Die Autorin

Sandra Duminuco – Foto © Privat

Sandra Duminuco, geboren 1976, lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Westthüringen. Hauptberuflich arbeitet sie im Einzelhandel. Mit der Veröffentlichung ihres ersten Romans hat sie sich einen Traum erfüllt. Die besten Ideen hat die Autorin abends und nachts, mit einem guten Glas Wein und manchmal auch einer Tafel Schokolade.

Das Buch

Sie hat vor Jahren sein Herz gebrochen. Kann er ihr verzeihen oder spielt er nur mit ihren Gefühlen?

Liliths Leben ist ein absoluter Albtraum. Ihr Ehemann betrügt sie mit seiner Sekretärin und will sie nun auch noch aus dem gemeinsamen Haus werfen. Doch für ihren kleinen Sohn muss sie stark sein. Nach einer Party trifft Lilith zufällig auf ihren Ex-Verlobten Alexander und muss sich eingestehen, dass sie ihn nie wirklich vergessen konnte. Blöd nur, dass sie ihm vor ihrer Hochzeit das Herz gebrochen hat und er seitdem nichts mehr von ihr wissen will. Oder doch? Als sie Alex erzählt, dass ihre Ehe vor dem Aus steht, kommen die beiden sich wieder näher. Aber reichen Alex‘ Gefühle für Lilith oder sitzt der Schmerz zu tief?

Von Sandra Duminuco sind bei Forever by Ullstein erschienen:
Fast verlobt
Fast verheiratet

Sandra Duminuco

Fast verheiratet - Lilith & Alex

Roman

Forever by Ullstein
forever.ullstein.de

Originalausgabe bei Forever
Forever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
Oktober 2018 (1)

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2018
Umschlaggestaltung:
zero-media.net, München
Titelabbildung: © FinePic®
Autorenfoto: © privat
E-Book powered by pepyrus.com

ISBN 978-3-95818-383-4

Auf einigen Lesegeräten erzeugt das Öffnen dieses E-Books in der aktuellen Formatversion EPUB3 einen Warnhinweis, der auf ein nicht unterstütztes Dateiformat hinweist und vor Darstellungs- und Systemfehlern warnt. Das Öffnen dieses E-Books stellt demgegenüber auf sämtlichen Lesegeräten keine Gefahr dar und ist unbedenklich. Bitte ignorieren Sie etwaige Warnhinweise und wenden sich bei Fragen vertrauensvoll an unseren Verlag! Wir wünschen viel Lesevergnügen.

Hinweis zu Urheberrechten
Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken, deshalb ist die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.
In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Ullstein Buchverlage GmbH die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt.

Prolog

Alexander


»Jetzt bin ich das Arschloch.« Ich legte mir die Tüte mit den gefrorenen Erbsen auf meine angeschwollene Gesichtshälfte. Meine sonst so weichen braunen Haare klebten ein wenig an meiner Stirn.

»Sag mal, bist du eigentlich bescheuert?«, schrie mich Marc, mein kleiner Bruder, an, während er vor mir hin und her lief. »Die Alte …«

»Lilith!«, unterbrach ich ihn schroff. »Ihr Name ist Lilith.« Ich schmiss die Tüte mit den Erbsen neben mir auf den Tisch und tastete vorsichtig über meinen Nasenrücken, weil es sich so anfühlte, als wäre meine Nase dreimal so groß wie sonst. Hoffentlich war nichts gebrochen.

