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Ein ganzes
Jahr voller
Männer …

Das Titelbild steht in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt des Buches.

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ISBN 9783798603622
0190446 0000

– JANUAR –

5. Januar. Mein 35. Geburtstag. Ich hatte nur eines im Sinn, fernab jeglicher Konventionen und dem Umstand, dass man von mir jedes Jahr erwartete, ein rauschendes Fest zu geben: Ich wollte allein ausgehen. Und ich wollte Sex.

Ich kam aus einer zwölfjährigen Beziehung und sehnte mich schon lange nach einer gemeinsamen Nacht mit einem, dessen Namen ich nicht kannte. Ich wollte wissen, wie sich ein One-Night-Stand anfühlte. Wollte eine neue Grenze brechen. Wie würde es sein, Intimstes miteinander zu teilen und namenlos auseinander zu gehen?

Ich hatte den 4. Januar damit zugebracht, mich von Boutique zu Boutique zu hecheln, bevor ich in der Parfümerie den letzten Einkauf tätigte.

Ich fühlte mich wie eine Prinzessin aus einem guten Märchen, die sich auf eine Geschichte ohne Happy End vorbereitete. Aber es war ein völlig neues, sehr modernes Märchen. Single-Nixe sucht One-Night-Stecher ohne Fortsetzung.

Gegen 20 Uhr ließ ich den ersten Sektkorken knallen und nahm ein Bad. Ich versank unter einer dichten Schaumdecke und spielte an meinen rasierten Schamlippen. Ich mag keine Haare am Körper, bei mir wird kein Mann auch nur ein einziges finden … umso lieber trage ich aber mein langes Kopfhaar – ich mag eben Kontraste! Und ich habe Haare auf den Zähnen, behaupten Freunde von mir.

1,80 Meter Haut und Knochen lagen in meiner großen Wanne, bei Kerzenlicht und einem Gläschen Sekt. 180 Zentimeter Körper, der zu seinem 35. Geburtstag ein ganz besonderes Geschenk bekam: Aerobic vom Feinsten! Kamasutra und Tantra und wilden Sex und Geilheit pur – mit einem Fremden!

Ich schloss meine Augenlider und genoss den Film, der sich hinter meiner Linse abspielte: Hände, Schweiß, ein großer, schlanker Mann, muskulös, phantasievoll, zärtlich, wild. Ich sah ein großes, edles Bett, feinstes Laken, Schweiß, nasse Haare, weit geöffnete Münder, geschwollene Lippen. Obere und untere.

Erst als ich kurz vor meinem ersten Orgasmus des Tages und meinem letzten im 34. Lebensjahr stand, wurde mir bewusst, wie sehr ich beim Phantasieren an mir herumgespielt hatte. Ich warf meinen rechten Schenkel über den Wannenrand und fummelte mich mit letzter Reibung zum Höhepunkt. Mein Oberkörper bäumte sich auf, Wasser schwappte in heftigen Wellen über den Wannenrand.

Um 23.30 Uhr stand ich fertig vor dem Spiegel. Ein Gläschen Sekt in der linken Hand, die rechte umspielte den Bügel des neuen Büstenhalters. Rot. Rot ist die Farbe der Liebe, des Feuers, der Leidenschaft, der glühenden Hitze der Nacht. Heute Nacht würde ich mir einen Lover schenken. Blieb nur die Frage, wo ich ihn finden würde …

Um Punkt Mitternacht kippte ich mir den letzten Tropfen in die Kehle und benetzte meine rot getuschten Lippen mit der klebrigen Sektzunge. Im Flur griff ich nach meinem Lieblingsparfum von Chanel, dann lief ich aus der Wohnung.

Ich gönnte mir ein Taxi und ließ mich zum angesehensten Bagger-Ort der Stadt Berlin fahren. An der Bar eines noblen Hotels wollte ich einen schicken Dandy kennenlernen. Meinen Fremden.

0.35 Uhr. Nicht weniger als drei Herren unterschiedlichsten Auftretens hatten bereits einen lüsternen Blick auf mich geworfen. Ich hatte lasziv die Beine übereinandergeschlagen, trank einen Martini und spielte verlegen an der Naht meiner blickdichten Strumpfhose.

