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Impressum:

© by Verlag Kern, Bayreuth

© Inhaltliche Rechte beim Autor

1. Auflage, Dezember 2014

Autor: Lars Gerlach

Titelbild: Fotolia – © udra11

Layout/​Satz: Brigitte Winkler, www.winkler-layout.de

Lektorat: Manfred Enderle

Sprache: deutsch, broschiert

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014

ISBN: 9783957160997

ISBN E-Book: 9783957161307

www.verlag-kern.de

Lars Gerlach

Der Marusha Nagu

Horror-Roman

Inhaltsverzeichnis

Cover

Impressum

Titel

Der Marusha Nagu

Judith rennt ziellos im Dschungel umher, zu viele Gedanken schwirren in ihrem Kopf herum. Rache, ja, die wird am besten kalt serviert und meine werde ich eiskalt servieren. Ein größerer Teich erregt ihre Aufmerksamkeit. Vorsichtig pirscht sie sich heran. Amüsiert und erfreut registriert Judith eine Person am anderen Ende. Vorsichtig schlängelt sie sich näher heran. Dann wird ihr klar, es ist Brad. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. Das ist klasse, besser als ich es mir jemals hätte träumen können. Er ist perfekt für meine eiskalte Rache. Diebisch reibt sie sich die Hände.

Brad steht nackt bis zu den Knöcheln im Wasser. Er hat entschieden, sein Aussehen jetzt seiner neuen Natur anzupassen. Ein gefährliches Raubtier, ja, das wird Brad ab jetzt sein, die Nummer eins der Nahrungskette. Deswegen muss ich es tun. Langsam aber bestimmt ritzt er sich mit einem scharfen Stein Stück für Stück die Tätowierung der Eingeborenen in sein Fleisch. Am weichen Bauchfleisch stockt kurz seine Hand. Die Schmerzen werden unerträglich, aber sein neues Ich kennt kein Pardon. Weiter geht’s, bis der Krokodilmund vollständig ist. Zufrieden und voller Stolz bewundert er sein Kunstwerk im Spiegelbild des Teiches. Die schmalen Blutrinnsale von den Wunden verschönern das gesamte Bild noch einmal. Gedanklich klopft er sich auf die Schulter.

Judith beobachtet den künstlerischen Akt mit Freude. Brad ist ja richtig hart geworden, sehr gut. Zeit für ein Treffen mit meinem neuen Lover. In einem kleinen Bogen pirscht sie sich an ihn heran. Nur noch wenige Meter entfernt, sagt sie: „Hallo, mein Lieber!“ Brad, kurz geschockt, dreht sich zu dem bis jetzt unsichtbaren Gast herum. Als er erkennt, wer ihn gerufen hat, breitet sich ein fettes Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Hallo meine Schöne, lange nicht gesehen!“ Sie grüßt ihn erneut und kommt schnell näher. Brad kann sein Glück kaum fassen. Fasziniert begutachtet er ihren schönen Körper. Nur ihr blaues Auge ist der einzige Makel in diesem Gesamtkunstwerk. Judith umarmt ihren neuen Partner leidenschaftlich. Brad genießt den sanften Druck ihres Körpers. Sie küsst ihn auf dem Mund und lässt forsch ihre Zunge in seinen gleiten; ein kleiner Ringkampf in seinem Mund beginnt. Ein warmes Gefühl breitet sich in ihm aus. Seine Wünsche sind wahr geworden. Jetzt ist Zeit für sein neues Wesen. Er nimmt sich, was er will und mit ihr wird Brad anfangen. Seine rechte Hand streichelt ihren Hals und rutscht dann zu ihrer Brust hinunter. Erregt knetet und streichelt er diese wohligen Rundungen. Ihre Erregung lässt ihn innerlich grinsen, seine rechte Hand streichelt sanft über ihren Oberschenkel, ehe sie zielstrebig in ihren Schambereich eindringt. Ihr wohliges Stöhnen treibt ihn weiter voran. Ihr Körper zuckt vor Lust. Zufrieden beißt sie ihn in die Brust, im Gegenzug gleiten ihre Hände zu seinem Penis; sie massiert ihn bis fast zum Höhepunkt. Brad ist jetzt voll in Fahrt, dreht Judith schwungvoll um, drückt ihren Oberkörper nach vorn und dringt von hinten tief in sie ein. Sie genießt seine neue, rohe Natur. Ihre Nippel sind hart, kurz vorm Explodieren. Eine Woge der Lust überrollt Judith in einem noch nie gekannten Ausmaß. Von ihrer Lust angetrieben, stößt Brad immer schneller und tiefer sein bestes Stück in sie hinein, als wolle er seine lieblosen Ehejahre mit einer Nummer auslöschen. Zitternd kommt er zeitgleich mit ihr zum Höhepunkt. Erschöpft lassen sich beide auf den Boden fallen. Sie küsst ihn stürmisch auf den Mund, führt seine Hand zu ihren Brüsten, ihrem Schoss und schließlich zum Herzen.

