindes. Susannah ist leicht erkältet, hat etwas Fieber, die Mutter hat sie zum Schlafen gebracht und macht eine erschrockene Gebärde, als William ins Zimmer stürmt. Schnell steht sie auf, nimmt ihn bei der Hand und zieht ihn wortlos in den Nebenraum. "Sei leise", bittet sie.

Doch das kann der Junge nicht.

"Der Richter kommt!" stößt er heraus, "Er hat schon den Sund betreten. Du musst ihm entgegengehn und ihn empfangen."

Margaret streicht dem Aufgeregten übers Haar, "Lieber", sagt sie: "Was hast du denn? Dass nein Mann heute kommen wird, ist auch nichts Neues, das haben wir gestern schon erfahren. Und warum sollte ich ihm entgegengehn? Ich erwarte ihn doch immer in seinem Hause."

"Aber Lampitt steht schon am Ufer. Und Sawrey. Und …"

"Nun, so lass sie stehn!"

"Ach, du weißt nicht, was sie reden! Sie sagen, George Fox sei ein Zauberer und du — eine Hexe!"

Margarets Gesicht verfärbt sich, wird bleich bis unter die Haarwurzeln. Da sie nicht gleich etwas entgegnet, fährt William fort, und seine Worte überstürzen sich: "Du musst die Erste sein, die deinen Gatten willkommen heißt! Seine Freude, dich zu sehen, wird so groß sein, dass er den andern kaum ein Ohr schenken wird. 'Kommt morgen', wird er sagen, 'wenn ihr etwas vorzubringen habt. Der heutige Tag gehört meiner Frau und meinen Kindern.' Und dann hast du gewonnenes Spiel — kannst ihm in Ruhe alles erklären …"

Nun hat Margaret sich gefasst, "William", sagt sie warm, "ich danke dir. Du meinst es gut. Deine Sorge rührt mich. Aber ich fühle mich nicht frei, zu tun, was du mir rätst."

Das ist die Redeweise unseres Freundes George, denkt William Caton, aber er freut sich nicht darüber, sondern beunruhigt sich. Denn wenn George sagt, er fühle sich nicht frei, dieses oder jenes zu tun, kann man umsonst mit Menschen- und mit Engelszungen auf ihn einreden — man wird ihn nicht umstimmen.

Dennoch beginnt er von Neuem:

"Es geht um Leben und Tod, Margaret! Einer Frau, die bezichtigt wird, eine Hexe zu sein, droht …"

"Der Scheiterhaufen. Ich weiß. Aber wenn mein Mann das von mir denken, wenn man ihm das einreden kann … meinst du, William, dass mir dann an meinem Leben noch viel gelegen ist?"

Dem Jungen steigen die Tränen in die Kehle, es macht ihm Mühe, weiterzusprechen.

"Doch wenn dem Priester das zwar nicht gelingt, aber etwas anderes? Wenn er den Richter bewegen kann, dich zu zwingen, vor George Fox und seinen Freunden dein Haus und dein Herz zu verschließen?"

"Das Haus kann er ihnen verschließen, es ist sein Haus. Den Verkehr mit meinen Freunden kann er unterbinden, er ist mein Mann.

"Dann würdest du also, wenn er es verlangte, ins Turmhaus zum Abendmahl gehn? Bist gar nicht so überzeugt von der Auffassung, die George Fox davon hat? Hast ja auch noch niemals in der Andacht ein Wort gesagt!"

Margaret hört die Verzweiflung heraus, die aus dem Jungen spricht. Und sieht ihm lange in die Augen.

Ich will dir etwas sagen, mein Kind, was ich bisher noch vor allen verschwiegen habe. Als wir zum letzten Mal im Turmhaus waren — damals, als George Fox dort auf die Bank stieg und zu predigen begann — sahst du, wie ich bei seinen Worten 'Die Propheten sagen dieses, die Apostel jenes, doch was kannst du sagen?' zu weinen begann. Denn in meinen Herzen hatte sich eine Stimme erhoben, lauter noch als die des Predigers, und sie schrie: 'Ja, wir sind Diebe! Wir sind alle Diebe! Wir haben die Worte der Schrift an uns gerissen und behängen uns mit ihnen wie mit geraubten Edelsteinen, aber wir lassen sie nicht lebendig werden in unsern Herzen!'