Marc blieb stehen. »Also nochmal von vorne.« Kopfschüttelnd stützte er sich mir gegenüber mit seinen Händen auf den Tisch. »Die Alte!« Er betonte es extra. »Betrügt dich mit einem anderen, und du nimmst alles auf dich? Wenn du mich fragst, hast du sie nicht mehr alle.«

Er hatte ja recht, aber jetzt war sowieso alles egal. »Männern verzeiht man Seitensprünge leichter.«

»Was hat das damit zu tun, Alex? Sie hat mit einem anderen geschlafen, obwohl sie dich angeblich so liebt? Ihr wolltet in ein paar Wochen heiraten. Wieso nimmst du sie in Schutz?«

»Keine Ahnung. Weil ich sie trotzdem noch liebe.« Genau, ich liebte Lilith, obwohl sie mir gerade mein Herz aus der Brust gerissen hatte. Ich liebte ihre funkelnden blauen Augen, wenn sie sich auf etwas freute. Ich liebte es, wie sie sich eine ihrer langen blonden Haarsträhnen hinters Ohr klemmte, wenn sie nachdachte.

Als ich vorhin nach Hause gekommen war, wusste ich sofort, dass irgendetwas nicht stimmte. Zuerst hatte ich vermutet, etwas bei den Hochzeitsvorbereitungen sei schiefgelaufen. Ich Idiot hatte sie auch noch in meine Arme gezogen und ihr versichert, dass alles wieder gut werden würde. Doch dann versicherte sie mir tausendmal, dass es ihr leidtäte, und ich wurde stutzig. Alles, was ich dann noch mitbekam, waren Worte wie »anderer Typ«, »zu viel Alkohol« und wieder und wieder, dass es ihr leidtäte. Ich hörte ihr zu und spürte, wie in mir etwas zerbrach. »Egal, es ist vorbei.«

Marc nickte. »Es tut mir leid Alex, ich weiß, wie viel sie dir bedeutet«, sagte er jetzt etwas ruhiger und setzte sich endlich auf einen der Stühle.

Ein bis zwei Wochen, dann konnte ich hier alles geregelt haben. Dann wäre ich hier verschwunden. Eigentlich hatte ich mir meine Zukunft anders vorgestellt. In ein paar Wochen hätten Lilith und ich geheiratet. Nach der Hochzeit wollte sie mit mir nach New York ziehen. Wir wollten Kinder, unsere eigene kleine Familie gründen. Scheiße!

»Ich werde schon eher nach New York fliegen«, erklärte ich meinem Bruder, während ich nach meinem Telefon suchte. »Ich will ihr nicht mehr über den Weg laufen.« Ich scrollte durch meine Telefonliste und suchte nach der Nummer unserer Hochzeitsplanerin, damit ich die Feier absagen konnte.

Lilith


Scheiße! Warum konnte ich nicht einfach die Zeit zurückdrehen? Ich hatte mein Leben, meine Liebe und meine Zukunft versaut. Wäre ich nur nie zu dieser blöden Party gegangen. Eine meiner angeblichen Freundinnen hatte mich an diesem Abend immer und immer wieder damit aufgezogen, dass ich mein Leben nie richtig gelebt hatte und dass es viel zu früh wäre, sich für immer und ewig an einen Mann zu binden. Wir hatten uns fürchterlich gestritten. Ich war so wütend auf sie gewesen und hatte meinen Frust im Alkohol ertränkt. Dabei hatte ich diesen Typ kennengelernt. Ich hatte ihm von dem Streit erzählt und mit ihm zusammen noch mehr getrunken. Das nächste an was ich mich erinnern konnte, war, wie wir zusammen auf einem Bett landeten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich in meinem alkoholisierten Zustand nicht realisiert, was für einen Fehler ich gemacht hatte. Erst als er das Kondom auf den Boden warf und sich für den Fick bedankte, wurde mir das bewusst. Ich hatte mich fürchterlich übergeben und wusste, dass ich totale Scheiße gebaut hatte. Und das nur, weil ich wissen wollte, wie es sich anfühlte, von einem anderen Mann berührt zu werden. Warum hatte ich das nur getan? Am schlimmsten war Alexanders Reaktion gewesen. Ich hatte gedacht, dass er mich anschreien und ausflippen würde. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass er mich so ansah, wie er es heute getan hatte. Voller Abscheu. In diesem Moment wusste ich, dass ich ihn für immer verloren hatte.