„Das alles gehört jetzt dir, mein Schatz.“ Brad kann sein Glück kaum fassen und er drückt nochmals fest ihre Brüste und liebkost die harten Nippel. „Zeit für Runde zwei.“

Ein herzliches Lachen von ihr. Sie genießt in vollen Zügen seine neue, animalische Natur. Kein Vergleich zu vor ein paar Tagen. Mit ihm werde ich mich rächen an den beiden kleinen Zicken. Das blaue Auge und dass er mir das Herz gebrochen hat, dafür muss er büßen.

„Brad“, flötet Judith, „wir müssen reden. Es gibt da eine Sache, bei der du mir helfen musst.“ Er streichelt ihr über das Gesicht.

„Natürlich, meine Liebe, alles, was du willst.“ Und das meint Brad todernst. Er würde alles für seine Amazone tun, wirklich alles.

Lisa trabt hinter dem Kapitän her. In Gedanken versunken denkt sie nochmal über die Erläuterungen von Burns nach. Wenn man es objektiv betrachtet, könnte schon was dran sein. Wenn sie ehrlich ist, benimmt sie sich emotionaler und aggressiver als vor ein paar Tagen. Das ist schon ein wenig seltsam. Außerdem, der komische Auftritt ihrer Eltern, besonders ihrer Mutter, war sehr verstörend. Aber dass dafür eine übernatürliche Kraft verantwortlich ist, will sie noch nicht ganz glauben.

Das Boot kommt in Sicht. Schon von Weitem kann Burns die massiven Schäden am Rumpf sehen. Das schippert nirgendwo mehr hin. Eine Schande, es war so eine majestätische Jacht. Ihr Anblick macht ihn traurig und wütend. Wenn ich den erwische!

Auch Lisa ist wenig begeistert. Sie hatte gehofft, leicht von hier verschwinden zu können. Am Strand angekommen, kniet sich der Kapitän in den Sand. Vor dem größten Loch im Boot sind viele Fußspuren. Er mahnt sie zur Vorsicht. Wer weiß, wer oder was sich hier eingenistet hat. Burns geht als Erster hinein in die Jacht. Langsam tastet er sich vor, durch die Kombüse in Richtung der Kabinen. Eine männliche Stimme stoppt die beiden. Lisa fasst sich ein Herz und fragt: „Ist da jemand? Wir wollen niemandem was tun.“ Nach einer kurzen Zeit der Stille folgt die Antwort:

„Schwester, bist du das?“ Sie kann ihre Freude kaum verbergen. „Ben, Gott sei Dank. Du bist ok?“ Es folgen einige Umarmungen und einige Freudentränen fließen. Noch nie hatte er sich so über seine große Schwester gefreut. Lara und Ben beginnen mit ihrer Geschichte. Sie muss mehrmals stoppen, um die Tränen zu trocknen. Schließlich geht es um Judith. Lisa kann das Gehörte kaum fassen. Sie kennt Jud schon lange und sowas konnte und wollte sie nicht glauben, aber es passte ins Schema. Burns ist nicht überrascht, höchstens von der krassen Szenerie. Das könnte noch gewaltig unangenehm hier werden. Wenn das noch weiter ausartet? Ben meldet sich zu Wort: „Es gibt auch noch ein paar kleine, gute Nachrichten. In den Kabinen funktioniert das kalte Wasser noch für eine Dusche zum Frischmachen und es gibt noch reichlich Dosenfutter zum Essen. Lisa nimmt ihn beim Wort und geht auf ihre Kabine. Sie prüft kurz, ob die Dusche funktioniert und spült sich den Dreck der letzten zwei Tage vom Körper. Die Schilderung der beiden klang gar nicht nach Judith. So ein krasses Verhalten ihrerseits hatte sie in alle den Jahren noch nicht mal im Ansatz mitbekommen. An der Vermutung des Kapitäns scheint irgendwas dran zu sein, obwohl die Theorie eher was für Spinner ist. Neue Klamotten angezogen und schon ist sie wieder hergestellt und begibt sich in die Kombüse, wo der Rest sich schon über Speck und Bohneneintopf hermacht.

