Vorwort

Zu den geheimnisvollsten Phänomenen unseres Lebens gehören die Träume. Über Zeit und Raum schlagen sie gewaltige Brücken, wie sie kühner und gewagter keines Baumeisters Hirn zu ersinnen vermag. Traum ist Befreiung, und wo immer er aufdämmert, umfängt uns ein Hauch der Unendlichkeit, die alle Fesseln sprengt.

Wenn man bedenkt, daß der normale Mensch ein Drittel seiner Zeit im Schlafe verbringt, dann läßt sich annähernd ermessen, welchen Stellenwert in unserem Dasein wir den Träumen zuordnen müssen, ob wir wollen oder nicht. Aber der Traum und seine Schwester, die Phantasie, beherrschen nicht nur unsere Nächte. Sie greifen über auf das Unterbewußtsein unseres wachen Lebens und zwingen unsere Gedanken in ihren Bann. Sie beflügeln unsere Sinne und aktivieren die kreativen Fähigkeiten. Doch in gleichem Maße vermögen sie bisweilen auch die menschliche Initiative zu lähmen und Depressionen zu schüren. Denn die Phantasie ist eine eigenwillige Gewalt, die sich jeder Lenkung durch den Verstand zu entziehen versteht. Nach rätselhaften Gesetzen geht sie ihre eigenen Wege, und dem Menschen bleibt keine andere Wahl, als sie gewähren zu lassen. Widerstand ist in diesem Bereich der Psyche zwecklos. Er führt nur in den seltensten Fällen zum Erfolg, der nicht nur einen eisernen Willen voraussetzt, sondern auch Selbstbeherrschung und Nüchternheit.

Bis in die jüngste Vergangenheit glaubten Laien wie auch Psychologen, daß sexuelle Träume und erotische Phantasien ebenso eine rein männliche Domäne seien wie die sinnliche Lust, die im Orgasmus gipfelt. Der Frau schrieb man irrtümlich nur Toleranz und passives Empfinden zu, zwei Komponenten, innerhalb deren Grenzen sich weibliches Triebleben zu erschöpfen hatte.

Die Welt horchte in ungläubigem Staunen auf, als sich das Gerücht vom weiblichen Orgasmus eines Tages zur wissenschaftlich fundierten Tatsache erhärtete, die Millionen Frauen freilich nur ein müdes Lächeln abzwang, weil sie die sensationell entdeckte Klimax längst hundertfach am eigenen Leibe erfahren hatten. Allerdings waren sie aus Rücksicht auf die Moralvorstellungen ihrer Zeit bestrebt gewesen, das Glück körperlicher Erfüllung nur diskret zu genießen, zumal Sinnenlust damals als untrügliches Merkmal perverser Verkommenheit gewertet wurde. Und welche Frau wollte sich schon gerne zur lasterhaften Kokotte abgestempelt wissen?

Nichtsdestoweniger hatte der Orgasmus zuvor ungezählten Frauen und Mädchen Angst und Schrecken eingejagt. Unfähig, sich auszusprechen oder gar beraten zu lassen, fragten sie sich angesichts der animalischen Naturgewalt ihres sexuellen Höhepunktes furchtsam: Bin ich überhaupt normal? Sind meine Gefühle eventuell gar abartig? Oder gibt es Frauen, die beim Verkehr ähnlich empfinden wie ich?

Inzwischen ist der Orgasmus als krönendes Detail sexueller Beziehungen allerorten anerkannt. Er wurde integriert in den psychischen und physischen Komplex der menschlichen Erotik, und eine Evastochter, die noch nie im Leben eine Klimax erreicht hat, darf als unglückliche Outsiderin des Bedauerns ihrer Umwelt sicher sein.

Hatte man den weiblichen Orgasmus rigoros seiner heimlichen Verschwiegenheit entkleidet, so blieben die sexuellen Träume und Phantasien der Frauen nach wie vor weitestgehend tabu. Niemand bewilligte ihnen eine ausgeprägte Vorstellungskraft. Und obwohl man seit Jahrtausenden um die ausschweifenden Wünsche wußte, die den Herrn der Schöpfung bei Tag und Nacht begleiten, machte sich kein Mann die Mühe, nach den Triebvorstellungen des Weibes zu fragen. Offenbar traute niemand dem weiblichen Geschlecht das Element heimlicher Begierde zu. Vor allem dann nicht, wenn man einer Frau mehr oder minder regelmäßig sexuelle Zärtlichkeit widmet, die ihr körperliches Verlangen stillt und die leibliche Begierde zügelt.

Um so erstaunlichere Ergebnisse zeitigte eine Befragung von 5.000 Frauen und Mädchen, die rückhaltlos über ihre sexuellen Träume und Phantasien Auskunft geben. Offen und ehrlich berichten sie, was sie nicht einmal ihrer intimsten Freundin oder gar dem eigenen Partner anzuvertrauen wagen würden. In ihren Selbstzeugnissen bestätigt sich, was man bisher nur ahnte: Frauen haben eine größere und leidenschaftlichere Phantasie als Männer. Ihre Vorstellungswelt kennt keine Grenzen. Hemmungen finden in ihren Träumen keinen Platz. Sie intensivieren und variieren ihre heimlichen Wünsche in einem Umfang, der jedes vermutete Maß überschreitet und den Leser staunen läßt.

