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   Rice Broocks– Gott ist nicht tot– Warum alles dafür spricht, dass es Gott gibt– Aus dem Amerikanischen von Anna Schnabel

ISBN 978-3-417-22790-1 (E-Book)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

© der deutschen Ausgabe 2015

Originaly published unter the title: God´s not Dead

Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:

Umschlaggestaltung: dyadesign, Düsseldorf, www.dya.de

Den Kindern meiner Kinder

Damit auch die nächste Generation das Gesetz Gottes kenne – die Kinder, die erst noch geboren werden – und es auch an ihre Kinder weitergebe.
(Psalm 78,6; NLB)

Inhalt

Einleitung: Nullpunkt des Glaubens

Kapitel 1: Gott ist nicht tot

Kapitel 2: Echter Glaube ist nicht blind

Kapitel 3: Gut und Böse sind keine Einbildung

Kapitel 4: Es gab einen Anfang aller Dinge

Kapitel 5: Das Leben ist kein Zufall

Kapitel 6: Das Leben hat Sinn und Bedeutung

Kapitel 7: Jesus und die Auferstehung

Kapitel 8: Das Zeugnis der Schrift

Kapitel 9: Der Gnadeneffekt

Kapitel 10: Lebende Beweise

Schluss: Gott suchen

Danksagungen

Über den Autor

Anmerkungen

Einleitung:

Nullpunkt des Glaubens

Das Christentum ist mit Erfolg angegriffen und marginalisiert worden … denn diejenigen, die sich zum Glauben bekannten, waren nicht imstande, ihn gegen seine Angreifer zu verteidigen, obwohl die Argumente dieser Angreifer zutiefst verfehlt waren.

William Wilberforce,

Praktische Ansicht des herrschenden Religionssystems1

„Gott, ich kann einfach nicht mehr an dich glauben.“ Dieses Fazit zog mein frustrierter Freund Dean, während er auf der Autobahn an ein Gespräch dachte, das er kürzlich mit einem Atheisten gehabt hatte – ein Gespräch, das sein Weltbild erschüttert hatte. Die Fragen und Argumente, die dieser Mann gegen die Existenz Gottes vorbrachte, hatten Dean tief angefochten. Am schlimmsten für Dean war, dass er keine Antwort darauf parat hatte. Er war so verzweifelt und beschämt von seiner eigenen Unfähigkeit, auf dieses Sperrfeuer der Skepsis zu antworten, dass er schließlich Gott erklärte, er wolle den Glauben aufgeben.

Als Nächstes geschah etwas, womit er überhaupt nicht gerechnet hatte. Nachdem er seinen Entschluss kundgetan hatte, nicht länger glauben zu wollen, hörte er eine Stimme: Was denkst du eigentlich, mit wem du sprichst?

Sofort fuhr er rechts ran, um mit Gott ins Reine zu kommen. Das war zunächst eine Angelegenheit des Herzens – aber dann musste Dean auch seinen Kopf zuschalten. Anstatt seine Zweifel einfach zu begraben, brachte er sie ans Tageslicht und begann, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, indem er die Beweise prüfte, die den echten Glauben untermauern. Heute sagt er, dass er dazu imstande ist, den Anfragen des Skeptikers etwas entgegenzusetzen, ebenso wie er dem Zweifler helfen kann, der um Glauben ringt.

Geschichten wie die von Dean haben mich dazu gebracht, dieses Buch zu schreiben. Ich hoffe darauf, dass jeder Christ die Gründe seines Glaubens an Gott verstehen und sie der Welt um ihn herum mitteilen kann. Eines der wichtigsten Beispiele der Glaubensgeschichte stellt uns vor diese Aufgabe: Auch der Apostel Petrus ist aus der dunklen Nacht des Unglaubens wieder aufgetaucht. „Wenn man euch nach eurer Hoffnung fragt, dann seid immer bereit, darüber Auskunft zu geben“ (1. Petrus 3,15). Es gibt ganz klare Antworten auf die Fragen der Skeptiker, aber die meisten Christen sind nicht vertraut genug damit, die Gründe ihres Glaubens anderen zu erklären. Ich hoffe, dass dieses Buch das zumindest für seine Leser ändert.

Das Getöse von den Rängen der Ungläubigen lässt sich in den Worten des Musikers und Zoologen Greg Graffin von der Band Bad Religion zusammenfassen. Er behauptet, dass die Vertreter des Intelligent Design über „keinen einzigen Fetzen von Fakten“ verfügen, um ihre Meinung zu stützen.2 In gewisser Hinsicht hat Graffin recht – „einen einzigen Fetzen“ Fakten gibt es in der Tat nicht. Sondern viel mehr: Wo auch immer man hinsieht, gibt es Belege für einen intelligenten Schöpfer. Wer sagt, es gebe keine Hinweise auf ihn, müsste wohl auch behaupten, dass die Tausende von Gemälden eines Kunstmuseums nicht gemalt worden sein können, weil man keinen Künstler in den Museumsräumen sieht. Die Indizien dafür, dass ein schöpferischer Geist hinter dem Universum steht, sind so überwältigend, dass sie die Ansicht, alles wäre von der Natur allein hervorgebracht worden, einfach auseinandernehmen. Belege für die Existenz Gottes finden sich nicht in irgendwelchen obskuren Fossilien oder den unbeweisbaren Hypothesen der theoretischen Physik; sie stechen einem geradezu an jeder Ecke ins Auge.

Ich beabsichtige, Ihnen einen Überblick über diese Belege zu geben. Der Glaube an Gott nimmt zu, aber auch die allgemeine Skepsis. Im Namen von Wissenschaft und Vernunft wird der Glaube als irrational und unlogisch hingestellt. Darwins große Erzählung von der Evolution hat viele Köpfe und Herzen umgestimmt. Sie lehrt bekanntermaßen, dass das Leben spontan aus dem Nichts entstand, ohne Grund, ohne Zweck, angestoßen allein von dem „blinden Uhrmacher“ der natürlichen Auslese.3 Die Überzeugung, dass alles, was wir um uns herum wahrnehmen, durch natürliche Vorgänge verursacht wurde, nennt man Naturalismus. Stephen Hawking schließt daraus: „Wo bleibt da noch Raum für einen Schöpfer?“4

Ich möchte Ihnen im Folgenden zeigen, dass wir einen Schöpfer brauchen: sowohl, um uns die Welt um uns herum zu erklären, als auch für die Welt in uns, die menschliche Seele. Dazu beziehe ich mich auf einige der Tausende von wissenschaftlichen Werken, die zur Frage des Gottesbeweises geschrieben worden sind. Seit Jahrhunderten haben sich große Denker mit der Idee einer Schöpfung durch den Geist Gottes auseinandergesetzt und manch brillante Antwort auf Zweifel, Dilemmata und Anklagen gefunden. Auch heute brauchen wir die Weisheit der Giganten aus Philosophie, Theologie und Naturwissenschaft, die vor uns waren. Ich werde ihre Argumente hier darstellen und mit meinen eigenen Kommentaren versehen. So können Sie an der Genialität derer teilhaben, die schon früher die großen intellektuellen Kämpfe für den Glauben gekämpft und gewonnen haben. Meine eigenen Gedanken und Beobachtungen sind im Laufe von Jahren des intensiven Studiums und der Diskussion über diese Themen mit Skeptikern und auch mit Suchenden entstanden. Tatsächlich verhält es sich so, dass Menschen Orte des Glaubens nicht gegen ihre Vernunft, sondern unter deren Einfluss aufsuchen. Deshalb besteht der erste Schritt oder Nullpunkt des Glaubens darin, anzunehmen, dass Gott existiert.