„Habt ihr mir noch was übrig gelassen oder muss ich jetzt hungern.“ Burns zwinkert ihr zu. „Oh, das tut mir aber leid, Frau Smith, wir haben alles schon aufgefressen.“ Er schiebt ihr eine große Portion herüber. Stille herrscht für eine kurze Weile. Ben bricht sie als Erster: „Hey, Schwester, wo ist eigentlich dein Freund?“

„Er ist Dad suchen, den haben wir bei unserer Flucht vor den Eingeborenen irgendwie unterwegs verloren.“ Sie müsste Ben eigentlich von ihrer Mutter berichten, entscheidet sich aber, nach den traumatischen Erlebnissen der letzten Stunden, die Sache erstmal ruhen zu lassen, bis zu einer günstigeren Gelegenheit. Lara isst nur wenig. Ihr Appetit hält sich nach den Vorfällen in Grenzen. In den letzten Stunden sind zur Fassungslosigkeit über die Vorkommnisse immer heftigere Wuttendenzen dazugekommen. Wenn sie ihre große Schwester das nächste Mal sehen sollte, dann konnte Lara keine Garantie geben, dass diese Begegnung ohne Blutvergießen abgeht.

Erwin hat Glück und dankt es dem da oben prompt. Soeben hat er eine kleine Schneise im Dickicht ausgemacht, die wohl Brad geschlagen hat. Das läuft ja wie am Schnürchen. Vorsichtig folgt er der Spur im Dickicht bis zum größeren Teich. Klasse, ein wenig Wasser ist jetzt genau richtig. Schmeckt zwar ein bisschen schal, aber besser als nix. Gerade als Erwin sich zum Gehen umdrehen will, platscht vor ihm ein Stein ins Wasser. Verdutzt hebt er den Kopf; er reibt sich die Augen. Brad steht einige Meter vor ihm im Wasser und uriniert fröhlich in den Teich, mit einem dümmlichen Grinsen in seine Richtung. Der Würgereflex kommt prompt und heftig. Sein Magen rebelliert. Augenblicklich bricht das gerade Getrunkene aus ihm heraus. Nach wenigen Minuten ist das Befinden wieder besser. „Du widerlicher Penner, was soll das?“ Ein irres Lachen ist der einzige Kommentar, den Brad ihm zukommen lässt. „Was zum Teufel!“ Erst jetzt registriert Erwin, wie verrückt der Vater seiner Freundin geworden ist. Die Schnitzerei in seiner Brust, dem Tattoo der Fremden nachempfunden, wohl mit einem Messer oder einem anderen scharfen Gegenstand hineingeritzt. Das Blut und die Wunden sehen noch relativ frisch aus. Verdammt, wie soll ich das bloß Lisa beibringen? Ich kann ja selbst kaum glauben, was ich da sehe. Immer noch in Gedanken, entgeht ihm, dass Brad einen weiteren Stein in seine Richtung geschleudert hat. Ein dumpfer Schmerz, hervorgerufen durch den Aufprall auf seinem linken Oberschenkel, reißt ihn aus seinen Überlegungen. „Was soll das? Du Spinner! Ich komm gleich zu dir, dann setzt es was.“

Sonderlich beeindruckt sieht Brad nicht aus. Er legt den Kopf schief, grinst, greift sich an seine Eier und macht in seine Richtung Gesten, die man getrost als „Du kannst mir einen blasen“ deuten kann. Jetzt reicht es ihm. Vater hin oder her, das kann ich mir nicht bieten lassen. Wütend stampft der Smutje zu dem durchgeknallten Smith. Direkt vor ihm setzt es für Brad eine schallende Ohrfeige, die man über einige Meter hören konnte. Rote Striemen zeichnen sich auf seiner rechten Gesichtshälfte ab.

