Unsere eBooks werden auf kindle paperwhite, iBooks (iPad) und tolino vision 3 HD optimiert. Auf anderen Lesegeräten bzw. in anderen Lese-Softwares und -Apps kann es zu Verschiebungen in der Darstellung von Textelementen und Tabellen kommen, die leider nicht zu vermeiden sind. Wir bitten um Ihr Verständnis.
© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2019
© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2019
Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.
Redaktionsleitung: Grit Müller
Verlagsredaktion: Anne Kathrin Scheiter
Autorin: Josephine Grever
Redaktion: Martin Waller
Bildredaktion: Dr. Nafsika Mylona
Layoutkonzept/Titeldesign: fpm factor product münchen
Kartografie: Theiss Heidolph und Kunth Verlag GmbH & Co. KG
eBook-Herstellung: Anna Bäumner, Martina Koralewska
ISBN 978-3-8464-0622-9
1. Auflage 2019
GuU 0622 03_2019_02
Bildnachweis
Coverabbildung: Lookphotos/Frei, Franz Marc
Fotos: Alamy/Hamilton, Rik: >; Alamy/Perkin, Gary E.: >; AWL Images/Arnold Jon: >; B&B Belgravia: >; Daunt: >; Fotolia/Aniol: >; Fotolia/kmiragaya: >; Fotolia/Murasal: >; Fotolia/Steve: >; Getty Images/Bumby, Brian: >; Getty Images/Greuel, Jorg: >; Getty Images/Kitwood, Dan: >; Getty Images/Loop Images/Kontributor: >; Huber Images/Linder, Lisa: >; Huber Images/Merten, Hans-Peter: >; Huber Images/Piccoli, Corrado: >, >; Huber Images/Rellini, Maurizio: >, >; Huber Images/Taylor, Richard: >; iStockphoto/Garry, David: >; Jahreszeiten Verlag/Friedrichs, Horst A.: >, >, >, >, >, >; Jahreszeiten Verlag/Langlotz, Tim: >; Jahreszeiten Verlag/Pacini, Isabela: >; Jahreszeitenverlag/Artz Andrea: >, >; Jahreszeitenverlag/GourmetPictureGuide: >, >; Jahreszeitenverlag/Koschel, Philip: >, >, >; laif/Artz, Andrea: >, >; laif/EXPLORER/Coureau, Jean-Michel: >; laif/Heeb: >, >, >; laif/hemis.fr/Maisant, Ludovic: >; Lookphotos/Photononstop: >, >; mauritius images/Alamy/Saxena, Ashok: >; mauritius images/Alamy/Segre, Alex: >; Seasons Agency/Jalag/Koschel, Philip: >; Shutterstock/ Vibeckemarkhus.visit: >; Shutterstock/andereyspb21: >; Shutterstock/andersphoto: >; Shutterstock/Breckwoldt, Dan: >; Shutterstock/Elisseeva, Elena: >; Shutterstock/khunmee: >; Shutterstock/nui7711: >; Shutterstock/Panayotov, Pres: >; Shutterstock/pisaphotography: >; Shutterstock/QQ7: >; Shutterstock/Silva Marcio, Jose Bastos: >; Shutterstock/Stocco, Alberto: >; Shutterstock/Tudor, Andreea: >; Shutterstock/Tupungato: >; stock.adobe.com/IndustryAndTravel: >; Wikipedia/Danesman1: >;
Unser E-Book enthält Links zu externen Webseiten Dritter, auf deren Inhalte wir keinen Einfluss haben. Deshalb können wir für diese fremden Inhalte auch keine Gewähr übernehmen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber der Seiten verantwortlich. Im Laufe der Zeit können die Adressen vereinzelt ungültig werden und/oder deren Inhalte sich ändern.
Bei Interesse an maßgeschneiderten B2B-Editionen: gabriella.hoffmann@graefe-und-unzer.de
Die Polyglott-Homepage finden Sie im Internet unter
www.polyglott.de
www.facebook.com
Historische Monumente, moderne Architektur, eine große Anzahl grüner Ruhepole und eine ungeheure Vielfalt an sowohl traditioneller als auch internationaler Küche – es sind diese Kontraste, die London so spannend machen.