Machen Sie sich nichts vor: Die Atheisten bringen ihre Argumente mit großer Leidenschaft vor. Sie gehen davon aus, dass es keinen rationalen Beweis für die Existenz Gottes gibt, dass die Bibel ein Märchenbuch voller Widersprüche ist und dass Religion im Allgemeinen abzulehnen ist. Außerdem setzen sie voraus, dass jeder vernünftige Mensch, der sich nicht bewusst selbst täuscht, zu denselben Schlüssen gelangt wie sie. Für Atheisten ist es ein Fest, auf unvorbereitete religiöse Menschen zu treffen, die, ohne nachzudenken, an Glaubensvorstellungen festhalten, die sie bloß übernommen haben – die nur sozusagen aus zweiter Hand glauben. Aber die Skeptiker schauen nur selten genauer hin, um die Stichhaltigkeit ihrer eigenen Ansichten zu überprüfen. Stattdessen denken sie, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis alle es so sehen wie sie selbst. Ihre Strategie ist einfach:

1. Verbreite Hohn und Spott, um Leute, die glauben, als anti-intellektuell oder irrational zu brandmarken.

2. Baue einen künstlichen Gegensatz zwischen Wissenschaft und Glauben auf und sage den Leuten, sie müssten sich für eins von beiden entscheiden.

3. Sorge dafür, dass die Debatte einseitig bleibt, indem du in der Öffentlichkeit keine abweichende Meinung zulässt und sicherstellst, dass Glaubensäußerungen nur in einem strikt religiösen Umfeld zulässig sind.

Die traurige Wahrheit ist, dass diese Strategie funktioniert. Im Jahre 2007 sagten dem Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center zufolge 83 Prozent aller Befragten, dass sie niemals an Gottes Existenz gezweifelt hätten. 2012 war diese Zahl bereits auf 68 Prozent gesunken. Das bedeutet einen Rückgang von 15 Prozent in fünf Jahren.5 Andere Studien haben ergeben, dass mehr als die Hälfte aller jungen Leute in den USA, die eine Kirche besuchen, dies nicht mehr tun, sobald sie nach dem Schulabschluss auf die Universität wechseln.6 Es gibt viele Gründe für diese Entwicklung, aber einer von ihnen ist wohl, dass Studenten niemals darauf vorbereitet wurden, mit den Gegenargumenten umzugehen, die Glaubensskeptiker ins Feld führen. Junge Leute müssen über mehr verfügen als ein Erlebnis mit Jesus, wenn sie den Sturm intellektueller Angriffe überstehen wollen, der an der Universität auf sie wartet.

Als christlicher Pastor ist es meine Leidenschaft, Gläubigen die Wahrheiten darzulegen, die sie benötigen – nicht nur, damit ihnen niemand ihren Glauben so schnell rauben kann, sondern auch, damit sie sich der ungläubigen Welt entgegenstellen können und ihr zeigen können, dass Gott existiert. Wenn jemand diese Wahrheit erst einmal ergriffen hat, wird es für ihn zu einer logischen Notwendigkeit, das Wesen und den Charakter dieses Schöpfers zu erforschen. Dieser Gott hat sich der Menschheit in Jesus Christus offenbart.

Eine meiner größten Freuden ist es, wenn Menschen einen Glauben an Gott finden, der sowohl intellektuell befriedigend als auch geistlich erfüllend ist. Die gute Nachricht ist: Es gibt ermutigende Anzeichen einer geistlichen Erweckung unter jungen Leuten. Auch wenn sie nicht so dramatisch sind wie das Wachstum des christlichen Glaubens in Afrika, Asien und Südamerika, so sind doch in Nordamerika in letzter Zeit Tausende von Menschen zum ersten Mal zum Glauben an Gott gekommen oder zu einem Glauben zurückgekehrt, den sie schon einmal hatten. Doch der Kampf ist noch lange nicht vorbei. Die neue Generation von Skeptikern hat sich auf eine eigene Agenda des Unglaubens verpflichtet. Ihre Mission ist die Ausmerzung jeglichen religiösen Glaubens, oder – in den Worten des Atheisten Sam Harris – „das Ende des Glaubens“7.

Christen dürfen sich dazu nicht passiv und desinteressiert verhalten. Viele begehen den Fehler zu denken: „Vielleicht merken sie, dass wir wirklich glauben und dass Gott real ist, wenn wir nur nett genug sind.“ Denn lehrt die Bibel nicht, dass wir das Evangelium predigen und, wenn nötig, dabei auch Worte benutzen sollen? Nein, das lehrt sie nicht. Dieser Satz wird normalerweise Franz von Assisi zugeschrieben, aber es ist zweifelhaft, ob er ihn je gesagt hat. Sicherlich müssen wir diejenigen, die Gott feindlich gegenüberstehen, respektvoll behandeln, aber wir müssen auch darauf vorbereitet sein, die Wahrheit klar auszusprechen. Niemand hat je gesagt, dass das einfach wäre. Sogar der große Evangelist und Apostel der frühen Kirche Saul von Tarsus hat Leute um Fürbitte gebeten, damit er „weiter so offen und furchtlos rede, wie es mir aufgetragen ist“ (Epheser 6,20). Der neutestamentliche Befund offenbart, dass die Apostel und die frühen Christen diese Furchtlosigkeit besaßen, das Evangelium selbst unter Lebensgefahr zu verkündigen. Wir müssen in unserem Zeugnis für Christus mindestens so furchtlos sein wie die Skeptiker bei ihren Angriffen gegen den Glauben.

Die frühen Christen haben etwas begriffen, das auch wir verstehen müssen. Jede Weltanschauung ist im Grunde eine Geschichte, eine große Erzählung, die versucht, die echten Fragen unserer Existenz zu beantworten. Viele Autoren haben wieder und wieder bestätigt: Wer die glaubwürdigste Geschichte erzählt, gewinnt Macht über seine Zeit. Die frühen Christen erzählten ihre Geschichte und unterfütterten sie mit Belegen: Jesus erstand von den Toten, um die Verheißungen der alten Propheten zu erfüllen. In unserer postmodernen Welt wollen Menschen gern glauben, dass jede Geschichte gleichermaßen gültig ist, aber es sind nicht alle Geschichten gleich. In einem Flugzeug saß ich einmal neben einer seltsamen Frau, die mir erzählte, dass sie sich selbst für Gott hielt. Ich hörte mir das an, lächelte und sagte: „Wenn Sie Gott sind, dann habe ich eine Menge Fragen an Sie.“ Die Vernunft hilft uns dabei, absurde Behauptungen wie diese zu entkräften.

