Cover
Bettina Wendland – Das Pony auf dem Pausenhof – Lauter freche Schulgeschichten – Mit Illustrationen von Guido Apel – SCM Kläxbox

Für Finja
und Bjarne

Inhalt

Inhalt

Einschulung mit Volltreffer

Nina findet keine Freundin

Herr Blau und die rote Ampel

Das Schultütengesicht

Kopfsprung ohne Badehose

Tor mit Matsche

Das Pony auf dem Pausenhof

Herr Wischi im Stress

Erntedank mit Chips

Hamster-Frühstück

328 Treppenstufen

Sankt Martin verirrt sich

Klorollenverstopfung

Goliat wird umgeklatscht

Dino-Überraschung

Mäusealarm

Die verbotene Schneeballschlacht

Angebrannte Weihnachtsfeier

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Einschulung mit Volltreffer

Der Fußballtornister steht im Flur. Auf dem Regal liegt die große Schultüte. Eine Fußball-Schultüte natürlich.

Finn ist aufgeregt. Er bekommt die Schleife bei seinen Schuhen nicht hin. „Mama, kannst du mir helfen?“, ruft Finn. Er hat eine kleine Träne im Auge. Wütend wischt er sie weg.

„Du bist aufgeregt, nicht wahr?“, sagt seine Mama sanft. Liebevoll nimmt sie ihn in den Arm: „Das wird heute ein aufregender, aber bestimmt auch ein großartiger Tag!“

Zusammen mit Mama, Papa und seinem großen Bruder Jonas fährt Finn zur Kirche. „Warum müssen wir in die Kirche?“, mault Jonas. „Es ist doch heute Einschulung. Und nicht Einkirchung!“

Papa lacht: „Bei deiner Einschulung gab es vorher auch eine Einkirchung. Wenn etwas Neues anfängt, können wir Gott um Hilfe bitten.“

„Hatte Jesus auch eine Schultüte?“, will Finn wissen.

„Vielleicht eine aus Holz“, meint Jonas.

„Jesus’ Papa war doch Zimmermann.“

Endlich kommen sie an der Kirche an. Mama quetscht das Auto in eine enge Parklücke.

„Bestimmt ist die Kirche heute voll“, bemerkt sie.

Vielleicht so voll wie Finns Bauch. In dem sind viele Schmetterlinge, Vögel und Flugzeuge unterwegs. So fühlt es sich wenigstens an. Es kribbelt und krabbelt und flattert und brummt …

Da entdeckt er Toni aus seinem Kindergarten: „Hey Toni, warte! Schau dir mal meine coole Schultüte an!“

Toni nickt und zeigt auf seine Piratentüte: „Da ist ein echter Schatz drin.“

In der Kirche summt und brummt es wie in Finns Bauch. Überall schwirren Kinder mit Schultüten herum. Finn, Jonas und ihre Eltern finden noch vier freie Plätze.

Der Gottesdienst beginnt. Pfarrer Heinemann hat seine Gitarre mitgebracht. Er stimmt ein Lied an: „Voll-, Voll-, Volltreffer, ja ein Volltreffer Gottes bist du.“

Zack – landet eine Papierkugel in Pfarrer Heinemanns Gesicht.

„Volltreffer“, ruft ein Kind aus der letzten Reihe.

Alle lachen. Oder fast alle. Die meisten Eltern versuchen, ernst zu bleiben. Und Pfarrer Heinemann? Erst guckt er etwas verdutzt. Dann muss auch er lachen: „Stimmt, das war ein Volltreffer!“

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Nun erzählt der Pfarrer eine Geschichte aus der Bibel. Aber Finn bekommt kaum etwas mit. Zu aufregend ist alles.

Die Kinder der vierten Klasse singen ein Lied: „Halte zu mir, guter Gott, heut den ganzen Tag.“

Finn schickt ein Gebet an Gott: „Ja, mach das bitte!“

So langsam wird das Kribbeln weniger.