BEEINDRUCKENDE ARCHITEKTUR
Von römischen Mauern bis zum höchsten Wolkenkratzer Westeuropas (The Shard) gibt es viel zu entdecken
••••ºº
GRÜNE OASEN/PARKS
In Londons Grün enflieht man schnell dem Großstadttrubel
••••ºº
KULTUR- UND EVENTANGEBOT
Shakespeare-Aufführungen, Musicals, klassische oder Pop-Konzerte — die Auswahl ist überwältigend
••••••
MUSEEN UND BESICHTIGUNGEN
Berühmte Museen, Galerien, zeitgenössische Kunst
••••••
KULINARISCHE VIELFALT
Jede Küche der Welt ist hier vertreten
•••••º
SHOPPING-ANGEBOT
Designer-Boutiquen, Märkte, Kaufhäuser und, und, und …
••••ºº
AUSGEHEN/PARTY
Alles da: traditionelle Pubs, stilvolle Bars, Nachtklubs
••••ºº
AUSFLÜGE VOR DIE TORE DER STADT
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln leicht zu erreichen
•••ººº
PREIS-LEISTUNGS-VERHÄLTNIS
Außerhalb des Zentrums ist alles etwas preiswerter
••ºººº
• = gut •••••• = übertrifft alle Erwartungen
© Jahreszeiten Verlag/Friedrichs, Horst A.
In der Regent Street zwischen Oxford Circus und Piccadilly Circus
Big Ben, Buckingham Palace, die roten Telefonzellen und Doppeldeckerbusse, Norman Fosters »Gurke« und Richard Rogers »Käsereibe« – wer sich in London bereits auskennt, begrüßt seine alten und neuen Symbole wie gute Bekannte.
© Huber Images/Taylor, Richard
Wenn gerade kein Markt ist, geht es in der Portobello Road gelassen zu
Für neue Besucher hingegen ist die Orientierung nicht immer einfach. Im Lauf der Jahrhunderte hat die ständig wachsende Hauptstadt immer mehr angrenzende Siedlungen vereinnahmt und wirkt wie ein zufällig entstandener Flickenteppich. Das kosmopolitische Zentrum ist umgeben von Vororten, die sich vielfach ihren spezifischen, oft immer noch dörflichen Charakter bewahrt haben.
Hier liegt das Herz der Stadt. In der City of Westminster sind die meisten der großen Glanzpunkte auf engem Raum konzentriert. Ihren Dreh- und Angelpunkt bildet das historische Regierungsviertel mit den Parlamentsgebäuden und der Westminster Abbey. Nur etwa zehn Gehminuten entfernt liegt das markante Denkmal der alten britischen Seemacht und ihrer Helden: Trafalgar Square.
Die Großen der Kunst sind mit ihren Werken in der National Gallery versammelt, fast nebenan breiten sich die grünen Lungen aus: St. James’s Park und Green Park mit dem Buckingham Palace, der Londoner Residenz der Royals.
Weitere Highlights in Westminster sind die Läden, Bars und Restaurants von Soho und Chinatown, die Theaterwelt in Covent Garden, die guten Shoppingadressen in Knightsbridge und Mayfair und nicht zuletzt im Osten das literarische London in Bloomsbury und Fitzrovia mit dem British Museum als strahlendem Fixstern. In nördlicher Richtung liegt der Stadtteil Marylebone mit seinen trendigen Läden, Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett und dem Freizeitrefugium Regent’s Park.
Dieser Stadtteil am westlichen Rand der Innenstadt trägt bis heute – und dies amtlich – das »Royal Borough« im Namen und auf jedem Straßenschild, weil Kensington vormals königlicher Privatbesitz war. Hierzu gehören der Hyde Park (das königliche Jagdrevier von einst) sowie – westlich der Brücke über den Serpentine-See – die Kensington Gardens mit dem Kensington Palace und der Royal Albert Hall.
Andere Attraktionen des Royal Borough sind die Museumsmeile in South Kensington, die schmucken Häuserreihen in Chelsea, die elegante Shoppingadresse Sloane Street und der berühmte Antik- und Trödelmarkt der Portobello Road in Notting Hill. Nicht zu vergessen das stille Idyll des Holland Park.
