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Originalcopyright © 2019

Südpol-Verlag, Grevenbroich

Autor: Nicolas Gorny

Illustrationen: Pascal Nöldner

E-Book Umsetzung: Leon H. Böckmann, Bergheim

ISBN: 978-3-943086-94-2

Alle Rechte vorbehalten.

Unbefugte Nutzung, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung,

können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Mehr vom Südpol Verlag auf:

www.suedpol-verlag.de

Inhalt

Unerwarteter Besuch

Der Ausbruch

Mehr als ein Turnschuh

Schlechte Neuigkeiten

Pause vom Heldengeschäft

Die Verschwörung

Mopszilla

Der Duft von Ruhm und Ehre

Auf Rekordkurs

Supermops gegen Mopszilla

Sieg durch Würstchen-K.O.

Über den Autor

Über den Illustrator

Unerwarteter Besuch

Doktor Uhrengift sitzt auf der Pritsche in seiner Gefängniszelle und seufzt. Missmutig beäugt er das karge Mittagessen, das vor ihm auf dem kleinen Tisch steht. Wasser, Brot und Brokkoli. Mehr gibt es nicht.

Dabei hätte ihm doch so viel mehr zugestanden. Wenn alles nach Plan gelaufen wäre, dann säße er jetzt nicht hier, sondern in irgendeiner schicken Protzvilla und wäre stinkreich. Er hätte nämlich seine eigene Armee von Monster-Hunden gehabt. Und damit wäre er so gut wie unbesiegbar ge­wesen. Dann hätte es niemand mehr gewagt, sich über Doktor Amandus Uhrengift lustig zu machen.

Zum ersten Mal in seinem Leben wäre er von allen respektiert worden. Oder besser noch: Sie hätten ihn gefürchtet. Außerdem hätte er der Welt endlich seine Genialität bewiesen.

Aber dieser unverschämte Junge namens Helge und sein elender Supermops hatten ihm ja gründlich dazwischenfunken müssen. Sie waren einfach in seinen geheimen Unterschlupf eingedrungen und hatten seine Pläne zunichte gemacht. Sie hatten Doktor Uhrengifts geniale Erfindung zerstört – den Transmutator. Mit dessen Hilfe hatte der Doktor gewöhnliche Hunde in reißende Bestien verwandeln wollen. Und wären diese beiden Weltverbesserer nicht aufgekreuzt, hätte alles prima geklappt. Verteufelt noch eins!

Jedes Mal, wenn Doktor Uhrengift daran denkt, kocht die Wut erneut in ihm hoch.

»Ihr Alles-Verderber!«, brüllt er, springt auf und versetzt dem Tisch einen heftigen Tritt. Der kippt zur Seite und das Blechgeschirr mitsamt Mittagessen geht scheppernd zu Boden.

Im selben Moment wird das Guckloch in der Zellentür aufgeschoben. Die Augen des Gefängnis­­wärters glotzen herein.

Doktor Uhrengift zuckt zusammen. »Nichts passiert«, sagt er hastig und setzt eine Unschulds­miene auf. »Ich, ähem, bin bloß gestolpert. Ich werde die Sauerei sofort wieder wegmachen.«

Eifrig macht er sich daran, das Geschirr auf­zusammeln. Im Gefängnis wird schließlich keine Randale in den Zellen geduldet. Das ist eine der wichtigsten Regeln. Wer dagegen verstößt, muss eine Stunde lang im Gefängnishof joggen. Immer im Kreis. Und darauf hat Doktor Uhrengift nun überhaupt keine Lust, zumal er jede Art von Sport zutiefst verabscheut.

Doch anstatt sich über den Krach in der Zelle zu beschweren, sagt der Gefängniswärter nur: »Du hast Besuch, Doktor.«

Der verrückte Wissenschaftler hebt überrascht die Brauen. »Besuch?«, fragt er verdutzt. Bisher hat ihn hier noch nie jemand besucht. Das liegt natürlich daran, dass Doktor Uhrengift keinen einzigen Freund hat.

Der Gefängniswärter rasselt mit seinem Schlüssel­bund und öffnet die Zellentür.

Doktor Uhrengift fällt die Kinnlade herunter, als eine große, schlanke Frau im Türrahmen erscheint. Sie steckt von Kopf bis Fuß in einem pinken Gummianzug. Auch ihr Haar und der wallende Umhang leuchten im gleichen schrillen Farbton.

Sie hält ihm ihre spindeldürre Hand hin. »Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Doktor.«

Der verrückte Wissenschaftler verengt miss­trauisch die Augen. »Wer zum Lötkolben sind Sie und was wollen Sie von mir?«

Die Frau klimpert mit ihren langen Wimpern. »Ich heiße Madame Magenta und bin gekommen, um Sie aus dem Gefängnis zu holen.«