Auch die Glaubensskeptiker stellen wacklige Behauptungen auf, die leicht zu widerlegen sind. Andere Argumente verlangen nach einer besser durchdachten Antwort, so etwa die These, dass der Glauben eines Menschen davon abhängt, wo der Betreffende geboren wurde. Wenn du in Amerika oder Europa geboren wurdest, wirst du ein Christ. Wenn du in Indien geboren wurdest, wirst du ein Hindu. Es steckt eine gewisse Wahrscheinlichkeit in dieser Behauptung, aber sie erklärt die Sache nur zum Teil. Nur weil du in eine bestimmte religiöse Tradition hineingeboren wurdest, heißt das nicht, dass du bei diesem Glauben bleiben wirst, wenn du einmal alt genug bist, selbst zu denken und andere Weltanschauungen in Betracht zu ziehen. Sogar die Lebensläufe vieler Skeptiker belegen das. Viele von ihnen wurden in christliche Familien und Traditionen hineingeboren und haben sie hinter sich gelassen, als sie älter wurden. Das Gleiche gilt auch für Menschen aus anderen Kulturen. Wenn sie im Lauf ihres Lebens dem freien Markt der Ideen ausgesetzt sind, verändern sie sich. Sie wechseln ihre Anschauungen. Sie wählen andere Möglichkeiten.

Aus diesem Grund habe ich die letzten dreißig Jahre meine Arbeit auf Universitäten auf der ganzen Welt konzentriert. Der Campus einer Uni ist ein spannender Ort, eine Kreuzung, an der die kulturelle Prägung eines Menschen auf eine Welt voller Ideen trifft. Er kann der Ort sein, wo die Wahrheit Jesu am hellsten erstrahlt. Das Evangelium gewinnt nicht etwa dort die Oberhand, wo es keine Konkurrenz hat; es leuchtet dort besonders hell, wo es sich mit anderen Glaubensformen messen kann. Säkulare Religionen wie der Naturalismus darwinscher Prägung können nicht den gleichen Effekt erzielen. Sie sehen eher schlecht aus, wenn sie Konkurrenz bekommen. Sie versuchen, Rivalen ganz auszumerzen. Deshalb werden in den USA solch enorme Anstrengungen unternommen, um jeden Bezug zu Konzepten wie „Intelligent Design“ oder Schöpfungstheologie aus dem Klassenraum fernzuhalten. Echter Glaube – besonders echter Glaube an Jesus Christus – nimmt dagegen gegnerische Herausforderungen an.

Erinnern Sie sich: Das Christentum entstand ursprünglich in der feindlichen Kultur des Römischen Reiches, wo es Menschen das Leben kosten konnte, an Jesus Christus zu glauben. Tausende früher Christen wurden den Löwen vorgeworfen, auf Scheiterhaufen verbrannt oder sogar wie Christus für ihren Glauben gekreuzigt. Die Erfahrung der frühen Christen war kein Ergebnis der Kultur, in die sie hineingeboren waren, oder der Erziehung ihrer Eltern. Anders als militantere Religionen, die Menschen mit dem Messer an der Kehle zum Glauben zwangen, hat das Urchristentum zu seiner Verbreitung eine Macht eingesetzt, die den Menschen jener Zeit weitgehend unbekannt war – die Macht der göttlichen Liebe. Sie hat die Menschen, die in der römischen Kultur aus Gewalt, Unterwerfung und Furcht aufgewachsen waren, dazu bewegt, sich dem Christentum zuzuwenden. Christus selbst hat seinen Nachfolgern befohlen, seine Botschaft durch die unwiderstehliche Macht der Liebe und die Kraft der Wahrheit auszubreiten.

Wahrer Glaube an Gott kann nicht aufgezwungen werden. Er entsteht in Freiheit. Die Botschaft Christi verwandelte das Römische Reich, denn diese Botschaft basierte auf Liebe und Wahrheit und zwang nicht zum blinden Gehorsam wie andere Religionen. Aus diesem Grund wandten sich im frühen Christentum Skeptiker, Götzenanbeter und Atheisten der Botschaft Jesu zu, ganz gleich, wo sie geboren waren. In Ländern wie den USA, wo der christliche Glaube seit Generationen praktiziert wird, haben diejenigen, die in ihn hineingeboren werden, einen Vorteil, den sie nicht ignorieren oder gering schätzen sollten.

Die Geschichte des Evangeliums geht weiter

Das Evangelium ist die gute Nachricht, dass Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist. Er lebte das Leben, das wir leben sollten (indem er das Gesetz vollkommen erfüllte); dann starb er den Tod, den wir sterben sollten (weil wir das Gesetz gebrochen haben). Drei Tage später erstand er von den Toten und bewies damit, dass er der Sohn Gottes ist. Er bietet das Geschenk der Errettung jedem an, der bereut und an das Evangelium glaubt.

• Gott wurde Mensch in Jesus Christus.

Gott kam in die Welt, indem er einen menschlichen Körper annahm. Die Religionen der Welt rufen Menschen dazu auf, sich anzustrengen und sich ihren Weg hinauf zu Gott zu erarbeiten. Der christliche Glaube erklärt, dass Gott zu uns herunterkommt.

• Er lebte das Leben, das wir hätten leben sollen.

Gott erwartet von uns, dass wir das Gesetz befolgen. Christus lebte ein vollkommenes Leben. Sein Leben war das Vorbild für ein Leben, das sich Gott ganz hingibt. Ein solches Leben sollen nach Gottes Wunsch alle Menschen leben.

• Er starb den Tod, den wir hätten sterben sollen.

Für Skeptiker ist es schwierig, die Wahrheit anzunehmen, dass Böses bestraft werden muss. Wenn es keine Konsequenzen dafür gibt, dass Gesetze gebrochen werden, dann hört das Gesetz auf, Gesetz zu sein. Christus hat unsere Strafe getragen, indem er durch seinen Tod am Kreuz unseren Platz einnahm.

• Er ist von den Toten auferstanden.

Die Auferstehung Christi von den Toten bestätigte seine Identität als Sohn Gottes und bewies, dass er wirklich Vollmacht von Gott besaß. Sie gibt auch uns Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod.

• Er bietet denen, die bereuen und glauben, Rettung an.

Indem Gott uns das Heil schenkt, vergibt er uns nicht nur unsere Sünden, sondern erlöst uns auch von der Macht des Bösen und ihren Konsequenzen – in diesem Leben und im nächsten. Bereuen heißt: sich vom Bösen abwenden, nicht mehr auf unsere eigenen Anstrengungen vertrauen, uns selbst das Heil zu verdienen. Indem wir uns vom Bösen abwenden, wenden wir uns Christus im Glauben zu. Das Versprechen ist eindeutig:

Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat. (Johannes 3,16)

Meine eigene Geschichte

Obwohl ich in den USA geboren wurde und in einer Familie aufgewachsen bin, die zur Kirche ging, lebte ich so, als gäbe es keinen Gott. Solange ich keine Gebote brach, ging es mir gut. Ich empfand es als abstoßend, religiös zu sein. Die Kirche war nur der Ort für Hochzeiten und Beerdigungen.