Erschrocken muß Adam erkennen: Das innige Bild von der züchtigen Geliebten mit den reinen Gedanken, das er sich bisher gemacht hat, ist falsch. Die Eva an seiner Seite hegt in ihrem Köpfchen keine zahmeren Gelüste als er. Sie sind im Gegenteil noch heißer, schwüler und triebhafter. Die schonungslosen Geständnisse der Frauen und Mädchen, die hier zur Sprache kommen, werden ihm helfen, seine Partnerin besser zu verstehen, ihre Seele gefühlvoller zu ergründen und ihr ein zärtlicherer Liebhaber zu sein.

Traum und Phantasie

Der Traum ist, wissenschaftlich gesehen, eine psychologische Realität, welche die Vorstellungskraft des Menschen erregt, seit er gelernt hat, sich artikuliert auszudrücken. Der Traum ermöglicht uns nach Meinung der Psychoanalytiker den Zutritt zum Seelenleben. Dabei entspricht das Verständnis der Träume der jeweiligen kulturellen Entwicklungsstufe bestimmter Gruppen.

So erblicken die primitiven Völker in den Träumen die Offenbarung ihrer Ahnen oder der Dämonen und hoffen, über die Brücke des Traumes in Verbindung mit der übersinnlichen Welt treten zu können.

Andere Völker, die einer theistischen Religion angehören, also an einen persönlichen, von außen auf die Welt einwirkenden Schöpfergott glauben, sehen in den Träumen hauptsächlich ein Mittel, mit dessen Hilfe es möglich wird, Kontakt zu dem Gott oder den Göttern aufzunehmen. Dabei entwickelten die antiken Völker des Vorderen Orient eine Kunst der Traumauslegung, mit der sie die Zukunft deuteten. Im Laufe der Zeit jedoch sank der religiöse Glaube häufig auf das Niveau des Aberglaubens herab. Während solcher längerer oder kürzerer Perioden wandelte sich der Traum zu einem Phänomen außerhalb der eigenen Persönlichkeit. Jetzt wurden ihm magische Zauberkräfte zugeschrieben, weil sich die Grenze zwischen dem Individuum und der Außenwelt verwischt hatte.

Nach und nach erkannte der Mensch den Unterschied zwischen den Vorgängen in seinem Innenleben und den Erscheinungen der Wirklichkeit. Er verlor die Überzeugung, daß seine Gedanken objektive Tatsachen seien, und glaubte nicht mehr an den übersinnlichen Ursprung des Traumes. Erst der Seelenforscher Sigmund Freud (1856 — 1939), der Begründer der Psychoanalyse, entwickelte eine Theorie, die wissenschaftlicher Kritik standhalten konnte und ein völlig neues Bild unserer Psyche schuf. Ihm verdanken wir die Analyse oder zumindest die Ausdeutung und Erhellung unserer Träume. Er gab uns die Möglichkeit, sie besser zu verstehen und ihre Signale logisch zu interpretieren.

«Der Traum ist der Wächter des Schlafes», sagt Freud. Will der Mensch schlafen, so unterbricht er den Kontakt zur Außenwelt. Nach Freuds unwidersprochener Meinung steht der Schlaf des Menschen in enger Verbindung mit dem instinktiven und unbewußten Wunsch, in den mütterlichen Schoß zurückzukehren.

Unzweifelhaft ist der Schlafinstinkt ein tatsächliches Faktum. Und es sieht ganz so aus, als widersetze sich der Traum dem Bedürfnis des Schläfers, zu vergessen. Im Schlafe erreichen die unbewußten Wünsche und Impulse das Bewußtsein des Schlafenden. Dem Traum fällt nunmehr die Aufgabe zu, diese Wünsche und Impulse zu kontrollieren, da sie sonst mit Sicherheit den Schlummernden wecken würden. In diesem Sinne muß man die Funktion des Traumes als Wächter des Schlafes interpretieren.

Es ist durchaus möglich, die Sprache des Traumes zu entschlüsseln und somit verborgene Gedanken zu verstehen. Allerdings bedarf es der fachkundigen Auslegung und Analyse, einen verborgenen Traum in einen verständlichen Traum zu übersetzen. Immerhin sind die Seelenforscher der festen Überzeugung, daß jeder Traum ohne Ausnahme die Verwirklichung eines unerfüllten Wunsches enthält. Der Einwand, daß unangenehme Träume wie beispielsweise Alpdrücke wohl schwerlich unerfüllte Wünsche ausdrücken, vermag dabei nicht zu überzeugen. Hier handelt es sich nach Freud «vornehmlich um die unbewußten Wünsche, die sich im allgemeinen in Opposition zu der bewußten Persönlichkeit befinden». Der Wunsch nach unangenehmen Ereignissen im Traum ist keinesfalls erstaunlich, wenn man die Rolle des Traumes mit der Funktion eines Blitzableiters vergleicht. Der Traum nimmt dann den Charakter eines Opfers an. Manchmal ist freilich auch ein geringeres Übel, das man auf sich nimmt, der Ausweg, um eine Katastrophe zu verhüten. Und nicht wenige Menschen, welche unter einem starken Schuldgefühl leiden, verlangen im Unterbewußtsein nach Strafe und Sühne. Dann wird die Angst zur Triebfeder des Traumes.