Ich wischte mir erneut die Tränen von der Wange und sah aus dem Fenster. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, ihm von meinem Ausrutscher zu erzählen. Aber ich halte es nun einmal mit der Ehrlichkeit. Vertrauen ist das Grundgerüst einer Beziehung.

»Wie geht’s dir?«, fragte mein Bruder Maximilian und sah mich besorgt an.

»Musstest du so fest zuschlagen?«, fragte ich leise und versuchte das Bild aus meinem Kopf zu bekommen. Maximilian und Alexanders Bruder Marc hatten eigentlich mit uns Abendessen gehen wollen und waren etwas früher zu uns gekommen. Sie hatten gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmte. Maximilian fragte als erster. Zu meiner Überraschung erzählte Alexander, dass wir die Hochzeit absagten, weil er mich betrogen habe, und von diesem Moment an geriet alles außer Kontrolle. Maximilian beschimpfte Alexander aufs Schlimmste, während ich die ganze Zeit wartete, dass Alexander sich verteidigte. Oder meinem Bruder doch noch die Wahrheit sagte. Aber nein, ganz ruhig behauptete er, dass er eine andere kennengelernt hätte und mit ihr zusammen gewesen war.

Das war zu viel für Maximilian, er stürzte sich auf Alexander und schlug auf ihn ein. Es war Marc, Alexanders Bruder, der die beiden auseinanderzog und uns schließlich aus dem Haus warf.

»Machst du mir gerade Vorwürfe, dass ich dich verteidigt habe?«, fragte Max entrüstet.

»Vielleicht hast du ihm die Nase gebrochen«, meinte ich besorgt. Was, wenn Alexander schlimm verletzt war? Meine Sorge trieb mir weitere Tränen in die Augen. Ich konnte überhaupt nicht aufhören zu weinen. Kein Wunder, ich hatte totalen Mist gebaut. Und jetzt musste ich mit den Konsequenzen leben. Ich hatte Alexander für immer verloren. Den Mann, den ich über alles liebte und den ich in ein paar Wochen hatte heiraten wollen.

»Am liebsten hätte ich ihm noch was Anderes gebrochen.«

»Max …«

»Tut mir leid. Am besten bleibst du erst mal bei mir. Ich glaube, du solltest dich etwas beruhigen, bevor du es den anderen erzählst.«

»Danke.« Die Fürsorge meiner Mutter würde mich im Moment umbringen.

»Kein Problem, bleib, so lange du willst. Ich habe genug Platz.«

Kapitel 1

Sechs Jahre später

Lilith


Alexander war wieder da. Immer und immer wieder ließ ich mir Maximilians Worte durch den Kopf gehen. »Meine Ex-Verlobte ist jetzt mit deinem Ex-Verlobten zusammen, und so wie es aussieht, ist sie schon bei ihm eingezogen.«

Konnte ich mich so in Geraldin getäuscht haben? Ich wusste, dass mein Bruder manchmal schwierig sein konnte und dass er nicht gerade für Beziehungen geschaffen war. Na ja, bis Geraldin kam. Ich erinnerte mich noch genau an den Abend, an dem mein Vater mich angerufen hatte.

»Lilith, du wirst das jetzt nicht glauben, aber es ist wirklich wahr. Maximilian hat sich verlobt!«

Zuerst dachte ich, er wolle mich veralbern. Allerdings hörte sich seine Stimme so glücklich an, dass es einfach wahr sein musste. Unser Vater hatte sich so oft gewünscht, dass Maximilian endlich eine Frau kennenlernte, mit der er sein Leben verbringen wollte.

Anfangs war ich sehr vorsichtig, denn ich hatte ein paar von Maximilians Freundinnen kennengelernt. Wobei man sie eigentlich nicht so nennen konnte. Für ihn waren es nur Bekanntschaften mit gewissen Vorzügen gewesen. Ich war mir sicher, dass einige der Schönheiten sich mehr erhofft hatten, Maximilian wollte jedoch immer nur seinen Spaß. Dann kam Geraldin. Er hatte uns zuvor noch nie eine Freundin vorgestellt, geschweige denn sie zu einem Familienessen mitgebracht. Ich war sofort von ihr begeistert gewesen. Sie war so anders als die Frauen, mit denen Max sich sonst immer abgegeben hatte.