Seit jener Stunde trage ich diese Erkenntnis mit mir herum. Seit jener Stunde unterbreite ich sie aber auch unablässig meinem Mann, dem ich sie in Gedanken entgegenschicke. Lass den Priester reden, was immer er will. Ich habe drei Anwälte, auf die ich mich verlasse, mein gutes Gewissen, die Liebe meines Mannes und Gott.

Und nun genug, mein Liebling. Hörst du, Susannah weint. Wir haben sie mit unsern lauten Reden aufgeweckt. Ich muss gehn und sie trösten. Du aber kannst den Kindern sagen, sie sollen das Musikstück noch einmal üben, das sie zum Empfang ihres Vaters spielen wollen."

Gegen Abend ist es dann so weit. Thomas Fell kommt von seiner Dienstreise zurück. Die Kinder laufen dem Vater entgegen, den sie aus dem Fenster des oberen Stockwerkes schon von Weitem haben heranreiten sehen, William reißt das Hoftor auf, George fasst den Zügel des Pferdes, von dem der Reiter abspringt. Doch ehe dessen Füße noch den Boden erreicht haben, lesen sie ihm den Zorn von den Augen ab. Und er nickt ihnen auch nur einen kurzen Gruß zu und hastet zum Hause.

Dort steht Margaret schon in der Türe. Er umarmt sie aber nicht, wie es sonst seine Gewohnheit ist, sondern fragt statt einer Begrüßung in einem Ton, der ihr völlig fremd an ihm ist: "Was geht vor in meinem Hause?"

Das Lächeln erstirbt der Frau auf den Lippen. Doch noch ehe sie ein Wort erwidern kann, führt der Mann in steigender Erregung fort:

"Ich reite über den Sund. Schon von Weitem sehe ich am Ufer eine Menschenmenge stehn. Bin erschrocken. Denke: 'Was ist geschehen?', frage Lampitt, der mir mit todernster Miene entgegentritt: 'Ist in meinem Hause jemand gestorben? Oder gar die Pest ausgebrochen?', und er antwortet: 'Etwas noch viel Ärgeres Herr! Es geht nicht um Leben und Tod, sondern um den Verlust der ewigen Seligkeit. Behext ist Euer Weib, behext sind Eure Kinder!'

Nun also sag: Was sind das für Leute, die du in meiner Abwesenheit hier aus und eingehen lässt?"

"Du sollst sie kennenlernen, lieber Mann. Hier stehen James Nayler und Richard Farnsworth. Um George Fox habe ich einen Boten geschickt. Er wird morgen hier sein."

Ja, George Fox ist abwesend.

Er hat sieh niemals lange in Swarthmoor Hall aufgehalten. Ist ja nicht gekommen, um es sich in diesem gastfreien Hause gut gehen zu lassen und sich in seinem Erfolge zu sonnen, sondern um seine Botschaft von Ort zu Ort zu tragen. Aber er hat zwei seiner Freunde dorthin gesandt, die helfen sollen, das Feuer, das er entfacht hat am Brennen zu halten. Aber er hat hinterlassen, wo er jeweils zu finden ist.

Richard Farnsworth also und James Nayler. Ein ungleicheres Paar kann man sich kaum vorstellen. Richard klein und verwachsen, mitleiderregend in seiner Krüppelhaftigkeit. James beeindruckend durch männliche Schönheit, schlank und wohlgestaltet an Wuchs und Antlitz. Selbst der Ausdruck ihrer Augen ist verschieden: Die Richards blitzen im Feuer seiner Rede, und er hält sein Gegenüber mit den Blicken fest, während James durch diejenigen, mit denen er spricht, hindurchzusehen scheint als suchte er etwas, das im Unergründlichen liegt. Nur eines ist ihnen gemeinsam: dass ihnen das Wort zu Gebote steht.

Dem Richter freilich auch. Und er herrscht sie an: "Seid ihr die Leute, die das Kirchspiel aufhetzen? Die Priester beleidigen und verunglimpfen? Gilt euch Gottes Wort so wenig, dass ihr meint, seine Diener, die es verkündigen, schwanen zu dürfen vor aller Welt?"

Richard Farnsworth ist der Erste, der antwortet.

"Nicht weil uns Gottes Wort zu wenig gilt, Thomas Fell", sagt er, "sondern im Gegenteil, weil wir es nicht ertragen können, dass es verdreht und geschändet wird, predigen wir öffentlich, was uns der Herr offenbart hat.