Ganz allgemein dürfen wir behaupten, daß der Traum ausschließlich aus Ereignissen des wachen Lebens resultiert, die einen Widerhall im Unterbewußtsein finden. Der Extrakt des Tagesgeschehens und die Anhäufung unbewußten und deshalb unverarbeiteten Materials erzeugen unsere Träume. Einen wesentlichen Bestandteil unseres Traumlebens repräsentiert das Wesen der Sexualität. Um ihrem Charakter gerecht zu werden, muß man den Begriff der Geschlechtlichkeit viel weiter fassen, als es im allgemeinen gewöhnlich geschieht. Ohne Vorurteile gilt es, sowohl das tägliche Tun und Treiben wie auch unsere seelischen Schwingungen und die wechselnden Stimmungen auf ihren sexuellen Gehalt zu untersuchen, das heißt nachzuforschen, inwieweit ihnen allen Momente beigemischt sind, die allein durch unsere Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht erklärlich werden und als Symptome einer Abhängigkeit von ihm deutlich erscheinen. Denn der Begriff der Sexualität erschöpft sich nicht im Besitz und Gebrauch unserer Geschlechtsorgane. Sie darf ohne Übertreibung als der wichtigste aller anfänglich im Unbewußten ruhenden Erbanteile bezeichnet werden

Daß die Schicksale des einzelnen außerordentlich häufig von der Geschlechtlichkeit geprägt werden, ist bekannt. Die Sexualität bestimmt wie keine andere Kraft unsere Aktionen und Reaktionen. Dabei ist die Welt der Triebe ihrem Wesen nach unserer Erkenntnis ebenso verschlossen wie die Welt des Traumhaften. Daran ändern auch die Theorien der modernen Psychoanalytiker nichts, obwohl sie verschiedene Komplexe des Unterbewußten transparenter gemacht haben. Nur soweit die Triebe als Wünsche in unserem Bewußtsein als mitbestimmende Kräfte unseres Handelns nachgewiesen werden, können wir etwas über sie aussagen. Ansonsten lagern sie in den tiefsten Schichten unseres Ichs scheinbar passiv als angeborenes Erbgut.

Was ein unbewußtes Gefühl, eine unbewußte Vorstellung oder ein unbewußter Trieb ihrem eigensten Wesen nach sind, vermag niemand auszusagen. Aber Freud hat uns überzeugt, daß sie uns subjektiv wie objektiv nachweisbar ihre Existenz verraten.

Das Traumerleben ist eine Ergänzung unseres wachen Erlebens, besonders im Hinblick auf unsere Gemütserregbarkeit. Denn es erfüllt unsere in Wirklichkeit unerledigt gebliebenen Wünsche und Hoffnungen zumindest teilweise.

Wenn der Dichter Jean Paul (1763 — 1825) dem Traum Szenen zuschreibt, «die zu groß für die kleine Erde sind», dann enthüllt er uns vorahnend ein Stück modernster Erkenntnis. Denn unsere heutige wissenschaftliche Anschauung vom Traum wurzelt ausschließlich im Psychologischen. Sie hat Meinen und Denken früherer Jahrhunderte als abergläubischen Wahn disqualifiziert. Der sogenannte aufgeklärte Mensch teilt nicht mehr die Ansicht der Alten, daß sich im Traume Gott uns offenbare, indem er uns Warnungen oder Verheißungen sende. Wir glauben auch nicht mehr, daß der «Schlaf des Gerechten» immer traumlos sei und daß Träume das Produkt von Krankheit oder körperlicher Unpäßlichkeit sind, die als Störfaktoren des gesunden Schlafes angesehen werden müssen. Wir lehnen auch die Ansicht ab, wonach der Traum nur eine Wiederholung früherer Erlebnisse in ähnlicher Bildform oder in symbolisierter Gestaltung darstelle. Selbstverständlich werfen kritische Geister zumindest seit Freuds Psychoanalyse immer wieder die Frage auf: «Sind wir für unsere Träume verantwortlich?»

Tatsächlich sind viele Fachleute der Meinung, daß die Träume eines Menschen rein sind, wenn er ein reines Leben führt. Allerdings wird uns niemand so recht erklären können, was ein «reines» Leben wirklich ist und wann es «schmutzig» zu werden beginnt. Eher kann man sich da schon mit den Worten des Philosophen Arthur Schopenhauer (1797 — 1860) anfreunden, wenn er feststellt: «Jeder träumt in vollster Gemäßheit seines Charakters.» Wobei wir unter Charakter unsere gesamte körperlich-seelische Veranlagung verstehen, die dem Traum ihren signifikanten Stempel aufdrückt.