Was man im Börsenviertel der City of London (zur Verwaltung >) entdeckt, ist voll der Kontraste, die Londons große Anziehungskraft ausmachen: die 1694 gegründete Bank of England und der mächtige Kuppelbau der St. Paul’s Cathedral, kleine Kirchen aus dem 17. Jh. neben monumentalen Glas- und Betonpalästen, mittelalterliche Atmosphäre in den winkligen Gassen der Inns of Court, dem Quartier der Rechtsanwälte, nostalgische Schenken und hippe Bars rund um den Smithfield Central Market – zeitgeistig Modernes und Historisches.
Im Borough Southwark bietet ein Themsespaziergang nicht nur ein großartiges Citypanorama von den Houses of Parliament bis zum Tower. Auch die Attraktionen der South Bank können sich sehen lassen. Lang ist es her, seit Bankside – im elisabethanischen Zeitalter ein berüchtigtes Rotlichtviertel – von der guten Gesellschaft gemieden wurde. Vorbei am Riesenrad London Eye flaniert man heute die Uferpromenade entlang zum Kulturzentrum der South Bank. Nach der Royal Festival Hall, dem National Theatre und der Hayward Gallery zählen die Kunstgalerie Tate Modern und Shakespeare’s Globe Theatre zu den bedeutenden kulturellen Zentren der Stadt. Am Uferweg gen Osten folgen das ehemalige Kriegsschiff HMS Belfast und die hochmoderne City Hall, der Sitz des Stadtparlaments, die legendäre Tower Bridge schon im Blick.
© Jahreszeiten Verlag/Langlotz, Tim
Ravenmaster Christopher Skaife betreut die sechs zahmen Raben im Tower of London
Auch der Stadtteil Tower Hamlets im Osten der Stadt lebt von enormen Gegensätzen, von einer Mischung aus Alt und Neu: Im traditionellen Arbeiter- und Immigrantenbezirk Spitalfields findet man stilgetreu restaurierte Häuser aus dem 17. Jh., während nur zwei Straßen weiter das bunte Ambiente der Curry-Restaurants und Sari-Läden vorherrscht. Hoxton hat sich zum avantgardistischen Künstlerviertel entwickelt, und auch im benachbarten Whitechapel, wo einst Jack the Ripper sein Unwesen trieb, gibt es viele Galerien und Trend-Restaurants.
Südlich dieser alten Viertel ist der Tower of London ein Symbol der Londoner Geschichte. Über den ehemaligen Fischerdörfchen Wapping und Limehouse östlich der Tower Bridge liegt noch ein Hauch des alten Hafenzaubers, während sich im Neubaukomplex Canary Wharf im Herzen der Docklands große internationale Banken niedergelassen haben. Und auf der anderen Seite der Themse glänzt Greenwich, ein faszinierendes Ensemble maritimer und königlicher Denkmäler, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, darunter das National Maritime Museum und das Royal Observatory, durch das der Nullmeridian verläuft.
C SW1?
Was steckt hinter den mysteriösen Buchstaben-Zahlen-Kombinationen bei jeder Adresse? Die ersten Buchstaben sind zunächst eine geografische Richtungsangabe: EC heißt East Central, WC West Central, N North und NW Northwest. Die Ziffern beziehen sich in der Regel auf die alphabetische Reihenfolge der Distriktnamen.
SYMBOLE ALLGEMEIN
L
Erstklassig: Besondere Tipps der Autoren
C
Seitenblick: Spannende Anekdoten zum Reiseziel
1
Top-Highlights und
0
Highlights der Destination
1
Die POLYGLOTT-Touren
6
Stationen einer Tour
1
Hinweis auf 50 Dinge
Hotel DZ
Restaurant
€
bis 100 £
bis 35 £
€€
100 bis 160 £
35 bis 50 £
€€€
über 160 £
über 50 £
Zeichenerklärung der Karten |
|
Autobahn Schnellstraße |
||
beschriebene Region (Seite=Kapitelanfang) |
|
Hauptstraße sonstige Straßen Fußgängerzone |
||
|
Sehenswürdigkeiten |
|
Eisenbahn Staatsgrenze |
|
Tourenvorschlag |
|
Landesgrenze Nationalparkgrenze |
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten
Meisterwerke aus allen Epochen der europäischen Kunst geben sich hier die Ehre.