Ich kannte schon als Kind kein größeres Verlangen, als Gottes Wort zu hören. Mit sechzehn Jahren lief ich von einem Prediger zum andern, las in der Bibel und in den Andachtsbüchern Tag und Nacht und war strenger als der strengste Puritaner. Kapitel um Kapitel aus den Evangelien und Episteln lernte ich auswendig und hätte jedermann, der ein leichtfertiges Leben führte und nicht ebenso eifrig nach Rechtschaffenheit strebte wie ich, verfolgen mögen bis in den Tod. Doch als ich zwanzig war, begannen sich Zweifel in mir zu ragen und zerstörten meine Selbstsicherheit.

Wie — sprachen die Priester von ihrer eigenen Glaubenserfahrung oder erzählten sie erlernte Geschichten, so wie die Jungen ihr Schulpensum hersagen? War das, was sie Weitergaben, lebendige Kraft oder totes Wissen? Das Taufen der Kinder — wo liest man davon etwas im Neuen Testament?

Ich ging zu den Baptisten, die diese Art der Taufe ja verwerfen. Doch auch dort: An wie vielen Erwachsenen rinnt das Taufwasser ab, ohne dass ihr Leben dadurch geheiligt wird?! Da hörte ich in mir die Worte des Johannes: 'Ich taufe mit Wasser, aber der, der nach mir kommt, ist mächtiger als ich, und er wird euch mit Feuer und mit dem Heiligen Geist taufen.' Und ich fühlte, dass mir diese Taufe noch fehlte und die andere nichts nützte und war verzweifelt.

Ich ging zu den Independenten, den Separatisten, den Brownisten, Arminianern, Sozinianern, doch nirgendwo fand ich Frieden. Überallhin verfolgte mich das Gesetz, das mich verdammte, weil ich es nicht einhalten konnte.

Und wer denn hält es ein? Die Priester vielleicht, die es verkünden? Lesen sie nicht Bibeltexte wie diesen: 'Umsonst habt ihr es empfangen, so sollt ihr es auch weitergeben, ohne etwas dafür zu fordern' — und pressen doch selbst den ärmsten Dörflern den Zehntel heraus, nur um selbst im Wohlstand leben zu können?"

Bis hierher hat Thomas Fell dem jungen Mann zugehört, ohne ihn zu unterbrechen. Hat doch jeder Angeklagte das Recht, sich zu verteidigen, und der ist ein schlechter Richter, der ihn mit Dazwischenfahren verwirrt oder gar mit Fangfragen überlistet. Erst als Richard Farnsworth eine Atempause macht, fragt Thomas Fell: "Und wovon dann, meinst du, sollen die Priester leben?"

Auf diese Frage antwortet James Nayler.

"Wir halten uns an das Wort unseres Heilandes: 'Fragt nicht ängstlich, was sollen wir essen, was sollen wir trinken, womit sollen wir uns kleiden? Allen diesen Dingen jagen die Heiden nach. Ihr müsst das nicht tun, denn euer himmlischer Vater weiß, wessen ihr bedürfet. Darum trachtet vor allem andern nach Gottes Reich und Gerechtigkeit, und das, was ihr sonst noch braucht, wird euch hinzugegeben werden.'"

In des Richters Gesicht spiegelt sich eine gewisse Betroffenheit. Er fasst den vor ihm Stehenden fest ins Auge und entgegnet: "Daran mag sich einer halten, der nur für sich selbst zu sorgen hat. Die meisten Priester aber haben Weib und Kind."

"Auch ich habe Weib und Kind."

"Und hast sie verlassen?"

"Und musste sie verlassen."

"Wer denn zwang dich dazu?"

James Nayler muss weit ausholen, um auf diese Frage eine überzeugende Antwort zu geben.

"Als der Bürgerkrieg ausbrach", sagt er, "lebte ich in einem kleinen Ort in Yorkshire, in der Nähe von Wakefield, und nährte meine Frau und unsere drei kleinen Töchter von meiner Hände Arbeit. Aber wer mochte sich dem Ruf Oliver Cromwells entziehen, der nach der Niederlage des Parlamentsheeres auf den Plan trat, um die Nation vor der Willkür des Königs zu retten. Du weißt es doch, wie sich Charles der Erste über alle verbrieften Rechte hinwegsetzte: Steuern eintrieb, die das Parlament nicht bewilligt hatte, Kriege führte, Frieden schloss, ohne es auch nur zu befragen, und vor allem den Erzbischof von Canterbury ermächtigte, die Kirchenverfassung immer mehr der katholischen anzugleichen und alle Widerstrebenden immer grausamer zu verfolgen. Viele Männer, vom heiligen Eifer erfüllt, diesen Zuständen ein Ende zu bereiten, scharten sich um Olivers Fahnen. Unter ihnen auch ich.