„So mein Lieber, alles wieder klar im Kopf?“

Die Antwort kommt sofort, aber anders als gedacht. Brad ballt seine Faust und wuchtet sie Erwin direkt ins Gesicht. Der Smutje kippt geschockt rücklings ins Wasser. Die Kälte lässt in schlagartig wieder zur Besinnung kommen. Ehe er sich aber erheben kann, kommt der dicke Freak angeflogen und drückt ihn mit voller Wucht unter das Wasser. Das Gewicht ist enorm, aber das reicht noch lange nicht, um ihn zu eliminieren. Mit einem kräftigen Abstoß vom Grund des Teiches kann sich Erwin von dem Verrückten befreien. Wenige Meter neben ihm taucht er auf. „Brad höre auf oder ich muss dir wehtun.“ Er zuckt mit den Schultern und grinst ihn weiter dümmlich an. Der Smutje verliert langsam die Geduld und zieht die Pistole des Kapitäns. „So, jetzt ist Schluss mit lustig. Sie werden sich anziehen und sich wieder benehmen wie ein normaler Mensch, verdammt nochmal.“ Brad schüttelt den Kopf und zeigt hinter sich. Erwin überlegt, ob es eine Falle ist, aber sein Gegner ist weit genug entfernt. Einen Blick kann ich riskieren. Vorsichtig dreht sich er sich um. „Was zum Teufel!“ Vor ihm steht Judith vollkommen nackt. „Hi, Süßer!“ Was zur Hölle ist hier los. Einen Moment zu lange starrt Erwin auf den nackten Körper. Von hinten tritt ihm Brad heftig in die Kniekehle und nimmt ihn in einen kräftigen Würgegriff. Sie ist auch nicht untätig, blockiert mit einer Hand seine Pistole und beißt gierig in seinem Unterarm. Ihre Zähne bohren sich tief in sein Fleisch. Erwin spürt die Panik in ihm hochsteigen, wie damals als er klein war. Seine Narbe beginnt wieder zu brennen. Mit einem kräftigen Ruck reißt ihm Judith ein Stück Fleisch aus dem Unterarm. Schmerzen breiten sich wellenförmig in seinem ganzen Körper aus. Der Atem wird knapp. Nach einem weiteren Biss in den Arm muss er die Pistole fallen lassen. Egal, bevor ich ersticke, muss ich mich um den Fettsack kümmern. Erwin sammelt den Rest seiner verbliebenen Kräfte und wirft den Fettsack mit einem perfekten Judowurf über die Schulter. Mit einem lauten Klatschen schlägt dieser vor ihm im Wasser auf. Judith zuckt kurz geschockt und baut sich vor Erwin auf. Er zögert. Obwohl sie ihm den Arm angebissen hat, sträubt sich seine Natur, ihr eine zu verpassen. Ein Fehler. Sie schlägt mit einem spitzen Stein in Richtung seines Gesichtes. Ein grauenvoller Schmerz bricht über den Smutje herein, als der scharfkantige Stein sich tief in sein linkes Auge bohrt. In Panik schlägt er wild um sich, trifft Judith, die nach hinten kippt und hart auf Brad prallt. In Panik und rasend vor Wut und Schmerz versucht Erwin, den beiden Verrückten zu entkommen. Aber sein Blick ist getrübt. Hilflos rennt er ans Ufer und stolpert über einen größeren Stein und schlägt der Länge nach auf dem Boden auf. Blut und gallertartige Masse quellen aus dem zerstörten Auge. Panisch richtet er sich auf und kann an Umrissen erkennen, dass ihm Judith folgt. Weglaufen macht keinen Sinn. Halb wahnsinnig vor Schmerz rast er auf sie zu. Ein harter Aufprall von der Seite reißt ihn wieder zu Boden. Judith lächelt zufrieden. Das war’s. Ein breites Grinsen stellt sich auf ihrem Gesicht ein. Mit einem weiteren spitzen Stein bewaffnet, beugt sie sich über ihn. Erwin brüllt seine Qualen in den Dschungel, als auch sein zweites Auge durchstoßen wird. Die Dunkelheit empfängt ihn, sein letzter Gedanke gilt Lisa. Brad bringt die Jagd mit einem schweren Treffer an den Kopf, mit einem großen Felsbrocken, zu Ende.