Die Kirche ist Krönungsort fast aller britischer Monarchen.
Der Amtssitz der Queen ist wohl die berühmteste königliche Residenz der Welt.
Das Mega-Museum zeigt die Kulturgeschichte fast der gesamten Menschheit.
Die Spielwiesen der Londoner sind auch die grüne Lunge im Westen der Stadt.
Zu sehen ist dekorative Kunst aus 3000 Jahren – aber alles andere als verstaubt.
Der quirlige Straßenmarkt lohnt einen Besuch.
Das Meisterwerk mit 113 m hoher Kuppel und Panoramablick ist ein Muss.
Auch ohne Aufführung lädt das Theater mit Garten und Cafés zu einem Besuch ein.
Zwischen den beiden hochkarätigen Museen pendelt das »Tate Boat«.
In der »New City in the Docklands« kann man spektakuläre Architektur bestaunen.
Das Gebäudeensemble des einstige Fischerdorfs wurde 1997 UNESCO-Welterbe.
mehr entdecken, schöner reisen
Perfekte Planung > Parallel > aufschlagen
TOUREN |
VIERTEL |
DAUER |
|
TOUR 1 |
Ins Zentrum von Westminster |
City of Westminster |
2 Std. |
TOUR 2 |
Mayfair & St. James’s |
City of Westminster |
2 Std. |
TOUR 3 |
Marylebone & Regent’s Park |
City of Westminster |
2–3 Std. |
TOUR 4 |
Markt, Museum, Multikulti |
City of Westminster |
3 Std. |
TOUR 5 |
Hyde Park & Kensington Gardens |
Kensington & Chelsea |
2 Std. |
TOUR 6 |
Knightsbridge & Kensington |
Kensington & Chelsea |
1,5 Std. |
TOUR 7 |
Chelsea |
Kensington & Chelsea |
2 Std. |
TOUR 8 |
Charmantes Notting Hill |
Kensington & Chelsea |
3 Std. |
TOUR 9 |
Ins Reich von Law and Order |
City of London |
2–3 Std. |
TOUR ! |
Im Herzen der City |
City of London |
3 Std. |
TOUR @ |
Unterwegs an der South Bank |
Das Südufer der Themse |
1 Std. |
TOUR @ |
Durch Southwark nach Osten |
Das Südufer der Themse |
1 Std. |
TOUR # |
Unterwegs in Spitalfields |
Londons Osten |
2 Std. |
TOUR $ |
Tower of London & Wapping |
Londons Osten |
3 Std. |
TOUR % |
Isle of Dogs & Greenwich |
Londons Osten |
3 Std. |
TOUR ^ |
London an einem verlängerten Wochenende |
Extra-Tour |
2 Tage |
TOUR & |
Architektur-Tour |
Extra-Tour |
3–4 Std. |
TOUR * |
Die Themse auf- und abwärts |
Extra-Tour |
2 Tage |
© Jahreszeitenverlag/Koschel, Philip
Das London Eye dreht sich am Südufer der Themse, schräg gegenüber der Houses of Parliament mit Big Ben
Mit 17,4 Mio. Besuchern jährlich ist London die populärste Destination der Welt. Warum? Die Stadt hat Parks, Museen und Paläste ohnegleichen. Sie pflegt Traditionen und ist gleichzeitig offen für die Avantgarde. Und sie ist unwiderstehlich international: die ganze Welt in einer Stadt!
JOSEPHINE GREVER
Die Autorin stammt aus Aachen, lebt seit über 30 Jahren in London und kennt jede gesellschaftliche Ecke. Sie schreibt über Design, Gärten, Kultur und Gesellschaft. Was sie an London schätzt: die typisch britische Mischung aus Traditionsbewusstsein und Hang zur Non-Konformität. Die entspannte Laissez-Faire-Lebenseinstellung – man könnte es die Leichtigkeit des Seins nennen.