Es ist noch nicht lange her, daß sowohl Ärzte als auch Geistliche und Philosophen die Überzeugung aussprachen, in unseren Träumen, die sich stets jenseits von Gut und Böse bewegen, herrsche eine zügellose Anarchie. Natürlich wissen wir heute, daß es diese Anarchie in unseren Schlafgebilden nicht geben kann, weil auch im psychischen Geschehen die Fäden ursächlicher Verknüpfung niemals abreißen.

Bereits vor mehr als 100 Jahren erkannte der Philosoph F. W. Hildebrand aus Leipzig hellseherisch: «Es läßt sich keine Traumtat denken, deren erstes Motiv nicht irgendwie als ein ,Wunsch, ein Gelüste oder eine Regung vorher durch die Seele des Wachenden gegangen wäre.» Und Friedrich Schleiermacher (1768 — 1834), der Theologie und idealistische Philosophie miteinander zu verbinden versuchte, behauptete: «Bereits das Einschlafen ist begleitet vom Hervortreten ungewollter Vorstellungen.» Er ahnte also, was wir heute wissen. Im Schlaf öffnet sich das Tor zum Unterbewußtsein. Es gibt die zurückgedrängten Wünsche, Hoffnungen und Begierden frei.

Im Untergrund der Seele schlummern Lust, Gier und Verlangen, aber auch halbvergessene Probleme und Widerstände aus scheinbar längst vergessener Zeit. Wir haben sie zwar aus unserem wachen Bewußtsein gestrichen oder zumindest verdrängt, aber es ist uns nicht gelungen, sie zu eliminieren. So kommen im Schlafe jene wirren und wüsten Träume zustande, die uns peinigen und erschrecken, oder aber erfreuen. Dabei ist jeder Traum, und mag er noch so phantastisch und irreal sein, auflösbar in sinnvolles Geschehen. Der Traum setzt Wünsche frei und schenkt ihnen sogar Erfüllung. Aber merkwürdigerweise ist diese Erfüllung grotesk verkleidet und das Verlangen oft bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Denn die Träume bedienen sich aller Hilfsmittel des Bewußtseins. Ihnen steht der grenzenlose Reichtum an Bildern und Begriffen des wachen Lebens einladend zur Verfügung. Damit tarnt sich das Unbewußte meisterhaft, um so lange als möglich unerkannt zu bleiben.

Freud bezeichnet den Traum als verhüllte Erfüllung de Wunsches. An uns liegt es, den sinnfälligen vom verborgenen Trauminhalt zu unterscheiden. Dabei bezieht der sinnfällige Teil sich auf kurz zurückliegende oder voraussichtliche nahe Geschehnisse. Allerdings handelt es sich hier meist nur um eine leere Drapierung für den verborgenen Traumteil, in welchem sich unsere heimlichen, oft bis in die Kindheit zurückreichenden Wünsche und Hoffnungen durchzusetzen versuchen.

Die meisten unserer Träume schöpfen aus der Kindheit. Aber auch das Kind verfügt bereits über mehr oder minder geheime Wünsche, die es in den Traum hinüberrettet. Nach dem Erwachen träumt es in seinen Spielen weiter und erfüllt sich fast alle oder zumindest die meisten Wünsche durch das umgestaltende Element der Phantasie, die vollendet, was der Traum nicht zu realisieren vermochte.

Insofern sind Traum und Phantasie verwandter, als man denken mag, wobei wir jedoch nicht vergessen dürfen, daß der Traum aus unserem unterbewußten Urgrund aufsteigt, während die Phantasie unserem wachen Erleben zugeordnet werden muß und schöpferische Kräfte freisetzt, was den Träumen nur selten gelingt.

Zu den schönsten Zeugnissen menschlicher Phantasie gehört ein Meisterwerk orientalischer Literatur, das wir alle unter dem Titel «Tausendundeine Nacht» kennen. Hier vereinigen sich Phantasie, Traum und Sexualität in idealer Harmonie. Blumenreich erzählt das Buch die Geschichte des Königs Schehrijar, der im fernen Indien und China herrschte. Eines Tages bat Schehrijar seinen Bruder Schahzaman, den Herrn von Samarkand, ihn zu besuchen. Da sich aber Schahzamans Abreise durch einen unvorhergesehenen Zufall verzögerte, wurde er unfreiwillig Zeuge, wie sich seine ungetreue Gattin auf ihrem Bett einem schwarzen Sklaven hingab. Wütend tötete Schahzaman das sündige Paar. Schwermütig begab er sich sodann auf die Reise zu seinem Bruder. Hier sah er eines Tages auf dem Hofe des Palastes zwanzig Sklaven und zwanzig Sklavinnen, unter ihnen auch die bildhübsche Frau Schehrijars. Alle gingen zu einem Waschbecken, entkleideten sich und badeten miteinander in den klaren Fluten.