In Gedanken versunken rührte ich meinen Latte Macchiato um, der inzwischen kalt geworden war. Genervt schob ich das Glas zur Seite und zog die Zeitschrift heran, die ich auf dem Heimweg gekauft hatte. Auf den Bildern, die Geraldin und Alexander zusammen zeigten, wirkten die beiden sehr vertraut. Eines war offensichtlich in einem Restaurant aufgenommen worden, und Alexander hielt Geraldins Hände in seinen. Auf einer anderen Aufnahme liefen sie Arm in Arm durch eine Straße. Sie wirkten wie zwei Verliebte. Allein der Anblick von Alexander erzeugte bei mir eine Gänsehaut.

Wenn ich ihn mit meinem Mann vergleichen müsste, dann wäre Etienne ein leichter Windhauch und Alexander ein Wirbelsturm. Etienne war etwas kleiner als Alexander und weniger muskulös. Er kleidete sich stets ordentlich, besaß jedoch nicht Alexanders Stilsicherheit. Etienne wirkte auf Unbekannte auf den ersten Blick sympathisch, während Alexander die Menschen mit einem Lächeln in seinen Bann ziehen konnte. Okay, das war unfair gegenüber meinem Ehemann. Obwohl, vielleicht doch nicht, er war eben bodenständig und arbeitete viel. Manchmal bis spät in die Nacht. So war auch die Geschichte mit seiner Sekretärin entstanden.

Ich beugte mich etwas weiter über die Fotos und versuchte anhand von Alexanders Gesichtsausdruck herauszufinden, was er empfand. Ich kannte ihn ziemlich gut und wusste, wie er in gewissen Situationen aussah. Auf dem Foto in dem Restaurant wirkte es, als würde er Geraldin trösten. Aber weshalb?

Alle möglichen Ideen schossen mir durch den Kopf. Ich sah zu dem anderen Bild, auf dem er einen Arm um ihre Schulter gelegt hatte und sie durch irgendeine Straße spazierten. Auf diesem Foto wirkten sie wie ein Liebespaar. Verdammt! Ich dachte, sie wäre die Richtige für meinen Bruder. Ich kaute auf meinem Daumennagel und überlegte, ob ich die beiden zur Rede stellen sollte. Maximilian war verliebt. Vielleicht sogar zum ersten Mal in seinem Leben. Warum tat sie ihm so weh? Er hatte mich damals, nach dem Aus mit Alexander, verteidigt und immer zu mir gehalten. Sollte ich mich jetzt einmischen und mit Geraldin reden?

Irgendwie konnte ich das alles nicht glauben, Alexander war nicht der Typ, der sich in Beziehungen einmischte. Auf der anderen Seite hatte ich Alexander schon mehrere Jahre nicht mehr gesehen. Vielleicht hatte er sich verändert.


Mit zitternden Fingern drückte ich auf den Knopf neben dem Namen Hendrix und wartete kurz, bevor ich mich umdrehte und zurück zur Treppe lief. Was machte ich hier eigentlich? Tat ich das für Maximilian und Geraldin oder tat ich das für mich? Mist! Es war doch keine gute Idee. Ich sollte hier verschwinden.

Ich war schon ein paar Stufen hinuntergelaufen, als sich die Tür hinter mir öffnete. »Lilith?«

Ich schloss kurz meine Augen, bevor ich mich dann doch umdrehte und zu Geraldin sah, die mich verwundert anschaute.