Es war einmal vor langer Zeit: Als ich Mitte der Siebzigerjahre London besuchte, konnte ich meinen VW Käfer direkt am Leicester Square parken, ohne dass es einen Polizisten kümmerte. In der King’s Road führten die Punks ihre Stachelfrisuren spazieren, in der U-Bahn war fast jede Nation der Welt vertreten. Alles war aufregend, aber anständigen Kaffee gab es nirgendwo. Kaffee ist mittlerweile Kult und die King’s Road zur Shoppingmeile mutiert – doch aufregend ist es immer noch.
»Mein« London ist seit rund 20 Jahren der Stadtteil Kennington am Südufer der Themse – wunderbar zentral (zum St. James’s Park sind es nur 20 Minuten Fußweg) und trotzdem ruhig. Cafés, Märkte und Läden sind hier nicht so sündhaft teuer oder auf Hochglanz gewienert wie auf der Nordseite der Themse. Und morgens beim Aufwachen die Glocken von Big Ben zu hören hat für mich nichts von seinem Zauber verloren. Allerdings wird der Glockenturm derzeit repariert und bleibt bis 2021 stumm.
Dass Südlondon sich in einem enormen Aufwärtsstrudel befindet, begann mit der Eröffnung der Tate Modern im Jahr 2000 und ist nichts Neues. Aber wie rasant schnell sich zurzeit alles verändert, ist dann doch ein Thema beim Morgenkaffee in einem der portugiesischen Cafes von Stockwell, einem benachbarten Stadtteil von Kennington.
An einem typischen Morgen sitzen hier polnische Bauarbeiter und Taxifahrer aus Madeira neben aus der Karibik stammenden Rentnern, lokalen britischen Künstlern und Schriftstellern und reden sich heiß. Sobald das Thema Fußball abgehakt ist, geht es um aktuelle Anliegen: Etwa den Höhenrausch am Fluss, wo wie im Akkord banale neue Wolkenkratzer entstehen. So zum Beispiel rund um das ehemalige Kohlekraftwerk Battersea Power Station (»Dubai on Thames«), wo sich auch die neue amerikanische Botschaft befindet. Das ist beunruhigend nahe; hoffentlich ändert sich nichts an der Dorfatmosphäre, daran, dass hier eine Gemeinde ist, die sich kennt und zusammenhält. Natürlich ist auch der Brexit ein Thema: Ein absurdes Spektakel. Seit dem Referendum gibt es fast kein Wirtschaftswachstum. Begreifen die Politiker, was sie da tun?
© Jahreszeiten Verlag/Friedrichs, Horst A.
Market Café am Broadway Market in Hackney
Jeden Morgen geht es hier lebhaft zu. Wieder einmal steht für mich fest: Londons größte Stärke sind die Menschen aus allen Teilen der Welt, die meist entspannt miteinander umgehen und ohne die London wie ein Eintopf ohne Würze ware. Wie sie mit ihren eigenen Sitten, Religionen, Läden und Restaurants in den Vororten leben, hat Hanif Kureishi immer noch am besten auf den Punkt gebracht. Auf Karim Amir, Hauptfigur seines Buchs »Der Buddha aus der Vorstadt«, wirkt London wie ein Haus mit 5000 verschiedenen Zimmern. »Der Kick war, ihre Verbindung zueinander herauszufinden, und sie mit der Zeit alle zu entdecken«.
London als eine Ansammlung von Dörfern zu beschreiben ist eine Binsenweisheit, aber sie stimmt. Andere Klischees dagegen sind absurd – etwa wenn mich ein Berliner Ehepaar fragt, wie man denn in London leben könne – bei dem miesen Wetter und der schlechten Küche. Das ist nun wirklich Schnee von vorgestern: Erstens ist das Wetter durchaus angenehm – manchmal launisch, aber selten zu kalt oder zu heiß. Immerhin gedeihen hier Palmen, Kamelien und Olivenbäume. Zweitens hat die englische Küche schon seit Jahrzehnten nichts mehr mit ihrem miserablen Image aus der Nachkriegszeit gemein. Die Stadt ist ein Schlaraffenland, in dem es alles gibt – von Haute Cuisine bis zu wirklich gutem Street Food. Londons Schwachpunkte sind die aller Metropolen: zu viele Menschen, zu viel Verkehr, große wirtschaftliche und soziale Gegensätze. Wie überall schafft die neue Geldelite Ressentiments. Die »alte Ordnung« Londons, nach der die Straßen, Plätze und Grundstücke der besten Stadtviertel einer Handvoll aristokratischer Familien vorbehalten waren, gibt es so nicht mehr. Heutzutage scheint London fest in der Hand russischer Oligarchen, indischer Unternehmer, saudischer Ölscheichs und anderer Milliardäre zu sein. Die Preise steigen rasant, und die »richtigen« Londoner weichen in die Vororte aus.