Plötzlich rief die Frau des Königs einen schwarzen Sklaven heran, der sie sogleich umarmte und sich neben sie legte. Die anderen Sklaven und die Sklavinnen folgten ihrem Beispiel. In aller Öffentlichkeit liebte man sich ohne Zucht und ohne Scham. Da wurde Schahzaman von seiner Eifersucht befreit, und er dachte: «Bei Allah! Dies ist noch ärger als das, was mir widerfuhr!» Von dieser Stunde an aß und trank er wieder wie früher.

Der König Schehrijar bemerkte natürlich die Veränderung, die mit seinem Bruder vorgegangen war, und Schahzaman erzählte ihm seine leidvolle Geschichte. Und er berichtete auch von der Wandlung seiner Empfindungen.

Da verließen die beiden Könige den Hof. Unterwegs begegneten sie einem jungen, schönen Mädchen, das die Geliebte eines Dämons war. Während der furchtbare Geist schlief, verführte die rassige Blume die Brüder. Hinterher zeigte sie ihnen 98 Ringe. Nur zwei fehlten ihr noch, wie sie sagte. Und sie sprach: «Die Besitzer all dieser Ringe haben in meinem Schoße geschwelgt und jenem Dämon Hörner aufgesetzt!»

Merkwürdig berührt und voll von wundersamen Gefühlen kehrten die beiden Brüder um und gingen heim. Dabei reifte in Schehrijars Gehirn ein blutiger Gedanke heran.

Zu Hause angekommen, schlug Schehrijar ohne Zögern zuerst seiner Gemahlin, dann den Sklaven und schließlich auch den Sklavinnen den Kopf ab. Und von diesem Tage an nahm er allnächtlich ein junges, unberührtes Mädchen zu sich, das er stolz entjungferte und nach vollzogenem Liebesakt tötete, um seiner Ehre sicher zu sein. Denn er wollte nicht, daß die Frau, die er besessen hatte, sich einem anderen Manne schenkte.

Drei Jahre lang trieb König Schehrijar sein grausames Spiel, das seiner Eifersucht entsprang. Und so wird ihm eines Tages auch Schehrezad zugeführt, die schöne Tochter des Wesirs. In ihrer Todesangst ersinnt Schehrezad eine List, mit deren Hilfe sie ihr Leben zu retten versucht. Sie läßt sich von ihrer jüngeren Schwester ins Schlafgemach Schehrijars begleiten. Und als der König ihre Unberührtheit zerstört hat, sagt die jüngere Schwester, wie es verabredet war, zu Schehrezad: «Ich bitte dich bei Allah, erzähle uns eine Geschichte, die uns die langen Stunden dieser Nacht verkürzen kann!» König Schehrijar liebt Märchen, wie alle Orientalen. Freudig stimmt er zu, und jetzt beginnt die Geschichte von «Tausendundeiner Nacht», ein farbenreiches Mosaik aus vielen Erzählungen, gleichsam ein Fortsetzungsroman, der kein Ende nehmen will. Jede Nacht erfindet Schehrezad eine neue Story dazu, und Schehrijar ist so neugierig, wie es weitergeht, daß er sich nicht dazu entschließen kann, Schehrezad zu töten. Ja, er beginnt sie sogar zu lieben. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann beglückt Schehrezad ihren Mann noch heute mit dem Erfindungsreichtum ihrer Vorstellungskraft. In diesem Märchen, das bereits in der zweiten Hälfte des achten Jahrhunderts aufgezeichnet wurde, erweist sich, wie mächtig eine ausschweifende Phantasie sein kann. Und weil in jedem Märchen ein Stückchen Wahrheit steckt, dürfen wilden Tenor der Geschichte getrost auf die Wirklichkeit übertragen. Mit unübertroffener Leidenschaft und unglaublicher Bildhaftigkeit hat der Islam hier die Phantasie der Erotik mit der Sexualität des Lebens verschmolzen. Wir begreifen, daß die Sinne auch im Unterbewußtsein als Element des menschlichen Wesens untrennbar mit seinem Ganzen verbunden sind und zur realen Wirklichkeit gehören.

Die Wissenschaft ist sich einig, daß sich Mann und Frau in der Art ihres Traumlebens nicht oder nur unwesentlich unterscheiden. Beiden Geschlechtern kann die gleiche Traumintensität und auch die gleiche Häufigkeit nächtlicher Traumbilder zugeschrieben werden. Daß sich dabei oftmals die Themen des unbewußt Erlebten in weiten sexuellen Bereichen grundsätzlich unterscheiden, liegt logischerweise in der Natur der Dinge und der Verschiedenheit der Geschlechter. Nicht umsonst gilt der Phallus des Mannes als sieghafte Angriffswaffe, während die Vagina der Frau das leicht verwundbare Ziel darstellt. Hier tut sich ein Problem von Aggressivität und Passivität auf, dem jedoch an dieser Stelle nicht weiter nachgeforscht werden soll.