In meinem dritten Jahr an der Universität wurden dann meine persönlichen Probleme zu schwierig, um sie noch länger zu ignorieren. Sosehr ich auch versuchte, vor ihnen davonzulaufen oder sie mit Alkohol und Drogen zu betäuben – sie wurden nur schlimmer. Die Wende kam, als ich an meinen Zweifeln an Gott zu zweifeln begann. Ich demütigte mich, indem ich eingestand, dass ich tiefe, unerfüllte Bedürfnisse hegte. Dieser Schritt in die Demut brachte mich dazu hinzuhören, als jemand mir von der Wirklichkeit Gottes und seiner Menschwerdung in Jesus Christus berichtete. Ich bin dankbar für die Menschen, die sich die Zeit genommen haben, mit mir zu sprechen, meine Fragen zu beantworten und schließlich meine Selbstlügen zu entlarven, indem sie meinen Unglauben herausforderten.

Zum ersten Mal verstand ich, dass es wirklich so etwas wie eine Frohe Botschaft gab. Und wie lautete sie? Gott hatte meine Not vorhergesehen und für Hilfe gesorgt, lange bevor ich überhaupt wusste, dass ich sie brauchen würde. Wie lange davor? Volle zweitausend Jahre. Zum richtigen Zeitpunkt in der Geschichte wurde Gott in Jesus Mensch.

Ich entschied mich, Gottes Geschichte zu glauben und sie für wahr zu halten – nicht nur wahr für mich, sondern wahr für die ganze Menschheit –: die große Erzählung, die die Wirklichkeit in unserem Zeitalter der Ungewissheit beschreibt. Diese schicksalhafte Entscheidung veränderte mein Leben. Meine Fragen wurden nicht alle auf einmal beantwortet. Christus nachzufolgen war im Gegenteil eine lange Reise, auf der ich ständig Antworten auf die Fragen und Rätsel unserer Existenz fand. Wieder und wieder sind die Antworten bei mir angekommen. Gott hat keine Angst vor unseren Fragen, aber wir dürfen sie nicht als seine Feinde stellen, sondern im Vertrauen darauf, „dass Gott existiert und dass er die, die ihn aufrichtig suchen, belohnt“ (Hebräer 11,6). Weil es Gott gibt, wird die Suche der Menschen nach ihm nicht vergeblich sein. In dieser Hoffnung schreibe ich dieses Buch für drei Arten von Leuten:

Der Sucher versucht zu glauben, aber zweifelt daran, ob es Gott überhaupt gibt. Ich biete auf diesen Seiten Belege dafür und hoffe, Suchende werden in der Lage sein zu erkennen, dass es sowohl plausibel als auch befriedigend ist, an Gott zu glauben. Bevor man den christlichen Glauben oder die Bibel überhaupt verstanden hat, gibt es zahlreiche Belege dafür, dass die Welt um uns herum kein Zufall ist.

Der Christ weiß ganz persönlich, dass es Gott gibt, aber kann seinen Glauben Nichtgläubigen gegenüber nicht gut begründen. Hoffentlich machen die folgenden Kapitel die Belege für eine Existenz Gottes so klar, dass sie gut verständlich sind und dann leichter anderen dargelegt werden können.

Der Skeptiker liest dieses Buch vielleicht aus kritischer Perspektive und in der festen Überzeugung, dass es keinen Gott gibt. Meine Hoffnung für einen solchen Leser ist: Wie sehr er auch am Zweifel festhält – die folgenden Indizien sollen ironischerweise gerade einem Samen des Zweifels erlauben, Wurzeln zu schlagen, und diesem Menschen helfen, aus den Denkzwängen seiner gottlosen Weltanschauung auszubrechen und die wahre Geschichte anzunehmen, die den Indizien am besten entspricht. Nämlich die Geschichte, die in die Überzeugung mündet: „God’s not dead“ – „Gott ist nicht tot“.

Kapitel 1:

Gott ist nicht tot

Was uns trennt, ist nicht die Wissenschaft. Wir sind beide der Wissenschaft verpflichtet. Uns trennen unsere Weltanschauungen. Niemand will sein Leben auf eine Illusion bauen, aber welche von beiden ist eine Illusion? Das Christentum oder der Atheismus?

John Lennox8

Wenn ein Mensch aufhört, an Gott zu glauben, dann glaubt er nicht an nichts, sondern an alles.

G.K. Chesterston zugeschrieben9

In meinem dritten Jahr an der Uni entschloss sich mein älterer Bruder Ben, mir meinen Glauben auszureden. Wahrscheinlich erschien ich ihm als leichte Beute. Ich war noch nicht sehr lange Christ, und Ben selbst studierte im fünften oder sechsten Semester Jura an der Southern Methodist University in Dallas. Er war der Beste seines Jahrgangs und hatte außerdem schon einen Masterabschluss in psychosozialer Beratung. Seine Verachtung für den christlichen Glauben kultivierte er schon eine ganze Weile.

Wir verabredeten uns für ein Wochenende im Haus unserer Eltern in Dallas. Ben bereitete sich vor, als müsste er ein Gerichtsverfahren gewinnen, und las eifrig die Bibel, um sich die Munition anzueignen, mit der er mir meinen noch frischen Glauben ausreden wollte. Einem seiner Studienkollegen erzählte er: „Ich fahre nach Hause, um meinen kleinen Bruder von dieser Wiedergeburtssache abzubringen.“ Mit seinen wohlvorbereiteten Fragen und fein abgestimmten Angriffstaktiken kam er zu Hause an. Alles, was ich sagen könnte, hatte er schon im Vorhinein bedacht. Er war zuversichtlich, dass er mich dazu kriegen konnte, diese ganze Sache mit dem Glauben an Gott und Jesus Christus aufzugeben.

Ich würde Ihnen jetzt gern erzählen, dass ich brillante, gelehrte Antworten auf alles hatte, was er zur Sprache brachte. Aber ich kam gar nicht dazu zu antworten. Während ich mir Bens Zweifel anhörte und ganz einfache Antworten darauf formulierte, begann die Wahrheit von Gottes Wort sein Herz zu erweichen. Ich konnte sehen, dass er seine Zweifel auf einmal anzweifelte. Schließlich kam der Moment, ihm zu sagen: „Ben, nicht das, was du nicht über Gott weißt, hält dich davon ab zu glauben, sondern was du weißt. Du weißt, dass es ihn gibt, und du weißt, dass er heilig [d.h. rein] ist.“ Der Apostel Paulus hat geschrieben, dass manche Leute „die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten“ (Römer 1,18; LUT). Der Grund dafür? Ihnen gefallen Gottes Regeln nicht. Das Problem dabei ist: Es wirkt sich in etwa so aus wie der Versuch, einen Ball unter Wasser zu halten. Je fester man ihn niederdrückt, desto kraftvoller drängt er wieder an die Oberfläche. Genau das tat mein Bruder. Er versuchte, den Gewissensbissen zu entkommen, die ihn wegen seines schlechten Verhaltens plagten.