Einen Moment lang beschämte mich der Gedanke, mich so offensichtlich anzubieten, wenig wählerisch zu sein, nur um einen One-Night-Stand zu erleben. Einen Moment lang wollte ich meine Freundin anrufen und mit ihr einen Restaurantbesuch dieser Erfahrung an der Hotelbar vorziehen. Ich hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als eine Hand von hinten um mein Martini-Glas griff. Ein Mund näherte sich meinem Ohr und ein Hauch von Moschus lag in meiner Nase. Ich wagte nicht, mich umzudrehen.

„Soll ich Sie hier schon nehmen, oder gehen wir in meine Suite?“

0.55 Uhr. Ich war tatsächlich mitgegangen. Ich hatte meinen Fremden. Wir sprachen nicht, stellten uns einander nicht vor. Aber ich hatte Glück. Mein Fremder war ein schicker Typ, Marke Investor, Nadelstreifenanzug, Ring am Finger – bestimmt mehr Schein als Sein, tiefe Stimme, selbes Ziel.

Suite 352. Ich erinnere mich so gut daran, weil mein neues Lebensjahr in dieser Zahl lag.

Als wir die Suite betraten, half mir der Fremde aus meinem Mantel. Langsam knöpfte er dann mein Kleid von hinten auf, und nach jedem Knopf gab es einen leichten Biss in meinen Rücken. Und dann ging alles sehr schnell. Das Kleid war bereits zu Boden gefallen, ich lasziv in meinen High Heels über den Stoff und in meiner neuen roten Wäsche durch die Suite getreten. Vielleicht hatte ich mich zwei, drei Schritte von meinem Fremden entfernt, als er plötzlich mit resoluter Entschlossenheit hinter mir stand, sich an mich presste, mein Becken mit beiden Händen in Rhythmus brachte und – mich anhob und zum King Size Bett trug. Trug? Ich muss mich verbessern – es war eher ein schwungvolles Werfen, als sei ich leicht wie eine Feder!

„Ich will nicht reden! Ich will nichts von Ihnen wissen, verstanden?“

Seine Frage klang fast wie ein Befehl, denn ich bin sicher, unter anderen Umständen hätte er alle möglichen Informationen über mich herausfinden wollen. Ich musste zugeben – wir gaben ein perfektes Match ab für einen One-Night-Stand zwischen zwei Fremden.

Mein Fremder saß in Schuhen und Nadelstreifenhose auf meinem Gesäß. Gerade seine Krawatte hatte er noch abgezogen. Mit dieser verband er mir die Augen. Der Moschusduft hatte sogar die Krawatte getränkt. Mir war schwindelig. Die Auswirkung des Martinis und der erotischen Stimmung waren kaum zu toppen und absolut nicht mit etwas ähnlich Erlebtem in meinem Leben zu vergleichen.

Mein Fremder knetete meinen Rücken brutal-zärtlich, zärtlich-brutal, aber nicht ohne spürbar liebende Leidenschaft. Dann riss er mir die Strumpfhose kaputt. Für eine Sekunde dachte ich darüber nach, dass ich mit so einer Kurzlebigkeit meiner neuen Wäsche nie gerechnet hätte. Ich würde einfach seine teure Krawatte einbehalten!

Mein Fremder knetete mir meine blanken Pobacken, zog sie auseinander, wobei er zum ersten Mal stöhnte. Ich drückte meinen Kopf noch tiefer ins Kissen und wollte ihn endlich spüren. Ich war so weit! Kaum hatte ich den Wunsch aussprechen wollen, lag sein steifes Glied wie eine Machete auf meinem Po. Ich konzentrierte mich auf seine glatte Eichel, sein gestutztes Schamhaar, seine kräftigen, maskulinen Hände und Bewegungen. Und dann – ein Klaps!

Ich war nicht darauf vorbereitet gewesen und jaulte kurz auf! Nie hatte ich in meiner langen Beziehung auch nur einen klitzekleinen Klaps erhalten. Ich sah vor meinem Auge schon einen knallroten, blaufleckigen Hintern, den ich die ganze Nacht in Wundcreme behandeln müsste.

Dann verlor ich jegliches Gefühl für Zeit. Mein Fremder stieß mit einem heftigen Vorsprung in meine feuchte Mitte, berührte mich so tief drinnen, dass ich einen Spieß nur als lächerlichen Vergleich hätte ziehen können. Als ich versuchte, meine Hände um seine Taille zu legen, drückte er mir diese zusammen und knebelte sie mit seiner rechten Hand.