Finn bekommt sogar mit, was Pfarrer Heinemann sagt: „Ihr lieben Erstklässler, denkt daran: Ihr seid in der Schule nicht allein. Gott geht mit euch mit. Und nicht vergessen: Ihr seid ein Team. Haltet immer zusammen!“

Finn schaut auf seine Schultüte: „Ein Team sind wir. Ein Fußballteam“, flüstert er.

Nach dem Gottesdienst laufen alle zur Schule. Zum Glück ist die nicht weit entfernt.

Auf dem Schulhof begrüßt der Schulleiter Herr Sommer die Erstklässler. „Willkommen in der Talschule. Und viel Spaß beim Lernen!“

Finn ist in der 1a. Toni auch. Und Lisa und Jana. Finn kennt sie aus dem Kindergarten. Frau Winter ist die Klassenlehrerin der 1a.

Jonas hat Finn erzählt, dass sie sehr nett ist. „Sie kann aber auch streng sein“, hat Jonas behauptet. So sieht sie aber gar nicht aus. Sondern nur nett.

Frau Winter geht mit den Kindern der 1a in ihren Klassenraum. Die Kinder dürfen sich einen Platz aussuchen. Finn sitzt neben Toni. „Was für ein Glück“, denkt er.

„Lernen wir jetzt lesen?“, fragt Jana laut.

„Nein“, lacht Frau Winter. „Heute wollen wir uns nur ein bisschen kennenlernen.“

Jedes Kind bekommt ein Stück Pappe. Darauf soll es seinen Namen schreiben und ein Bild malen. Finn malt einen Fußball. Toni will einen Piraten malen. Aber das ist ganz schön schwierig. Er fängt auf der Rückseite noch einmal neu an. Diesmal malt er lieber ein Schiff. Das ist leichter.

Jana malt eine Blume. Lisa zeichnet ein Pferd. „Das sieht aus wie ein Hund“, lacht Toni.

Finn stößt ihn in die Seite. „Lass das! Wir sind doch ein Team. Wie beim Fußball. Wir müssen zusammenhalten.“

Toni wird rot. Das ist ihm peinlich. „Entschuldigung“, flüstert er Lisa zu.

„Schon okay“, sagt sie.

Frau Winter hat das Gespräch gehört. „Du hast recht, Finn. Wir sind ein Team. Wenn wir zusammenhalten, können alle gut lernen. Und bald auch lesen“, sagt sie zu Jana.

„Dann sind Sie unsere Trainerin“, platzt es aus Finn heraus. Alle müssen lachen.

Die erste Schulstunde ist viel zu schnell vorbei. Frau Winter gibt ihnen noch eine Hausaufgabe auf: Die Kinder sollen ein Bild von ihrer Schultüte malen. „Bis morgen“, ruft sie den Kindern nach, als sie nach draußen stürmen.

„Bis morgen“, antwortet Finn fröhlich. Und ihm fällt auf, dass das komische Kribbeln in seinem Bauch ganz verschwunden ist.

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Nina findet keine Freundin

Ninas erster Schultag wird bestimmt richtig blöd. Sie ist ganz allein in der 1b. Sie kennt keinen.

Gestern hat sie es ihrer Mama erzählt: dass sie Angst hat vor der Schule. Und ihre Mama hat im Abendgebet dafür gebetet, dass sie sich trotzdem wohlfühlt. Und dass sie schnell eine Freundin findet.

Aber jetzt steht Nina allein da. Die Kinder dürfen sich einen Platz im Klassenraum suchen. Und alle Mädchen haben schon eine Sitznachbarin.

„Setz dich doch da vorn hin. Neben Kevin“, sagt Frau Wieland, die Klassenlehrerin. Zögernd geht Nina zu dem Tisch.

„Hallo“, sagt sie leise. „Hallo“, antwortet Kevin.