Am Ende jenes Tages – des Tages, an dem er mir meinen Glauben ausreden wollte – taufte ich Ben in einem Swimmingpool. Nicht lange nachdem er aus dem Wasser wieder auftauchte, sagte er: „Ich glaube, du hast gar nicht all meine Fragen beantwortet. Ich habe einfach die falschen Fragen gestellt.“ Heute ist Ben ein erfolgreicher Rechtsanwalt in Austin, Texas, und ein beeindruckender Zeuge für Christus.

Dieses Wochenende vor dreißig Jahren wurde für Ben und mich zum Wendepunkt. Er wurde Christ, als er versuchte, mir „diese Wiedergeburtssache“ auszureden. Und seit jenem Tag habe ich mein Leben der Aufgabe verschrieben, Leute aus „dieser Atheismus-Sache“ herauszubekommen. Ich arbeite meist mit Studenten auf der ganzen Welt, und im Laufe der Zeit sind Tausende von Menschen dazugekommen, die herausgefunden haben, dass der Glaube an Gott sowohl geistlich belebend als auch intellektuell befriedigend ist. Wir haben aber auch das Gegenteil beobachten können: dass der Atheismus weder das Herz noch den Geist eines Menschen zufriedenstellt.

Das Ende des Glaubens?

Vor mehr als vierzig Jahren fragte die Zeitschrift Time auf ihrem Titelblatt: „Ist Gott tot?“10 Die Autoren erörterten die berühmte Behauptung des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche, der im späten 19. Jahrhundert geschrieben hatte, Gott sei tot. Auch andere Denker jenes Jahrhunderts äußerten sich ähnlich, wenn auch in unterschiedlichen Formulierungen. Die Anhänger Charles Darwins waren der Meinung, dass der Glaube an Gott in einer wissenschaftlich geprägten, fortschrittlichen Gesellschaft bald verschwinden würde. Karl Marx hatte schon vor Darwin gesagt, die Religion sei eine Droge, das „Opium des Volkes“11. 1999 veröffentlichte die britische Zeitschrift The Economist einen Nachruf auf Gott.12

Aber etwas Seltsames geschah auf dem Weg zur Beerdigung. Im Jahr 2009 schrieben zwei leitende Redakteure des Economist gemeinsam das Buch God is Back13 („Gott ist wieder da“), das eine Art Dementi zu dem Artikel von 1999 darstellte. Das Christentum erlebt erstaunlichen Zulauf in Afrika, Asien und Lateinamerika. In Europa, wo das religiöse Leben seit Generationen auf dem Rückzug ist, gibt es ermutigende Anzeichen geistlichen Wachstums, besonders an Orten wie London, Berlin und Dublin, die eine lange Geschichte des Glaubens vorweisen können. Das liegt genauso an einer intellektuellen Renaissance wie an einer geistlichen. Die Menschen erwachen aus dem dogmatischen Tiefschlaf des Säkularismus und des Naturalismus. In den USA erkennt die überwältigende Mehrheit die Existenz Gottes noch an, und das Land erlebt die Anfänge einer geistlichen Erweckung vor allem unter Jugendlichen. Obwohl Gott nahezu aus dem Klassenzimmer verbannt worden ist, stellen Schüler und Studenten zunehmend infrage, was ihnen beigebracht wurde – das naturalistische Dogma, dass das Universum und das Leben einzig und allein das Produkt blinder Zufallskräfte seien –, und sie erkennen die rationale Grundlage für den Glauben an einen Schöpfer an. Der dichte Nebel des Unglaubens, der über dem akademischen Leben hing, beginnt sich aufzulösen, seitdem mehr und mehr Indizien für einen intelligenten Schöpfer auftauchen.

Diese weltweite Zunahme des Glaubens ist nicht ohne entsprechende Antwort geblieben. Im Verlauf des letzten Jahrzehnts hat sich das säkulare Lager aufgemacht und sich der neuerlichen Flutwelle des Glaubens entgegengestemmt. Der Begriff Neue Atheisten bezeichnet eine Gruppe von Skeptikern, die die Argumente gegen Gott wiederbeleben und für eine neue Generation frisch verpacken wollen. Ironischerweise ist ziemlich wenig Neues an diesen atheistischen Argumenten. Erfolg haben sie im Gegenteil eher, weil die theistischen Antworten auf ihre Behauptungen – die Wahrheit über Gott – nicht genug Verbreitung gefunden haben.

Während des Zweiten Weltkriegs stellte C.S. Lewis eine Serie von Vorträgen zusammen, die in der BBC ausgestrahlt und später u.a. unter dem Titel Christentum schlechthin14 erschienen. Lewis, der zunächst Atheist war, beschreibt darin, wie er erkannte, dass er seinen Unglauben nur dann aufrechterhalten konnte, wenn er zu viele Hinweise auf Gott ignorierte:

Als Christ braucht man nicht zu glauben, daß alle andern Religionen durch und durch falsch sind. Ein Atheist muß den entscheidenden Inhalt aller Religionen, die es auf der Welt gibt, in Bausch und Bogen für einen einzigen, großen Irrtum halten. Dem Christen steht es frei, anzunehmen, daß all diese Religionen, selbst die abstrusesten, zumindest noch ein Körnchen Wahrheit enthalten. Solange ich Atheist war, mußte ich mir einzureden versuchen, der größte Teil der Menschheit habe sich in der für ihn wichtigsten Frage ständig im Irrtum befunden.15

Die Argumente, die Atheisten gegen Gott vorbringen, verschwinden rasch wie eine Fata Morgana, wenn sie von solch scharfsinnigen Christen wie Lewis beantwortet werden. Die Atheisten behaupten, dass das Universum anders aussehen müsste, wenn es einen Gott gäbe. All dieses Leiden und Sterben, sagen sie, ist ein klarer Beweis dafür, dass kein liebender, intelligenter Gott hinter alldem stehen kann. Die Wahrheit ist aber, dass Gott eine Welt geschaffen hat, in der freie moralische Wesen die Wahl zwischen Gut und Böse haben. Wenn Gott eine Welt ohne diese grundlegende Wahlmöglichkeit und ohne die Möglichkeit, Böses zu tun, geschaffen hätte, dann gäbe es die ganze Diskussion nicht. Gott hat eine Welt geschaffen, in der echte Entscheidungen getroffen werden müssen. Menschen sind den Entscheidungen anderer Menschen ausgesetzt. Betrunkene Fahrer töten unschuldige Menschen. Manche ermorden und bestehlen ihre Mitmenschen. Gott hat der Menschheit zwar klar formulierte Gebote gegeben, aber wir haben diese Richtlinien in den meisten Fällen ignoriert. Das Chaos, das daraus folgt, ist nicht Gottes Schuld, sondern unsere.