Dann folgte in fast regelmäßigem Wechsel ein Stoß auf einen Klaps. Nach dem etwa neunten Klaps bäumte ich mich auf, leichte Schmerzen machten sich bemerkbar. Ich versuchte seiner Handfessel zu entkommen, wollte sie beruhigend auf meinem Hinterteil parken, doch – vergeblich. Dieser Fremde machte mich willentlich zum Opfer seiner eigenen Phantasie.

„Aufhören! Bitte … ich habe heute Geburtstag, ich habe einen Wunsch frei!“

Ich hörte mich das flehen, ohne zu wissen, ob ich wirklich wollte, dass mein Fremder aufhörte.

„Dann beschere ich dir jetzt etwas Wundervolles! Ich stoße auf dich an! Ich meine – in dir!“

Er hatte diese Worte während des Verkehrs mühsam über seine Lippen gebracht, sein Stoßen, sein Rhythmus, seine Technik – alles ging schneller und schneller, ich konnte kaum mitgehen, fühlte mich erregt, erschöpft, verwundet zugleich. Ich spürte, wie sich das Glied meines Fremden in mir aufblähte – gleich musste er kommen – noch einmal gab er richtig Gas!

Zuckend sank sein Oberkörper auf mir zusammen. Ein Schrei, ein Aufbäumen, ein letzter Klaps gegen die Seite meiner Pobacken – er hatte mir sein Geschenk gemacht. Welch Höhepunkt. Ich aber lag da, erregt, verwirrt – mir selber fremd.

Mein Lover stand auf, rollte mich auf den Rücken und drang zu guter Letzt mit seiner Zunge tief in meine leicht verwundete Lusthöhle. Langsam band er mir die Krawatte los, schenkte mir ein Lächeln und zückte seine Geldbörse.

„400 Euro sollten reichen. Ich bin heute mal großzügig! Ist nämlich auch mein Geburtstag!“

Er schlüpfte in sein Jackett, knöpfte sein Hemd zu, zog es so gut es ging glatt, öffnete die Minibar und schenkte uns einen Sekt ein. Einmal nippte er, prostete mir zu und war verschwunden. Ich lag auf dem King Size Bett, erregt, unbefriedigt, doch glücklich. Auf eine ganz besondere Art. Ich spielte noch ein wenig an mir herum, zwirbelte meinen Kitzler hin und her und rieb meine Scham an der Krawatte des Fremden. Ich kam so heftig, dass ich ejakulierte wie ein Mann. Direkt in die Krawatte des Fremden.

Wenn ich etwas gelernt habe von einem One-Night-Stand, dann ist es, dass es gut ist, den Namen des anderen nicht zu wissen. Wer namenlos und fremd bleibt, den kann man schneller vergessen. So erging es mir. Ich habe seine Krawatte tatsächlich behalten. Wie alle zwölf Utensilien – zwölf Utensilien von zwölf One-Night-Stands, die noch folgen sollten. Von zwölf Fremden. Eine in Moschusduft getränkte Krawatte war nur der aufregende Anfang …

– FEBRUAR –

Ich hatte den Januar gut überstanden. Und dann – in der Nacht zum 1. Februar – kam mir auf einmal die Idee: Ich wollte ein Exempel statuieren. Ich wollte das neue Jahr unter dem Stern „Männer-Studie“ laufen lassen. Einmal im Monat wollte ich mit einem anderen Mann schlafen. Natürlich glaubte ich noch an die große Liebe, an Ehe, Familie, ans gemeinsame Altwerden. Aber ich war jung, ich hatte Zeit, und ich wollte wissen, welcher Typ Mann den größten Magnetismus auf mich ausübt. Zwölf One-Night-Stands – zwölfmal Sex ohne Verpflichtungen, aber zwölfmal Erfahrungen sammeln, die für mich bestimmt lebensbereichernd sein würden. Ein Date allein hätte mir jedoch nicht gereicht. Ich wollte Sex mit den unterschiedlichsten Männern haben. Wie ging ich also weiter vor?

Die Krawatte von Mister Januar hatte ich um die Messingstäbe des Kopfendes meines Bettes geknotet. Ich starrte sie an und machte einen Deal mit mir: MISTER FEBRUAR konnte kommen! Aber welcher Typ sollte es ein? Wo würde ich ihn finden? Eine Hotelbar wäre ein zweites Mal nicht sehr originell gewesen.

Und so kam ich auf die Idee, mich bei einer Datingline anzumelden.