Über das Phänomen der Träume hinaus hat sich vor allem in letzter Zeit immer nachdrücklicher erwiesen, daß die Frau, was die Tiefe ihrer Gefühle wie auch die Breite der Skala ihrer Empfindungen betrifft, dem Manne weit überlegen ist. Mag es nun an der introvertierten, also der auf innerseelische Vorgänge konzentrierten Wesensart der Frau liegen oder an der zurückhaltenden Rolle, die ihr seit Jahrhunderten aufgedrängt wurde, im Gegensatz zum Manne scheut sie sich viel zu häufig, ihre Wünsche, Triebe und Sehnsüchte auszusprechen. Deshalb flieht sie mit ihrem unerfüllten Verlangen in das Reich der Phantasie, wo sie sich ungefährdet zu behaupten vermag. Nur hier darf sie ihre Vorstellungskraft ungestraft ausleben. Und nur deshalb hat sie es zu wahrer Meisterschaft auf diesem Gebiet gebracht.

Aus diesem Gedankengang wird verständlich, warum Frauen eine größere und ausschweifendere Phantasie besitzen als Männer. Was sich nicht in die Tat umsetzen läßt, das klammert sich eben besonders hartnäckig in unserem Hirn fest, wo es sehr bald beginnt, ein farbenfrohes Eigenleben zu führen.

Bei unserer Befragung erklärten 75 Prozent der interviewten Frauen aller Altersgruppen, daß sie häufig oder regelmäßig sexuelle Phantasien haben, die nicht realisierbar sind, weil sie nicht den Mut aufbringen, mit ihrem Partner über die geheimen Wünsche und Sehnsüchte offen zu sprechen. Hinzu kommt, daß die Träume jeder zweiten Frau sich infolge ihrer komplizierten Beschaffenheit niemals erfüllen können und unbewältigte Utopien bleiben müssen.

Drei von vier Frauen sind also gezwungen, ihre Phantasien ohne die Hilfe ihres Partners oder einer anderen Vertrauensperson zu kompensieren, was zwangsläufig nicht selten zu ausgewachsenen Neurosen, also zu Krankheiten ohne erkennbare organische Ursachen führt. Und tatsächlich registrieren die Fachärzte seit Jahrzehnten ein alarmierendes zahlenmäßiges Ansteigen der psychischen Defekte.

Wie sehr manche Frau in sexueller Hinsicht von ihren Phantasien abhängig ist, beweisen ungezählte verbürgte Erfahrungsberichte. So gesteht eine ansonsten glückliche Ehefrau (42) ohne Vorbehalt:

«Schon seit meiner allerfrühesten Kindheit erfreute ich mich einer schillernden Vorstellungskraft. Ich verbrachte oftmals Stunden und sogar Tage damit, in sexuellen Traumbildern zu schwelgen, die, wie ich später zu meinem Leidwesen erkennen mußte, die Wirklichkeit ganz erheblich übertrafen.

Wenn ich als junges Mädchen masturbierte, überkamen mich die herrlichsten Träume, die ich mit höchstem Genuß auskostete. Doch ich hätte es niemals für möglich gehalten, daß ich meine Phantasien fortsetzen würde, wenn ich erst einmal verheiratet wäre. Denn ein geregeltes und ausgeglichenes Geschlechtsleben, so dachte ich, bringt einer Frau ein solches Maß an Glück und Erfüllung, daß sie auf Wunschvorstellungen nicht mehr angewiesen ist.

Ich heiratete mit 23 Jahren, und tatsächlich verblaßten meine sexuellen Halluzinationen beinahe schlagartig. Aber als die Flitterwochen vorüber waren und der Alltag sich auch im Ehebett ausbreitete, mußte ich zu meiner Verwunderung und Enttäuschung erkennen, daß ich gezwungen war, wieder in meine Phantasien zu flüchten, um wirklich erregt zu werden.

Ich gestand meine Unzulänglichkeit meinem Manne, der beleidigt und verletzt reagierte. Er fühlte sich unvollkommen, weil es ihm offenbar nicht gelang, mich ausreichend zu stimulieren, und er hielt sich lange Zeit sogar für einen Versager.

Betroffen zog ich die Konsequenzen aus seiner Enttäuschung, ließ ihn von nun an glauben, daß er mich restlos befriedigt, und erwähnte meine unerfüllten Träume niemals wieder. Ich spiele ihm die rundum glückliche Ehefrau vor, und er zweifelt in keiner Sekunde mehr daran. Aber wenn wir miteinander zärtlich werden und die Begierde sich steigert, dann überkommt es mich wie ein Zwang, und ich bilde mir ein, daß wir uns in einem riesigen Raum befinden, wo wir vor zahlreichen Zuschauern wie auf einer Bühne die Liebe vollziehen. Dabei fühle ich die Blicke der Anwesenden richtig körperlich auf meiner Haut prickeln und brennen.