Wir sind aufgerufen, Gott nachzufolgen und ihn von ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzem Verstand zu lieben. Das heißt, wir müssen nachdenken und den Dingen auf den Grund gehen. Wahrheit ist nur ein anderes Wort für Wirklichkeit. Wenn etwas wahr ist, gilt es überall. Das Einmaleins ist genauso wahr in China wie in Amerika. Die Schwerkraft funktioniert in Afrika genauso wie in Asien. Die Tatsache, dass es moralische Wahrheiten gibt, die überall gelten, weist auf eine Moral hin, die die menschliche übersteigt, die wir nicht erfunden haben und vor der wir nicht Reißaus nehmen können.

Als Schöpfer hat Gott nicht nur Naturgesetze aufgestellt, sondern auch geistliche. Zum Beispiel ist es überall auf der Welt falsch zu lügen. Das Gleiche gilt fürs Stehlen. Grausamkeit gegenüber Kindern ist falsch, ganz egal, aus welcher Kultur oder welchem Land man stammt. Wenn diese Gesetze gebrochen werden, zerbrechen auch Menschen daran. Nicht nur trennt es uns von Gott, wenn wir diese geistlichen Gesetze verletzen, sondern es bringt auch Leid in unser Leben und in das Leben der Menschen um uns herum. Die große Frage lautet deshalb: Was können wir in unserer Lage tun? Wenn wir diese geistlichen Gesetze gebrochen haben, wen können wir dann um Hilfe anrufen? Wie können wir uns mit Gott wieder versöhnen und gleichzeitig aus diesem Kreislauf von Leid und Versagen ausbrechen?

Ist der Atheismus eine Religion?

Jeder Mensch sehnt sich nach Gott. Manchmal versuchen wir, diesen Hunger zu stillen, indem wir eine Religion ausüben, also an irgendetwas glauben. Der Atheismus mit all seinem Wüten gegen Gott hegt ebenfalls verborgene Glaubenssätze, Dogmen und Lehren, die scheinbar nicht infrage gestellt werden können. Er ist eine Glaubenslehre mit allen Kennzeichen einer Religion. In einer Ausgabe mit dem Titel „Forget the Church. Follow Jesus“ (Vergiss die Kirche. Folge Jesus) hat auch die weitverbreitete Zeitschrift Newsweek den Atheismus als „Glaubenslehre“16 bezeichnet. Der Atheismus als Religion (also als ein System von Überzeugungen) ist genauso intolerant und engstirnig, wie er jeder anderen Glaubenslehre zu sein vorwirft.

Mit dem Eifer religiöser Fundamentalisten verwerfen diese Neuen Atheisten jede konkurrierende Idee, nicht nur dann, wenn sie von religiöser Seite kommt, sondern auch, wenn Philosophen sie äußern. Stephen Hawking hat in seinem Buch Der große Entwurf erklärt, die Philosophie sei tot.17 Doch Daniel Dennett, einer der sogenannten „Vier Reiter des Atheismus“, hat zugegeben: „So etwas wie eine Wissenschaft ohne Philosophie gibt es nicht; es gibt nur eine Wissenschaft, die ihr philosophisches Gepäck mit an Bord nimmt, ohne es vorab zu durchleuchten.“18 Und so wird in der Vorstellung der Atheisten die Wissenschaft zur einzigen Quelle der Wahrheit; wie ein skrupelloser Diktator in einem Entwicklungsland muss der Atheist alle Konkurrenten aus dem Weg räumen. Er toleriert keinerlei Abweichungen von seinem atheistischen, darwinistischen Dogma. Sie wollen ihre persönliche Glaubwürdigkeit in diesen säkularen Festungen auf die Probe stellen? Dann genügt es anzudeuten, dass etwas Übernatürliches für unsere Existenz verantwortlich sein könnte. Diese skeptische Überreaktion ist einfach nur … unvernünftig.

Der Wahn des Unglaubens

In seinem Buch Der Gotteswahn behauptet Richard Dawkins, dass Gott eine Wahnvorstellung sein muss, weil er einfach nicht existieren kann. Dawkins, vielleicht der berühmteste Atheist der Welt, stellt die These auf, dass das Universum zwar aussieht, als wäre es planvoll erschaffen; dies könne aber nicht zutreffen, denn nach wie vor sei die Frage unbeantwortet, wer dann den Schöpfer erschaffen habe. Diese Behauptung ist schon in sich ein Beispiel dafür, wie irrational und unbeweglich das atheistische Denken sich verhält. Die Wahrheit ist doch: Man muss nicht für jede Erklärung eine Erklärung haben. Eine derartige Forderung setzt eine unendliche Kette von Rückschlüssen in Gang, in deren Verlauf jede Gewissheit verloren ginge und die Wissenschaft und die Vernunft komplett zusammenbrächen (das ist zugegebenermaßen das schlimmstmögliche Szenario).

Wenn Sie durch den Wald gehen und eine Schildkröte auf einem Zaunpfahl finden, dann gehen Sie doch davon aus, dass sie nicht von allein dorthin gelangt ist. Jemand hat sie dort hingesetzt. Auch wenn sie nicht ermitteln können, wer es war, wäre es dennoch vernünftig anzunehmen, dass die Zeit und der Zufall nicht unbedingt eine Schildkröte auf einen Zaunpfahl setzen würden.

Sigmund Freud nannte die Religion eine Wunschvorstellung, das Verlangen danach, einen „erhöhten Vater“ zu haben, der die Dinge für uns zurechtrückt und mit uns spricht, wenn wir einsam sind. Für David Aikman, ehemaliger Chefreporter von Time und Autor des Buches The Delusion of Disbelief (Der Wahn des Unglaubens), gehört der Atheismus in die gleiche Kategorie wie die Religion. Er sagt: „Der Atheismus ist selbst eine Täuschung“, die ultimative Wunschvorstellung.19 Ungläubige haben echte Gründe für ihren Wunsch, Gott möge nicht existieren, oder für ihren Versuch, aus ihm eine blinde, unpersönliche Macht zu machen. Kein Gott – keine Verantwortung. Kein Gott – keine Moral. „Wenn Gott tot ist“, sagt Malcolm Muggeridge, „dann muss jemand seinen Platz einnehmen“20, und dieser Jemand ist normalerweise der Mensch selbst.

Überlegen Sie mal: Mehr als 90 Prozent aller Menschen auf unserem Planeten glauben, dass Gott existiert. Wenn Atheisten (oder radikale Skeptiker, wie ich sie lieber nenne) davon überzeugt sind, dass diejenigen, die an Gott glauben, einem Wahn anhängen, heißt das, dass die Mehrheit aller Menschen sich in einer Art Massentrance befindet. Um diese Einstellung von einem objektiven intellektuellen Standpunkt aus beizubehalten, müssten sie alle Hinweise auf Gott verwerfen und dann erklären, wie alles um uns herum aus sich selbst heraus entstanden ist – durch Zufall.