„So mein Schatz, ich glaube, es gibt Koch heute Abend zu essen.“ Wie eine Katze schurrend reibt sie sich an ihm.

„Ja, du warst fantastisch, so stark!“ Wild fällt sie über den Häuptling ihres Herzens her. Brad kann sein Glück kaum fassen. Seine Vergangenheit wird immer milchiger in seinen Gedanken. Seine neuen Instinkte dominieren alles. Es ist wie eine Neugeburt als Raubtier, animalisch und wild. Judith schnurrt immer noch an seiner Seite.

„Zeit, uns was Schönes zu kochen.“ Sie nickt.

„So jetzt gehen wir, unseren neuen Freunden einen Besuch abzustatten und unser Freund hier wird das Gastgeschenk werden. Brad und Judith schnappen sich jeder ein Bein und schleifen ihr Opfer in Richtung des Lagers der Eingeborenen. Er weiß, dort hat seine Verwandlung angefangen, da gehöre ich hin. Sein altes Wesen ist Geschichte. Auch Judith wird förmlich in die Richtung gezogen. Es ist ein Gefühl, wie in den mütterlichen Schoß zurückzukehren.

Kar Toc kann sein Grinsen nicht verbergen, als das ungleiche Paar ins Dorf einzieht. Den Ruf seines Gottes erhört jeder früher oder später. Eine herzliche Umarmung von seiner Seite beschließt die Aufnahme der beiden in ihren Kult. Mit der Opfergabe wird es heute Abend wieder ein nettes, kleines Fest geben. Die nächsten Nächte werden die reinste Freude werden, denn ab heute Abend steht der Mond in einer besonderen Konstellation. Sein leichtes, blutrotes Leuchten wird den Einfluss des Gottes nochmal verstärken und dann entscheidet sich das Schicksal der Fremden. Entweder treten sie uns bei oder ihr Blut wird den Boden tränken.

Helen und Damian kommen erschöpft an der Jacht am Strand an. Lara begrüßt ihre Eltern stürmisch, umarmt beide heftig und einige Tränen der Freude kullern ihre Wangen hinunter. Als Helen Lisa erblickt, bekommt sie einen dicken Kloß im Hals. Damian tritt neben sie und streichelt ihr sanft über den Rücken. „Kann ich mit dir mal ein wenig unter vier Augen reden?“ Verdutzt runzelt Lisa die Stirn.

„Klar, kein Thema.“ Mit zitternder Stimme und unter Tränen erzählt sie vom Zweikampf mit ihrer Mutter, wie es dazu kam und wie es endete, ohne ein Detail auszulassen. Lisa schießen die Tränen in die Augen. Sie wehrt den ersten Versuch einer tröstender Umarmung ab, den zweiten lässt sie zu. Helen weiß, dass kein Wort des Trostes jetzt hilft, einzig die Zeit kann solche Wunden heilen. Ben schaut irritiert auf seine Schwester. Irgendwas Schlimmes hat sie erfahren. Als er zu den beiden dazukommt, wischt sie sich schnell die Tränen aus den Augen.

„Was ist, warum weinst du?“

„Komm mal her, mein Kleiner.“ Auch er hat Mühe, die schlechte Nachricht zu verdauen, dass seine Mutter tot ist. Ihm verschweigt Lisa aber die Details über Helens Rolle in dieser Sache. An Deck der Jacht starrt Burns in den Nachthimmel. Das leicht rote Glimmen des riesigen Vollmondes hypnotisiert ihn. Aus irgendeinem Grund kann er seinen Blick nicht von diesem Naturschauspiel nehmen. Der Strand, das Meer, selbst der Dschungel glimmt in diesem Farbton. Lisa kommt dazu. Der Kapitän kann ihre Unruhe förmlich zu spüren. „Alles klar bei dir?“ Lisa nickt, aber in ihrem Gesicht steht ein klares Nein geschrieben.