Südlich der Themse ist London nicht nur preiswerter, sondern auch ruhiger – und ein gutes Beispiel dafür, wie man selbst nahe am Zentrum nicht unbedingt merkt, dass man in einer Riesenstadt lebt. Da aber die meisten Museen, Theater und angesagten Restaurants nördlich liegen, wird der Fluss natürlich regelmäßig überquert. Abends – vielleicht am Wochenende nach einem Restaurantbesuch im ultra-coolen Shoreditch – stockt einem fast der Atem angesichts all des Trubels. Die junge Szene strömt zu Musikklubs und Bars. Um Mitternacht spielt eine Band am Südufer der London Bridge. Auf der Straße wird getanzt. Man spürt einen »vibe«, und die Energie wirkt ansteckend. Dies ist das andere, pulsierende London. Gut, daß es beides gibt. Beides ist auf seine Art wunderbar.
© Fotolia/Murasal
Blick im St. James’s Park nach Osten auf Horse Guards
Die kleinen Geheimnisse sind oftmals die spannendsten. Hier werden die Geschichten hinter den Kulissen erzählt.
Als englische Exzentrizität lässt sich dies nicht abtun. In den Anfängen des Straßenverkehrs war Linksverkehr in ganz Europa üblich. Reiter stiegen von links auf, Kutscher, die als Rechtshänder die Peitsche schwangen, lenkten mit links. Der Rechtsverkehr war ein Kind der Französischen Revolution und setzte sich mit Napoleons Eroberungen in ganz Kontinentaleuropa durch. In Großbritannien jedoch konnte man sich dem schon aus Prinzip nicht anschließen. Deshalb fährt man in England und den früheren britischen Kolonien links und nicht rechts. In London ist die Zufahrt zum Savoy Hotel > die einzige Straße, auf der das Fahren auf der rechten Seite vorgeschrieben ist.
Londons Transportwesen begann 1829 mit Pferde-Omnibussen und nutzte zunächst verschiedene Farben, um die einzelnen Buslinien zu kennzeichnen. 1907 malte das größte Unternehmen, die London General Omnibus Company, ihre Busse rot an, um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Nach verschiedenen Umstrukturierungen und Eigentümerwechseln sind seit 1956 alle Busse im gleichen Knallrot. Der Farbton (Pantone 485) sollte die Sicherheit im Verkehr erhöhen. Es ist übrigens die gleiche Farbe wie die von KitKat, Mc Donald’s, der Royal Mail und der russischen Flagge.
Die Glocke kündigt eine Abstimmung im Parlament an. Wenn sie läutet, haben die Abgeordneten genau acht Minuten Zeit, sich im Unterhaus einzufinden. Deshalb wurde die Glocke im Regierungsviertel in Pubs, Restaurants, Läden und Wohnhäusern installiert. Wer also in Westminster z.B. in St. Stephen’s Tavern (10 Bridge St.) ein Bier trinkt und plötzlich ein Bimmeln hört, wird gleich darauf erleben, wie Parlamentsmitglieder fluchtartig das Lokal verlassen.
Very very English: Die 13 grünen Holzhütten wurden 1875 in der Innenstadt errichtet, damit Kutscher in ihnen eine warme Mahlzeit zu sich nehmen konnten. Zu finden sind sie z.B.: Pont St. (nahe Sloane St.), Hanover Sq., Kensington Rd. (bei Queen’s Gate) und Warwick Ave. Für Taxifahrer gibt’s darin deftige Hausmannskost. Passanten dürfen sich zwar nicht dazusetzen, können sich aber zumeist ein Sandwich kaufen.