Die Skeptiker sind voller Hohn über die Tatsache, dass wir, die wir glauben, keinen wirklichen Beweis für unseren Glauben haben. Die Skeptiker sagen, unser Glaube beruhe auf Gefühlen, Täuschungen oder einfach unserer christlichen Erziehung. Einer der Standardsätze von Atheisten lautet: „Wenn ich beweisen soll, dass Gott nicht existiert, bitte ich Christen darum zu beweisen, dass im Innern der Erde keine Feuer speienden Drachen leben.“ Einige andere gängige Vergleiche sind die Zahnfee und das persönliche Lieblingswesen von Richard Dawkins, das „fliegende Spaghetti-Monster.“21 Die Skeptiker lehnen sich bei solchen Vergleichen zurück, als würde das genügen, um ihren Unglauben zu rechtfertigen, aber sie liegen falsch. Es gibt keine guten Gründe, an ein fliegendes Spaghetti-Monster, die Zahnfee oder Feuer speiende Drachen im Inneren der Erde zu glauben. Aber es gibt gute Gründe, an Gott zu glauben.

Die echte Frage ist: Wie viele Beweise brauchst du denn, bevor du glaubst, dass es Gott wirklich gibt? Die meisten Atheisten haben nie darüber nachgedacht, was sie tatsächlich vom Glauben überzeugen könnte. Als Dawkins diese Frage einmal während einer Podiumsdiskussion gestellt wurde, sagte er: „Das ist eine sehr schwierige und interessante Frage, weil ich immer gedacht habe: Wenn ein kolossaler, riesiger, 300 Meter hoher Jesus mit einer Stimme wie Heino auf einmal hereinkäme und sagte: ‚Es gibt mich. Hier bin ich‘ – aber selbst dann frage ich mich noch, ob das reichen würde …“22 Er scheint nicht viel nachgedacht zu haben, bevor er diese triviale Antwort gab. Wenn jemand anders behaupten würde, er hätte einen 300 Meter großen Jesus gesehen, würde man ihn auslachen. Es ist doch so: Wenn Sie ein für allemal entschieden haben, was Sie glauben wollen und was nicht, dann kann Sie kein noch so deutlicher Beleg mehr vom Gegenteil überzeugen. Sie werden auch das erschütterndste Zeugnis gegen Ihre Einstellung verwerfen.

Ich wurde verschiedentlich an Universitäten mit der Frage provoziert: „Sie werden mir schon beweisen müssen, dass Gott existiert und dass der christliche Glaube die Wahrheit ist.“ Meine Antwort? „Wenn ich das tue, werden Sie an ihn glauben und Christus nachfolgen?“ Wenn derjenige dann Nein sagt, antworte ich: „Ihr Problem ist nicht ein Mangel an Information. Wenn all Ihre Fragen beantwortet sind und Sie immer noch nicht glauben, ist Ihr Problem in Wahrheit kein intellektuelles, sondern ein geistliches.“

Krieg der Weltanschauungen

Niemand führt solche Diskussionen von einem vollkommen neutralen oder objektiven Standpunkt aus. Mit anderen Worten: Die Vernunft verhält sich nicht immer vernünftig. Unser gesunder Menschenverstand kann von unseren selbstsüchtigen Motiven beeinträchtigt werden. Menschen, die sich schlecht oder zerstörerisch verhalten, gehen womöglich davon aus, dass es Gründe gibt, die ihr Verhalten rechtfertigen. Außerdem haben sie ein bestimmtes Bild von der Welt. Ihre Weltanschauung besteht aus einer Reihe von Vorannahmen, die im Widerspruch zum gesunden Menschenverstand stehen.

Im Mittelpunkt der theistischen Weltanschauung steht Gott. Theos ist das griechische Wort für Gott, als Theisten bezeichnet man daher denjenigen, der an Gott glaubt und in Gott den Schöpfer und Erhalter allen Lebens und der Welt um uns herum sieht. Die Naturgesetze, die Konstanten innerhalb unserer Umwelt, und die Komplexität der Lebensformen verweisen auf eine hinter ihnen stehende, rationale Intelligenz. Theisten vertreten diese Logik und glauben, dass diese Intelligenz nicht bloß eine unpersönliche Macht ist, sondern dass sie über ein Bewusstsein verfügt und Beziehungen unterhält, so wie auch Menschen bewusste und beziehungsorientierte Wesen sind. Wie wir uns in unseren wichtigen Beziehungen Intimität, Vertrauen und Liebe wünschen, tut das ebenso auch unser Schöpfer.

In der atheistischen Weltanschauung, die auch als naturalistisch bezeichnet wird, steht die Natur im Mittelpunkt. A- ist das griechische Präfix, das für „abwesend“ steht; ein Atheist ist daher ein Mensch, der an die Abwesenheit Gottes glaubt. Alles kann durch natürliche Ursache- und Wirkungsmechanismen erklärt werden, denkt er. Wie der Sänger der Rockgruppe Bad Religion in seinem Buch Anarchy Evolution feststellte:

Wenn jemand mich nach meiner Weltsicht fragt, antworte ich, ich sei ein Naturalist. Die meisten denken bei diesem Begriff an jemanden, der viel Zeit draußen verbringt, Vögel beobachtet und die Landschaft bewundert – diese Beschreibung trifft tatsächlich auch auf mich zu. Aber für mich ist Naturalismus eher eine Philosophie als ein Lebensstil. Philosophisch gesehen glauben Naturalisten, dass das physische Universum das ganze Universum ist. Anders gesagt, es existieren keine übernatürlichen Instanzen oder Mächte, die in der Natur wirken, weil es empirisch nicht zu beweisen ist, dass es etwas außerhalb oder jenseits der Natur gibt.23

Diese Weltanschauung verneint die Möglichkeit, dass es Gott gibt, von Anfang an; daher wird sie kein Beleg dafür, dass es einen vernunftbegabten Schöpfer gibt, jemals überzeugen.

Viele Atheisten geben vor, dass sie gar keine Vorurteile haben. Sie strahlen diese Aura der Objektivität aus und argumentieren gern mit Sokrates: „Wissenschaftler folgen den Spuren, wohin sie auch immer führen mögen.“24 Außer natürlich sie führen zu Gott.

Zu behaupten, dass außerhalb der physikalischen Welt nichts existiere, ist ein Glaubensbekenntnis. Kein Mensch kann das beweisen. Der Atheismus und andere Weltanschauungen sind nichts als Gedankengebäude – große Gedankengebäude –, und wie die Geschichte bewiesen hat, haben Gedanken Folgen. Zum Beispiel hat die naturalistische Weltanschauung, die sich aus der Evolutionstheorie Darwins ableitet, schon katastrophale Erschütterungen hervorgerufen, als sie philosophisch und ethisch angewandt wurde: Millionen Menschen sind im 20. Jahrhundert von atheistischen Kommunisten und Nazis umgebracht worden.