„Sag mal, müsste Erwin nicht schon längst zurück sein?“ Sie wird bleich. Verdammt, er hat recht. Selbst wenn ihr Vater nicht auffindbar gewesen wäre, hatten sie ausgemacht, sich beim Sonnenuntergang an der Jacht zu treffen. Ohne Wenn und Aber. Das war ihre Bedingung für sein eigenmächtiges Handeln. Ihr Gesicht verfinstert sich zunehmend. Es beschleicht sie eine böse Vorahnung; Gänsehaut bildet sich. Tränen schießen ihr aus den Augen. Burns drückt Lisa fest an sich. Sie krallt sich an seine starke Schulter. Ein Gefühl der Hilflosigkeit macht sich in ihrem ganzen Körper breit: Ihre Mutter umgebracht von Helen, ihr Vater verschwunden im Urwald, ihr Freund auf der Suche nach ihm getötet. Ohne eine visuelle Bestätigung wusste sie es einfach. Dieses Gefühl hatte Lisa auch vor Stunden, wo ihre Gedanken bei Amber waren. Zorn keimt in ihrem Herzen auf, nur ein Funken, aber im Moment das Einzige, was ihren Füßen Halt gibt. Dankbar löst sie sich von Burns. „Danke für den Trost.“ Der Kapitän nickt kurz und schaut ihr noch eine Weile nach, dann taucht er wieder ein in seine eigene Trance, nicht ohne genüsslich nochmal an den warmen Körper von Lisa zu denken.

Ben schaut in seiner Kabine in den Spiegel. Eine Träne kullert aus seinem Auge. Er muss an seine Mutter denken, die war zwar eine schlimme Nervensäge war, aber es gab auch viele schöne Momente. Ein Lächeln huscht kurz über sein Gesicht, das sofort wieder verschwindet. Verdammt, er muss wieder an das Gespräch zwischen Helen und seiner Schwester denken. Die beiden verschweigen mir etwas Wichtiges. Er konnte es bei seiner Schwester spüren. Sie war extrem aufgewühlt, ihre Anspannung war förmlich greifbar. Seine Faust rast auf dem Spiegel zu. Der Einschlag lässt ihn in alle Richtungen springen, feine Splitter regnen auf den Boden, sein Blut läuft in mehreren dünnen Rinnsalen an der Einschlagstelle herunter. Einige kleine Spiegelstücke stecken in seiner rechten Hand. Der Schmerz durchbricht die Mauer des Zorns. Entsetzt starrt er auf seine blutenden Wunden. Lara klopft an die Kabinentür. Von Ben keine Antwort, ein lauter Knall hat sie aus dem Schlaf gerissen. Ziemlich sicher kam es aus seiner Kabine. Ohne eine Antwort weiter abzuwarten, tritt sie ein. Entsetzt starrt sie ihren Schatz an. Der zerbrochene Spiegel bildet ein verzehrtes Abbild von ihm, mit jeder Menge Blut. Ihr Herz schlägt schneller, als sie seine rechte Hand sieht, wo mehrere größere Splitter des Spiegels stecken.

„Schatz, um Gottes willen, was ist denn passiert?“

„Entschuldigung, habe kurz die Kontrolle verloren.“

„Ist es wegen deiner Mutter?“

„Ja und nein, auch wegen meiner Schwester, irgendwas verschweigt sie mir.“ Dass er sich auf das Gespräch mit Helen bezog, verschwieg er wieder. Lara ahnte, worauf er hinaus wollte. Auch sie hatte auf Nachfrage keine Antwort von ihrer Mutter erhalten, was das Gespräch mit Lisa betraf. Sie spürte aber, dass Helen in der Beziehung etwas zu verbergen hatte. „Lass mich mal deine Hand sehen.“

Lara schaut sich die Wunden genauer an. Okay Ben, spüle bitte das Blut ein wenig ab. Ich gehe schnell einen Verbandskasten holen, um dir die Splitter zu entfernen. Er tut wie ihm geheißen und lässt das kalte Wasser auf die blutverschmierten Stellen laufen. Schmerzen ziehen durch seinen Körper. Die Splitter glänzen wie kleine Diamanten in seiner Haut und stacheln seinen Zorn wieder an. Ben schwört sich in diesem Augenblick, die Wahrheit herauszufinden. Lara berührt ihn sanft an der Schulter. Er hatte sie gar nicht kommen hören. Eine Pinzette erscheint in ihrer Hand.