Fünf Jahre lang diente ich in einen Fußregiment unter Fairfax. ein Jahr war ich Quartiermeister in Lamberts Reitertrupp. Keine Schlacht, in die wir zogen, ohne zuvor einen Gottesdienst abzuhalten und den Herrn mit heißen Gebeten um Sieg anzuflehn. Er gewährte ihn uns.

Wir siegten über Charles den Ersten, siegten über seinen Sohn. Über all die Kavaliere, die nur um Macht und Ehre, Ansehn und Reichtum kämpften. Trieben die Söldner zu Paaren, die sie um Geld gedungen halten.

Doch was errangen wir mit unsern Siegen?

Nach der Schlucht bei Worcester hatte das Parlament ein stehendes Heer nicht mehr nötig, so erhielt ich in Ehren meinen Abschied, erwarb ein kleines Landgut und war überglücklich, mit meiner lieben Frau und den Kindern endlich vereint zu sein. Und konnte doch diese bohrende Frage nicht loswerden: 'Ist nun das, wofür wir unser Leben eingesetzt haben, erreicht? Ein Land, in dem Freiheit und Gerechtigkeit herrschen statt Willkür und Unterdrückung? Suchen die Geistlichen, die man an die Stelle der Common-Prayer-Men gesetzt hat, ernstlicher, nach Gottes Willen zu leben? Halten sie sich besser an das, was sie in ihren Predigten von den Leuten verlangen? Erfüllen sie treuer die Gebote des Herrn? Sind sie duldsamer? Kann man überhaupt auf Krieg und Sieg ein Reich der Gewissensfreiheit und Gerechtigkeit gründen?'

Ich ging in die Turmhäuser. Ich ging zu den Sektenpredigern. Ich fand keinen Frieden.

In diesem Winter nun kam George Fox zu uns. Und er erkannte meine Unruhe, erkannte, worauf sie beruhte, und das Wort, das er sagte, bezog sich auf keinen so wie auf mich: 'Nicht durch äußere Dinge, nicht durch Macht und Gewalt lässt sich das Reich Gottes herbeizwingen. Aber Einen gibt es, der jedes Menschen, jedes Landes Zustände in Ordnung bringen und halten kann: Jesus Christus.

Er spricht inwendig in uns, wir müssen nur gewillt sein, auf seine Stimme zu lauschen.'

Seit jener Zeit kannte ich kein größeres Verlangen, als jene Stimme zu vernehmen. Wo ich ging und stand, womit immer ich mich beschäftigte, war ich gewärtig, sie zu hören. Doch sie versagte sich mir. Lange Zeit. Schon hielt ich mich für ihrer nicht würdig. Verworfen. Fiel in Schwermut.

In dieser Gemütsverfassung ging ich eines Tages hinterm Pflug. Die Dinge Gottes, über die ich ständig grübelte, schienen mir so rätselhaft, so unbegreiflich wie je. Ich war nahe daran zu verzweifeln.

Da plötzlich erklang sie, die Stimme, auf die ich seit Wochen gelauscht hatte. Aber was sagte sie mir?

'Verlasse deine Verwandtschaft und deines Vaters Haus.'

Ich drückte die Pflugschar tief in die Erde und blieb stehen. Stand da, wie von der Hand Gottes geschlagen. Hatte mich denn der Herr aus den tausend Todesgefahren des Krieges errettet, mich zu den Meinen zurückgeführt, die mich mit Freudentränen empfingen, mich ein Landgut erwerben lassen, auf dem ich uns alle ernähren konnte, nur, damit ich wisse, wie das irdische Glück schmeckt, das ich aufgeben musste?

Und der eigene Verzicht war noch das geringere Übel. Wie aber musste meine arme Frau, die mit ganzer Liebe und Treue an mir hängt, von dieser neuerlichen Trennung betroffen werden?

Ich sprach mit ihr. Sagte, dass es mir das Herz abdrücke, sie verlassen zu sollen. Sagte, dass ich entschlossen sei, mich dem Ruf zu entziehen. Vielleicht — vielleicht sei es ja auch gar kein Gottesruf gewesen. Nur eine Versuchung, um seine Liebe und Treue zu ihr auf die Probe zu stellen.