„Stell dir vor, es gäbe keinen Himmel“

Wenn es eine Hymne des Unglaubens gibt, dann ist es zweifellos das Lied „Imagine“ von John Lennon: „Imagine there’s no heaven …“ (Stell dir vor, es gäbe keinen Himmel).25 Was, wenn John Lennons Lied wahr wäre? Wäre die Welt ein besserer Ort, wenn es Gott nicht gäbe? Sie können ja mal versuchen, es sich vorzustellen.

Wenn es keinen Himmel gibt, gibt es auch keinen Gott. Wenn es keinen Gott und keinen Himmel gibt, dann existiert nur dieses Leben: Wenn man tot ist, ist man tot. Was John Lennon sich vorstellte, hatte Wladimir Lenin im kommunistischen Russland schon verwirklicht. Die gottlose Welt Lenins war ein Wirklichkeit gewordener Albtraum voller Folter, Völkermord und Finsternis. Das 20. Jahrhundert war das blutigste Jahrhundert der Geschichte, dank den atheistischen Regimen von Hitler, Stalin, Pol Pot und Mao Zedong.

Wenn Gott tot ist, stirbt auch der Mensch. Utopische Träume von menschengemachten Paradiesen scheinen ideal zu sein, bis man sich an eine fatale Tatsache erinnert: Der Mensch ist die wahre Ursache des Bösen. Wenn ihr nicht durch Gott und seine Gebote Grenzen gesetzt werden, dann agiert die Menschheit unbeschränkt jeden Impuls aus, jedes Verlangen, jede Leidenschaft. Nichts ist dann endgültig richtig oder falsch. Stellen Sie sich vor, in jeder größeren Stadt der Welt würde verkündet, dass die Polizei eine Woche freihat. In dieser Woche würden keine Verbrechen verfolgt, den Gesetzen würde keine Geltung verschafft. Was, glauben Sie, wäre das Ergebnis? Friede und Ruhe oder Gesetzlosigkeit und Chaos?

Wenn es keinen Himmel gibt, dann gibt es auch keine Belohnung für gute Taten. Warum sollte man dann sein Leben noch für sein Land oder für irgendeinen anderen Zweck opfern? Wenn es keine Hölle gibt, dann gibt es auch am Ende keine Bestrafung für ein Verbrechen. Mit anderen Worten, Terroristen, die ihren Mitmenschen Grausames zufügen, würden am Ende damit davonkommen.

Das Experiment, eine Gesellschaft ohne Gott aufzubauen, hat es bereits gegeben. Es ist gescheitert. Gleichzeitig ist auch Religion ohne Gott genauso schrecklich in ihren Auswirkungen. Schon die alten Propheten haben die Menschen davor gewarnt, mit ihren Lippen zu beten, während ihre Herzen von Gott weit entfernt waren. Diese Warnung wird in den Schriften des Neuen Testaments wieder aufgegriffen. Im 2. Timotheusbrief heißt es: „Sie werden so tun, als seien sie fromm, doch die Kraft Gottes, die sie verändern könnte, werden sie ablehnen“ (2. Timotheus 3,5). Wenn wir uns in der Geschichte umschauen, brauchen wir nicht lange zu suchen, um Christen zu finden, die den Kritikern des Glaubens eine Menge Munition geliefert haben. Am häufigsten rührt solches Versagen daher, dass Christen sich weigern, den Geboten von Christus zu gehorchen und andere zu lieben, ihnen zu dienen und zu vergeben. Jesus war streng gegen einen kraftlosen, mitleidlosen Glauben und nannte ihn Heuchelei; aber täuschen Sie sich nicht: Für den Glauben gibt es keinen Platz auf dem Markt der Heuchelei.

Spott, der jeder Beschreibung spottet

Im letzten Jahrhundert haben Arroganz und Ignoranz den Glauben in der öffentlichen Diskussion mit Skeptikern oft beschädigt. In diesem Jahrhundert haben sich die Rollen jedoch umgekehrt. Eine der Lieblingstaktiken von Atheisten ist es, alles Religiöse mit Hohn und Spott zu diskreditieren, besonders den christlichen Glauben. Und jeder haltlosen Behauptung wird Glauben geschenkt, wenn sie nur den Glauben an Gott untergräbt. Wenn Christen nicht vorbereitet sind, können sie leicht dazu gebracht werden zu denken, dass ihr Glaube fehl am Platze ist.

Ein Student hat mir einmal von folgender Frage in seinem Philosophieseminar erzählt: Wenn Gott allmächtig ist, könnte er dann einen Stein erschaffen, der so groß ist, dass er ihn selbst nicht bewegen könnte? Er berichtete mir, dass er auf keine Antwort kommen konnte und deswegen vom Glauben abfiel. Ich dachte: Wenn ein einziges Rätsel deinen Glauben erschüttern konnte, dann war es damit wohl nicht weit her. Wir sollten die Wahrheit nicht einfach fallen lassen, wenn diese Evangelisten des Unglaubens uns selbstbewusst ihre Lügen entgegenschreien. Tatsächlich verletzt die gestellte Frage ein Gesetz der Logik, den „Satz vom Widerspruch“. Und die Antwort auf das philosophische Rätsel ist einfach: Weil Gott allmächtig ist, kann er nichts erschaffen, mit dem er nicht fertig werden kann.

Andere Angriffe sind noch absurder. Der amerikanische Late-Night-Komiker und professionelle Zyniker Bill Maher spottet regelmäßig über den Glauben. Die meisten seiner Argumente sind das, was man gemeinhin als Pappkameraden bezeichnet: falsche Bilder, die erzeugt werden, nur damit man sie schnell wieder demontieren kann. Aber mal ehrlich – so ein Vorgehen spottet doch jeder Beschreibung! Maher greift oft die schlimmsten Aspekte heraus, die mit Religiosität in Verbindung gebracht werden (Selbstmordattentäter, Priester, die Kinder missbrauchen, und natürlich jeden, der sich weigert, die Evolution als Tatsache anzuerkennen), und präsentiert sie im schlechtestmöglichen Licht. Dann verkündet er: „Die Religion muss sterben.“26

Unbestreitbar sind viele schlimme Dinge im Namen der Religion und sogar im Namen von Jesus Christus geschehen; dennoch kann eine ernsthafte Untersuchung schnell die Wahrheit vom Irrtum scheiden. Falsche Behauptungen müssen hinterfragt und als das gesehen werden, was sie sind – bloße Einbildung. Fanatismus ist ein menschliches Problem, kein religiöses. Das glauben Sie nicht? Schauen Sie sich mal ein Sportereignis, ein Rockkonzert oder eine Wahlkampfveranstaltung an. Atheistische Fanatiker sind genauso unvernünftig wie religiöse. Wie man die Politik nicht aufgibt, nur weil es schlechte Politiker gibt, oder die Wirtschaft, weil es schlechte Unternehmen gibt, so muss man auch zwischen Wertvollem und Wertlosem unterscheiden, wenn es um Gott und den Glauben geht.