Eine andere meiner überschäumenden Phantasien besteht aus der Vorstellung, daß ich mich gegen die Zudringlichkeiten meines Mannes mit allen Fasern meines Körpers wehre, so daß er meinen Widerstand brechen und mich mit Gewalt nehmen muß, wobei seine Freunde mich festhalten und meine Beine unter Aufbietung aller Kräfte spreizen. Wenn ich mich erschöpft ergebe, überkommt mich ein zauberhaftes Gefühl höchster Lust. Aber ich erreiche niemals den Orgasmus. Und erst, wenn mein Mann tatsächlich in mich eingedrungen ist und wir den Koitus vollziehen, erlebe ich den befreienden Rausch eines Höhepunktes, dem bisweilen mehrere weitere folgen.

Oftmals wünsche ich mir, ich könnte mit meinem Manne über diese Zwangsträume sprechen. Aber ich weiß nur zu gut, daß er sich erneut beleidigt und gedemütigt fühlen würde und daß er meine Phantasien als Perversionen betrachtet.

Die unausgesprochene Furcht dieser Frau vor der Abwegigkeit ihres Verhaltens ist unbegründet. Wenn sie Phantasien braucht, um zum Orgasmus zu kommen oder überhaupt sexuell befriedigt zu werden, dann sollte sie nicht versuchen, sich ihnen zu verschließen. Solche Phantasien sind normalerweise meist unkontrollierbar und nur schwer zu beherrschen. Sie können durch einen scheinbar nebensächlichen Anlaß erweckt werden und führen dann ein zeitlich bedingtes Eigenleben,‘ um sich nach dem Orgasmus wieder ins Nichts aufzulösen, ohne allerdings tatsächlich zu verschwinden. Für den Bestand und das Glück dieser Ehe ist das kleine Geheimnis dieser Frau ganz bestimmt ohne Bedeutung. Es trägt höchstens noch zur Vollkommenheit der Beziehung bei.

Bedenklicher werden heimliche oder auch offen ausgesprochene Phantasien, wenn einer der Partner mit dem Gedanken spielt, sie wirklich in die Tat umzusetzen, obwohl er weiß, daß er dem anderen damit einen psychischen oder physischen Schmerz zufügen würde. Eine Ehefrau (31) erzählt: «Immer wieder errege ich mich durch die phantastische Vorstellung, daß ich mich einem fremden Kerl leidenschaftlich hingebe, während mein Mann uns beim hemmungslosen Liebesvollzug zusehen muß. Aber leider ist es mir bisher aus mancherlei verständlichen Gründen nicht geglückt, diesen Wunsch in Wirklichkeit zu erleben.

Eigentlich keimte das Verlangen in mir auf, als wir bei guten Bekannten einen aufregenden Porno-Film sahen, der es in sich hatte. Der Hauptakteur war ein kräftiger Mann von riesigen Proportionen. Dementsprechend beeindruckte mich — und wohl auch die anderen anwesenden Frauen — sein mächtiges Glied mehr als notwendig. Und als ich mit meinem Mann nach Hause kam, dachte ich noch immer an nichts anderes als an diesen sagenhaften Penis.

Natürlich liebten wir uns in dieser Nacht besonders leidenschaftlich, weil uns der Film außerordentlich stimuliert hatte. Und selbstverständlich schwärmte ich während des Beischlafes überschwenglich von dem aufregenden Glied des Hauptdarstellers auf der Leinwand. Dabei wurde ich zwischen den Schenkeln so naß wie kaum jemals zuvor, was meinem Manne nicht verborgen bleiben konnte.

Unsere Leidenschaft steigerte sich, und als wir hinreichend angespitzt waren, fragte ich berechnend, ob mein Mann denn nicht gerne einmal zuschauen würde, wie ein anderer Liebhaber mit seinem stolzen Penis in mich eindringt. Dabei beschrieb ich meinen Wunschtraum in jeder Einzelheit so präzise, daß wir beide außerordentlich schnell zu einem vollkommenen Orgasmus gelangten.

Jetzt errege ich mich und auch ihn immer häufiger, indem ich uns ausmale, wie sehr es mich beglücken würde, vor seinen Augen den Akt mit einem derben Naturburschen zu vollziehen. Dabei müßte mein Mann meinen Gesichtsausdruck genau beobachten, und auch sonst dürfte ihm nicht das geringste Detail verborgen bleiben.

Die Vorstellung, von einem anderen Mann erobert zu werden, der über eine sichtliche Potenz verfügt, übt eine faszinierende Gewalt auf mich aus. Nicht auszudenken, wenn mein Mann mir dann auch noch begeistert und erregt zuschauen dürfte! Bei Tag und Nacht kann ich von nichts anderem mehr träumen, und ich würde keine Sekunde lang zögern, falls sich tatsächlich die Gelegenheit dazu böte. Selbst mein Mann könnte mich nicht zurückhalten.»

In unschätzbar vielen Ehen, die ansonsten harmonisch und glücklich verlaufen, ergibt sich eines der Probleme der sexuellen Anpassung aus der Tatsache, daß sich ein großer Teil der Sexualität nicht auf die Wirklichkeit bezieht, sondern auf die Phantasie. Zum Glück haben die meisten Paare längst entdeckt, daß die Verwirklichung der Phantasien zumeist mit einer Enttäuschung endet und die erregende Kraft der Träume vermindert, wenn nicht gar zerstört. Daß im eben zitierten Falle die Partnerschaft ebenfalls in die Brüche gehen würde, ist mit ziemlicher Sicherheit zu befürchten, selbst wenn es der Frau gelänge, ihren Mann zum Einverständnis zu überreden.