„Schatz, versuche bitte, deine Hand so ruhig wie möglich zu halten.“ Er nickt und presst seine linke Hand an den Handknöchel. Vorsichtig nähert sich Lara dem ersten Splitter. Sanft versucht sie ihn rauszuziehen und verursacht bei Ben starke Schmerzen.

„Schatz, bitte mit einem kräftigen Ruck.“

„Okay, ich versuche es mit aller Kraft.“ Die Scherbe weigert sich förmlich, aus dem Fleisch zu kommen. Flupp, ein leises Klirren im Waschbecken, die erste wäre entfernt. Ben kann seinen Schmerz nicht mehr verbergen. Tränen laufen seine Wangen hinunter. Er kaut wie verrückt auf dem Waschlappen in seinem Mund. Laras Hand zittert immer mehr, im Waschbecken hat sich einiges Blut angesammelt. Doch auch der letzte Splitter findet den Weg ins Becken.

„Nun noch ein paar Verbände und alles wird wieder gut.“ So sicher war er sich da nicht. Als könnte sie seinen Pessimismus spüren, streichelt ihre Hand über seine Wange. Er drückt sie zur Seite. „Kannst du mir einen Gefallen tun?“ Ben wusste, seine Schwester konnte sturer als ein Ziegenbock sein. Aus ihr was rausbekommen, wird extrem schwierig, deswegen der Umweg über Lara.

„Versuche bitte, aus Helen rauszubekommen, was passiert ist. Tust du das für mich?“

Sie wird auf einmal schrecklich unruhig. Ihre Mutter war so heftig abweisend bei dem Thema, deswegen hatte sie eine Unterhaltung zwischen ihren Eltern belauscht. Helen hatte zwar nicht direkt zugegeben, etwas mit dem Tod von Amber zu tun zu haben, aber einige Gesprächsfetzen deuten auf eine aktive Beteiligung hin. Die Wahrheit würde die Situation hier jetzt zu einem Pulverfass machen. Ich muss die Situation entschärfen. Es sind schon sowieso alle auf die eine oder andere Art und Weise extrem gereizt. Ben schaut aufgrund ihrer langen Denkpause irritiert und ein wenig zornig.

„Oh, Entschuldigung mein Schatz, ich werde alles tun, um es rauszubekommen. Versprochen!“ Er sieht in ihren wundervollen, blauen Augen den Verrat. Sie hat ihn belogen, was seinen Verdacht in Richtung Helen wieder stärkt und der Funken des Zorns schwillt jetzt stärker in seinem Herzen. Lara spürt, dass Ben nicht ganz überzeugt ist von ihrer Aussage. Ihre Zustimmung klang ein wenig hohl. Schließlich geht es um ihre Mutter. Die werde sie schützen, koste es, was es wolle. Ben will Lara auch nicht verlieren. Verzweifelt entscheidet sie sich für den Ritt auf der Rasierklinge. Er durfte die Wahrheit einfach nicht erfahren und irgendwann wird alles vergessen sein. Ein Grinsen huscht über ihr Gesicht, das sofort wieder vergeht, als sie Bens verärgertes Gesicht sieht.

„Du solltest jetzt gehen. Ich muss mich schonen und eine Mütze voll Schlaf nehmen.“ In Lara rotieren die Gedanken im Kreis, seine Ansage war hart. Wenn sie heute gehen muss, dann passiert wahrscheinlich was Schlimmes. Hm, Zeit auf die Waffen einer Frau zu setzen, ist ja eh schon überfällig. „Schade, ich hatte gehofft, mit dir heute noch ein wenig Zeit zu verlieren.“ Ihrem Versuch, ihn auf den Mund zu küssen, weicht er mit einer Drehung des Kopfes aus, nur auf die Wange.

„Sorry, Babe, bin heute nicht in Stimmung.“ Lara spürt, wie er ihr entgleitet. Verzweifelt fragt sie ihn: „Was würde dich denn in Stimmung bringen.“ Ben denkt nach. Mal sehen, wie weit sie denn gehen würde. Entweder sie geht beschämt und ich habe meine Ruhe oder ich habe meinen Spaß.

„Okay, gehe bitte auf die Knie.“ Lara schaut ihn irritiert an.