Er rückt ein bisschen zur Seite. Nina ist den Tränen nah. Sie will doch in ihrer Klasse eine Freundin finden. So eine wie Mia im Kindergarten. Mit der man lachen und spielen kann. Und jetzt sitzt sie neben einem Jungen.

Der Unterricht beginnt. Frau Wieland hat ganz viele Tierpostkarten mitgebracht. Die Kinder dürfen sich eine Postkarte mit ihrem Lieblingstier aussuchen. Nina entscheidet sich für ein süßes Shetlandpony mit Fohlen. Sie liebt Pferde.

Zurück an ihrem Platz schielt sie auf Kevins Tischhälfte.

Sie kann es kaum glauben: Kevin hat eine Postkarte mit einem Araberhengst ausgesucht. „Magst du auch Pferde so gern?“, flüstert Nina.

„Klar, am liebsten esse ich sie mit Ketchup.“

Nina muss schlucken.

„Hey, das war Spaß“, lacht Kevin. „Ich mag Pferde auch. Das sind doch die coolsten Tiere überhaupt.“

Nun fragt Frau Wieland die Kinder, für welches Tier sie sich entschieden haben und warum.

„Ich habe zu Hause zwei Kaninchen“, erklärt Leon. Er zeigt eine Karte mit einem schwarzen Häschen. „Meine sind aber braun und weiß“, fügt er hinzu.

„Ich wünsche mir einen Hund“, ruft Jule. Auf ihrer Karte ist ein gewaltiger Bernhardiner zu sehen. „Der wäre aber zu groß für unsere Wohnung“, lacht Jule. „Dann müssten meine beiden Brüder ausziehen. Eigentlich keine schlechte Idee …“

Nun ist Nina an der Reihe. „Ich würde gern reiten lernen“, sagt sie leise und zeigt ihre Shetty-Karte.

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Kevin ist begeistert: „Cool! Ich hab schon Reitunterricht. Du kannst ja mal mitkommen.“ Er hält seine Pferde-Karte hoch. „Auf einem so großen Pferd würde ich gern mal reiten.“

Leon ruft dazwischen: „Dann brauchst du aber eine Leiter!“ Kevin ist nämlich der kleinste Junge in der Klasse.

Aber Kevin lässt sich nicht ärgern. „Kein Problem, Leon. Du bist doch so stark. Dann kannst du mich ja auf das Pferd heben.“

Alle lachen. Nina staunt. Kevin ist wirklich cool.

Nun sind die nächsten Kinder dran. Manche haben sich für exotische Tiere entschieden. Lars hat eine Känguru-Karte ausgesucht. Er will später nach Australien auswandern.

Mert hat sich für Affen entschieden. Die findet er im Zoo immer so lustig.

Aber Nina kann gar nicht mehr richtig zuhören. Was hat Kevin da gesagt? Er hat Reitunterricht. Er will, dass sie mitkommt. Sie muss unbedingt mehr darüber herausfinden.

Endlich ist die erste Schulstunde vorbei. Als Hausaufgabe sollen die Kinder ihr Lieblingstier malen.

Jetzt will Nina aber erst mal etwas anderes wissen. „Kevin, warte mal!“, ruft sie ihm nach. „Wo reitest du denn?“

„Auf dem Mühlenhof. Die haben ganz viele Shetlandponys. Solche wie auf deiner Karte.

Du kannst dir den Hof ja mal anschauen. Ich bin immer dienstags da.“

„Ja, ich frag mal meine Eltern“, sagt Nina.

„Okay, dann bis morgen. Hoffentlich schaffe ich die Hausaufgaben. Ich kann besser auf Pferden reiten als sie malen“, lacht Kevin.

„Ich kann besser malen als reiten“, erwidert Nina. „Aber das kann sich ja ändern.“

Auf dem Schulhof trifft Nina ihre Eltern wieder. „Na, hast du schon eine Freundin gefunden?“, fragt ihre Mutter.

„Nein, eine Freundin nicht“, antwortet Nina glücklich, „aber einen Freund.“

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Herr Blau und die rote Ampel