Ja, ich gab mir Mühe, mir das einzureden. Aber es war unmöglich. Ich tat alle meine Arbeit nur noch wie träumend. Meine Hände griffen zu, mein Geist war fern. Schließlich konnte ich weder schlafen noch das Essen, das ich mir einzwang, behalten. Meine Frau fürchtete für mein Leben. So sagte sie denn in großem Erbarmen: 'Geh, James — geh mit Gott!'

In jener Nacht fand ich endlich wieder Schlaf.

Ich begann daraufhin, einige Vorkehrungen für meine Abreise zu treffen. Übergab meine Farm den Nachbarn zur Bearbeitung, schnürte ein Bündel mit der notwendigsten Kleidung, und meine Frau machte mir unter Tränen die Wegzehrung zurecht.

Doch als sich dis Stunde erfüllt hatte, war ich nicht imstande, Abschied zu nehmen. Brach vom Felde weg auf, wie ich ging und stand, in meinem alten Kittel, ohne Reiseverpflegung, ohne einen Penny Geld, alles bisher Gewohnte, alle Pläne für die Zukunft hinter mir lassend. Kannte auch kein Ziel. Mir wurde lediglich befohlen, westwärts zu gehn. Das tat ich.

Dann stieß ich auf Freunde. Und bald wurde mir klar, was ich zu verkündigen hatte. Doch weiß ich an keinem Tag, was ich am nächsten tun werde. Das stelle ich Gott anheim, und dabei will ich verbleiben."

'Seltsame Menschen', denkt Thomas Fell. 'Seltsame Einstellung zum Leben. Wohin käme ich mit ihr?' Doch plötzlich fällt ihm ein Ausspruch ein, der aus Oliver Cromwells Mund stammt: 'Der kommt am weitesten, der nicht weiß, wohin er geht.' Und er vermag kein Wort des Tadels zu finden. Doch wird das Gespräch sowieso unterbrochen. Anne Clayton trägt dem Richter das Abendbrot auf.

Er wundert sich, dass er allein essen soll. Gewiss haben Frau und Kinder ihr Mahl schon eingenommen. Doch der Sekretär, der ihn begleitete?

Auch er. Während des Gesprächs. Man wollte ihn nicht so lange warten lassen.

Nun gut. Der Richter setzt sich zu Tisch. Margaret leistet ihm Gesellschaft. Auch die Kinder kommen, nehmen ihre Plätze ein. Niemand spricht ein Wort.

Richard Farnsworth und James Nayler setzen sich nicht mit an die lange Tafel. Doch in der Ecke neben dem Kamin lassen auch sie sich nieder. Margaret fühlt ihre Anwesenheit.

Nun hat ihr Mann gegessen. Nun müßten die Kinder eigentlich, wie verabredet, ihre Instrumente bringen und die Musikstücke spielen, die sie dem Vater zum Willkomm eingeübt haben. Aber keines erhebt sich. Den Richter will dieses Schweigen schon bedrücken. Was aber lähmt ihn die Zunge, dass auch er keine Worte findet? Nichts anderes kann er tun, als vor sich hinzublicken und zu warten. Worauf eigentlich? Worauf?

Da steht Margaret auf. Nicht um zu gehen. Nein, steif, fast ohne sich zu bewegen, steht sie neben ihrem Mann und beginnt zu sprechen.

Worte. Sätze. Tränen. Und wieder Worte und längere Sätze. Aneinandergereiht zu wohlausgewogenen Perioden, wie sie in einem Buch stehen könnten. So hat Thomas Fell seine Frau noch niemals sprechen gehört. Seine Frau nicht und auch keine andere.

Aber plötzlich, mitten im Satz, zerbricht ihr das Wort im Mund. Und ein Zittern rinnt ihr vom Kopf bis zu den Knien, sie wankt, sie muss sich festhalten, er fängt sie in seinen Armen auf. Und führt sie aus dem Raum. Und hört, wie von Weitem ein Wort (Von wem ausgesprochen?, das ihn verfolgt, während er sie langsam die Treppe hinaufleitet: "Des Herren Macht hat Margaret ergriffen."

Am nächsten Vormittag dann kommt auch George Fox. Margaret fragt, ihren Mann, ob er ihn zu sprechen wünsche. "Gewiss", antwortet der Richter kurz.