„Warum denn das?“

„Du kannst auch gehen, es steht dir frei.“ Lara tut, was er will und kniet sich hin.

„Okay, sehr schön, mache jetzt deine Augen zu und egal was passiert, du öffnest sie nicht.“ Lara dämmert langsam, was er von ihr will. Ein leises beschämtes „Ja.“ Zufrieden registriert er ihren Widerwillen. Das wird nur mir jetzt Spaß machen. Er hatte das mal in einem Nachtfilm gesehen und hatte sich spontan daran erinnert und wollte mal testen, wie weit Lara das mitmacht. Wenn sie ihm gibt, was er will, dann ist sie in seinem Team. Ben öffnet leise seine Shorts und lässt sie zu Boden fallen. Er wartet einen Moment mit seiner Unterhose, weil ihr Gesicht sich gerade tomatenrot verfärbt, was ihm jetzt ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Vor der Insel hatte er noch nicht einmal einen Kuss bekommen und hier hatte er schon wilden Sex mit einer extrem geilen Bitch und ihre Schwester wird gleich was tun, wovon sein bester Kumpel aus Edinburgh immer geschwärmt hatte. Die dicke Esmeralda tat dies angeblich für ihn. Seine linke Hand tätschelt ihren Hinterkopf. Dann fallen auch seine Shorts. Sein Penis ist hart.

„Liebst du mich?“

„Ja, von ganzem Herzen.“

„Dann öffne jetzt bitte deinen Mund.“

Laras Herz rast. Sie weiß genau, was er jetzt von ihr will. Sonderlich viel Erfahrung hatte sie auf diesem Gebiet nicht. Bis auf, naja, eher eine peinliche Trockenübung mit einem Dildo ihrer Schwester. Langsam öffnet sich ihr Mund. Ben kann sich sein Grinsen kaum verkneifen. Die spielt eindeutig in seinem Team. Vorsichtig presst er sein hartes Glied in ihren Mund. Lara ist kurz über die Größe geschockt, saugt und liebkost seinen Penis aber, was das Zeug hält. Nach wenigen Minuten entlädt sich seine Freude in ihren Mund. Lara steht auf, rennt ins Badezimmer und entledigt sich schnell des Geschenkes. Sie putzt sich die Zähne ein wenig länger als sonst und schlüpft aus ihren Klamotten. Ben hat sich schon ins Bett gelegt, reißt aber die Augen auf, als Lara nackt vor ihm steht.

„So mein Lieber, du hattest deinen Spaß, jetzt will ich meinen!“ Liebevoll nimmt er sie in den Arm und wilde Küsse folgen. Als Ben schon lange schläft, liegt Lara immer noch wach. Wow, das war der Hammer, so animalisch und wild. Hätte nie gedacht, dass er so gut ihm Bett ist. Die Veränderung, seit wir auf der Insel sind, fällt dramatisch bei ihm aus. Der schüchterne, liebevolle, aber langweilige Junge ist ein vor Testosteron strotzender, starker Kerl geworden. Seine neue Seite birgt aber auch viele Gefahren. Einige hier können ihr Temperament nicht kontrollieren oder werden zu Tieren. Sie muss das irgendwie eindämmen. Ein wenig sollte schon erhalten bleiben, aber nicht zu viel und wenn das nur über ihren Körper geht, dann umso besser. Das macht nämlich richtig Spaß. Sie streichelt ihrem Liebsten über den Kopf. „Aber du gehörst nur mir“, flüstert sie ihm ins Ohr. Ben schläft sofort ein, es sollte aber keine ruhige Nacht werden. Ein hellrotes Leuchten blendet ihn. Als er wieder sehen kann, schwebt er über einen Tempelplatz. Eine zehn Meter hohe Statue eines Krokodilmenschen glimmt ebenfalls in einem Hellrot. Ben schwebt über dem Gelände. Das löst Schwindel und ein unangenehmes, flaues Gefühl in seiner Magengegend aus. Im rechten Augenwinkel sieht er seine Mutter auf einen eilig aufgestellten Kampfring zulaufen. Ihr gegenüber steht Helen, die schon auf Amber wartet. Sein Herz schlägt schneller. Adrenalin pumpt durch seine Adern. Leicht geschockt sieht er dem Treiben unter ihm zu. Erst läuft es gut für seine Mutter.