Hier zeigt sich auch einmal mehr, zu welchen Wünschen, Träumen und Phantasien sich Frauen versteigen können. Während man Jungen und Männern allgemein den Sextraum und eine ausschweifende Vorstellungskraft zubilligt, galt es bis in die allerjüngste Vergangenheit rundweg als abwegig und unglaublich, daß auch Mädchen und Frauen solche Gedanken haben sollten.

Dieses Vorurteil mag eine der Ursachen dafür sein, daß bei Umfragen so viele Frauen verschweigen, sexuelle Träume und Phantasien zu haben. Nach Kinsey erleben 65 Prozent aller Frauen regelmäßig oder häufig sexuelle Träume. Bei 20 Prozent reichen diese Träume manchmal bis zum Orgasmus, obwohl dieselben Frauen gelegentlich auch Sexualträume ohne Orgasmen hatten. Rund 45 Prozent der Frauen berichteten von Sexualträumen, die stets vor dem Orgasmus abbrechen, manchmal allerdings erst unmittelbar davor. Auf einige typische Unterschiede zwischen den durchschnittlichen Sexualträumen der Frauen und der Männer weist Rüdiger Boschmann hin: So ist bei Frauen der geträumte Sexualpartner oft sehr «verschwommen» und sozusagen «gesichtslos». Er stellt für die träumende Frau nur das sexuelle Moment an sich dar. Manchmal empfindet die Träumende sich gleichzeitig sowohl als Teilnehmerin wie auch als Zuschauerin des Geschehens. Sie wird beispielsweise von einem Manne befriedigt und beobachtet sich dabei selbst. Manchmal geschieht es auch, daß eine Frau im Traum gleichsam wie von Geisterhand mit Zärtlichkeiten bedacht wird, die dann zum Orgasmus führen.

Nicht selten sind bei Frauen auch sexuelle Angstträume. Rüdiger Boschmann berichtet von einer Frau, die im Traum von einem Manne mit einem riesenhaften Penis verfolgt wurde. Der Penis führte ein Eigenleben und gebärdete sich nicht viel anders als ein Hund. Aus der Harnröhrenöffnung lechzte eine lange, speicheltriefende Zunge, und der Penis schnüffelte auf der Spur der Flüchtenden. Der Traum endete nach einer langen Verfolgungsjagd durch eine wüste Landschaft zum Schluß doch noch glücklich. Die Frau träumte nämlich, daß sie in die Arme ihres Liebespartners fliehen konnte. Noch im Aufwachen hatte sie einen Orgasmus.

Erstaunlich mag uns vorkommen, daß viele Frauen in ihren Sexträumen Situationen durchleben, die sie nicht kennen, oder die ihnen zumindest fremd sind. Laut Kinsey gehören 13 Prozent der Frauen dazu. Den Orgasmus erleben zehn Prozent beim Träumen vom normalen Beischlaf. Und immerhin kommen zwei Prozent zum Höhepunkt, wenn sie von Vergewaltigungen träumen. Nicht weniger als sieben (9 Prozent erreichen die Klimax bei lesbischen Träumen.

Die meisten der von uns befragten Frauen erklärten, daß sie ihre sexuellen Träume als angenehm empfinden. Das ist auch dann der Fall, wenn diese Träume unerwünschte Praktiken enthalten wie beispielsweise erzwungenen Beischlaf, regelrechte Vergewaltigungen durch einen oder mehrere Männer, Folterungen oder offenkundige Entwürdigung des betroffenen Opfers.

In der wachen Phantasie ist die Vorstellungskraft weitaus weniger präzise. Die Wachträume brechen viel häufiger ab, die Ereignisse vollziehen sich gemäßigter und Realitätsbezogener, ganz abgesehen davon, daß die Kontrolle des tätigen Intellektes brutale Auswüchse verhindert. Gleichwohl führen die Tagträume viel häufiger zu sexueller Erregung als die nächtlichen Träume der Schläferinnen.

37 Prozent der befragten Frauen werden durch wache Phantasien stimuliert.

31 Prozent lassen sich durch ihren Partner in Stimmung bringen.

7 Prozent geraten durch die Benutzung von technischen oder optischen Hilfsmitteln (erotische Filme, Bilder, Magazine oder Bücher) in Erregung.

25 Prozent schließlich erklären, überhaupt keine Phantasien, ganz gleich welcher Art, zu erleben.

Die Tatsache, daß die weibliche Phantasie eine größere sexuelle Wirkung zeitigt als männliche Verführungskunst, wird so manchen Kavalier nachdenklich stimmen. Hier ist das Selbstbewußtsein der Herren der Schöpfung in höchster Gefahr. Kluge Männer können indessen aus der Statistik eine Lehre ziehen und ihr Verhalten entsprechend korrigieren, sofern sie einsichtig genug sind.