»Hallo.« Ich räusperte mich. »Entschuldige, ich hätte dich vorher anrufen sollen.«

»Kein Problem.« Sie versuchte zu lächeln. »Möchtest du vielleicht reinkommen?«

Ich sah die Traurigkeit in ihrem Blick. Um mein Herz wurde es etwas leichter, denn in dem Moment wurde mir klar, dass ich mich nicht in Geraldin getäuscht hatte. »Ich wollte nicht stören.«

Sie schüttelte ihren Kopf. »Du störst mich nicht, ich wollte dich sowieso noch anrufen«, erklärte sie mir und wartete, bis ich in der Wohnung stand.

Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, nahm ich sie in die Arme. »Wie geht’s dir denn?«

Sie atmete tief durch und ich bemerkte, wie sie mit den Tränen kämpfte. »Ehrlich gesagt, ging es mir schon mal besser.«

Ich sah sie an und strich ihr über die Wange. »Ja, du siehst ziemlich fertig aus. Genau wie Max.«

Geraldin schnaubte verbittert. »Das glaube ich kaum. Du hättest ihn mal erleben sollen. Er war nicht gerade sehr nett, und als er mir die Bilder zeigt, ist er so richtig ausgeflippt. Er hat sie dir bestimmt ebenfalls gezeigt – die Fotos aus dieser Zeitschrift?«

»Ja.« Ich nickte und folgte ihr in den Wohnbereich. Die Wohnung sah super aus. Alexander hatte immer schon ein Händchen gehabt, Räume in Szene zu setzten. Es war sein Traum gewesen, Räume oder Häuser zu gestalten. Natürlich hatte ich heimlich seine Karriere in den Medien verfolgt. Er hatte viele Preise gewonnen und war sehr erfolgreich. Er arbeitete mit seinem Bruder Marc in der Firma, die sein Vater aufgebaut hatte. Sie kauften alte Gebäude, renovierten sie und ließen sie in neuem Glanz erstrahlen. Sie waren damit so erfolgreich, dass sie auf der ganzen Welt Zweigstellen betrieben. Alexander hatte sich damals entschieden, die Leitung der Firma in den USA zu übernehmen, ob sich das inzwischen geändert hatte, wusste ich nicht. Marc kümmerte sich zusammen mit ihrem Vater um den europäischen Markt.

Geraldin wischte sich über die Wange. »Alexander wollte mir nur helfen. Wir haben uns einen Laden angesehen, der mich interessiert hat. Für meine Kunstbar«, fügte sie hinzu und setzte sich auf das große Sofa.

Also war Alexander deswegen mit ihr unterwegs gewesen. Ich wusste, dass es Geraldins größter Traum war, ihre eigene Kunstbar zu eröffnen, in der unbekannte Künstler ihre Werke ausstellen und sie ihre Gäste mit kleinen Köstlichkeiten verwöhnen konnte. Ich setzte mich neben sie. »Und dabei hat euch jemand fotografiert?«

Geraldin nickte. »Ja, wir haben das überhaupt nicht bemerkt. Alex hat es nicht verdient, dass so etwas über ihn geschrieben wird, er wollte mir doch nur helfen. Aber Maximilian hat das total falsch verstanden und ist völlig ausgeflippt. Er vertraut mir nicht«, sagte sie traurig.

»Er liebt dich!«, verteidigte ich meinen Bruder.

»Nein! Das glaube ich nicht.«

Ich nahm ihre Hand und setzte mich näher zu ihr. »Doch, das musst du mir glauben. Maximilian hatte noch nicht viele feste Beziehungen. Wenn ich mich recht erinnere, dann gab es da nur eine. Aber ich habe ihn mit dir erlebt. Du hast ihn verändert, Geraldin. Er sitzt zu Hause wie ein Häufchen Elend. Bitte gib ihn noch nicht auf.«

Geraldin wischte sich die Tränen von ihrer Wange. »Ich bedeute ihm nichts, sonst hätte er sich doch bestimmt längst gemeldet.«

Ich lachte kurz auf. »Wir reden über Maximilian. Bisher waren die Frauen, mit denen er sich getroffen hat, oberflächlich und nur hinter seinem Geld her. Du bist anders, und ich denke, dass er Angst vor dem hat, was er für dich empfindet. Außerdem verliert er nicht gerne. Sein Ego steht ihm im Weg.«

Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht, was mich freute. Ich mochte sie und hoffte, dass sie irgendwann doch noch meine Schwägerin werden würde.

»Wie geht es dir eigentlich? Hat dein Ehemann immer noch etwas mit seiner Sekretärin?«

Ich atmete tief durch. »Ja, sie ist inzwischen sehr oft bei uns und verbringt Zeit mit Etienne. Im Grunde ist daran nichts Falsches, schließlich sind wir getrennt, auch wenn wir noch nicht geschieden sind. Trotzdem fühle ich mich seltsam dabei.«

»Oh Gott!«

»Ich kann diese Frau nicht ertragen. Wenn du wüsstest, wie oft ich schon versucht habe, mit Etienne zu reden, damit wir eine Lösung finden, wie wir vielleicht freundschaftlich auseinandergehen können. Doch mir kommt es so vor, als würde Annabel das verhindern. Dabei denke ich doch vor allem an Jamie.«

»Das tut mir leid. Wie geht es Jamie damit?«

»Komischerweise findet er es nicht so schlimm, dass sein Papa keine Zeit für ihn hat.«

»Und du? Vermisst du Etienne?«

Darüber brauchte ich nicht lange nachzudenken. »Nein. Ich finde es nur schade für Jamie. Ich wollte, dass er in einer glücklichen Familie aufwächst. Aber leider habe ich das nicht hinbekommen.«

»Du gibst doch nicht dir die Schuld dafür?«

»Vielleicht ein bisschen.«

»Lilith, er hat dich verlassen und lässt auch noch zu, dass diese Frau sich in euer Leben einmischt. Das ist schon dreist genug. Vor allem, wenn sein kleiner Sohn das auch noch mitbekommt.«

»Wenn du es so sagst, hast du natürlich recht. Aber ich habe nicht wirklich um diese Beziehung gekämpft. Ich wollte nur, dass wir Freunde bleiben. Für unseren Sohn.«

»Hm«, murmelte sie nachdenklich.

Ich sah auf die Uhr, es war schon ziemlich spät. »Ich sollte mich besser wieder auf den Weg machen.«

»Nein, bleib doch noch.«

»Eigentlich gerne, aber ich muss Jamie abholen. Er ist bei seinem Freund zum Geburtstag. Und außerdem will ich … Alexander nicht begegnen.«

»Keine Sorge, er ist in Mailand und kommt erst in ein paar Tagen zurück.« Geraldin huschte wieder ein kleines Lächeln übers Gesicht. »Vielleicht würde er sich ja sogar freuen, dich zu sehen.«

Ich schüttelte meinen Kopf. »Das glaube ich weniger.«

»Wann hast du ihn denn das letzte Mal gesehen?«

»Vor knapp sechs Jahren, als Maximilian seine Faust in Alexanders Gesicht gerammt hat.«

»Oh Gott! Und du hast ihn danach nie wieder getroffen?«

»Nein! Ich habe ihn sehr verletzt und glaube nicht, dass er mich jemals wiedersehen will.«

Geraldin runzelte ihre Stirn. »Was machst du am Freitagabend?«

»Eigentlich nichts, Jamie verbringt das Wochenende bei Etiennes Eltern.«

»Sehr gut. Victoria, meine beste Freundin, kommt vorbei, und es wäre schön, wenn du ebenfalls kommen würdest. Ich habe ihr schon viel von dir erzählt, und sie will dich unbedingt kennenlernen. Wir wollen uns einen gemütlichen DVD-Abend machen.«

»Ja, das wäre eine nette Abwechslung.«

Wir standen auf und liefen zur Tür, wo wir uns zum Abschied umarmten.

»Danke, dass du vorbeigekommen bist.«

»Ich habe mich gefreut, dich zu sehen. Dann bis Freitag.«

Ich lief zu meinem Auto und war froh, dass ich mich nicht in ihr getäuscht hatte.