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Nr. 1388

 

Kurier nach Tarkan

 

Eilpost über die interuniverselle Grenze – Rettung aus dem Nichts

 

von Kurt Mahr

 

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Nach der Zerschlagung des Kriegerkults ist den Völkern der Milchstraße nur eine kurze Verschnaufpause vergönnt. Die neue Bedrohung, die auf die Galaktiker zukommt, wird Anfang des Jahres 447 NGZ, das dem Jahr 4034 alter Zeitrechnung entspricht, erstmals erkennbar, als Teile der Galaxis Hangay aus dem sterbenden Universum Tarkan in unseren eigenen Kosmos gelangen.

Inzwischen naht der Jahreswechsel 447/448, und der Transfer zweier weiterer Hangay-Viertel in die Bereiche unserer Lokalen Gruppe hat längst stattgefunden. Damit ist auch die Gefahr, die den Galaktikern von den Anhängern des Hexameron, speziell den Hauri, droht, in ihrem ganzen Ausmaß sichtbar geworden.

Nicht nur Perry Rhodan, der große Terraner, und Atlan, der unsterbliche Arkonide, die sich in Tarkan aufhalten, setzen sich mit dem Hexameron auseinander, sondern auch Reginald Bull – und er tut dies im Standarduniversum, also in heimatlichen Gefilden.

Nach seiner geglückten Flucht aus der Raum-Zeit-Falte, in der Bully die haurische Riesenstation entdeckte, und seiner Rückkehr zur BASIS, hält der Terraner es jedoch für erforderlich, so schnell wie möglich ins sterbende Universum aufzubrechen und Kontakt mit seinen alten Freunden zu suchen.

Bully benutzt die umgebaute CIMARRON für seinen Flug als KURIER NACH TARKAN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Reginald Bull – Der Kurier nach Tarkan hat ein gespenstisches Erlebnis.

Eirene – Perry Rhodans Tochter fliegt mit nach Tarkan.

Benneker Vling – Der Robotspezialist enthüllt seine wahre Identität.

Si kitu – Die »Mutter der Entropie« wird angerufen.

Aarun val Zhian – Der »Spiegel des Feuers« lauert der CIMARRON auf.

1.

 

Als die Tür sich vor ihm öffnete, spürte er, dass da etwas Fremdes war. Er fühlte es mit dem Instinkt, den 2096 Jahre Lebenserfahrung zu einem zuverlässigen sechsten Sinn hatten werden lassen.

Er blieb stehen.

Die Beleuchtung war schon selbsttätig angesprungen. Vor ihm lag der behaglich ausgestattete Wohnraum seines Privatquartiers an Bord seines neuen Raumschiffs – der CIMARRON. Der große Sessel – kein Gelenkmöbel, sondern ein gediegener, altmodischer Großvaterstuhl – wandte ihm den steilen, hochlehnigen Rücken zu.

Er wusste, dass er den Sessel so nicht hatte stehen lassen.

»Dreh dich um und sieh mich an!«, forderte Reginald Bull.

Der Sessel geriet in Bewegung. Er drehte sich um 180 Grad und brachte eine lange, ausgemergelte Gestalt ins Blickfeld, die es sich in Bulls kostbarstem Möbelstück bequem gemacht hatte, als sei sie hier zu Hause. Der Mann trug die dunkelgrüne Montur der Bordtechniker. Die Hagerkeit seines Körperbaus ließ ihn noch größer erscheinen, als er ohnehin war. Man hätte meinen sollen, er könne sich ohne Stütze keine drei Sekunden aufrecht halten, ohne dass er in der Mitte entzweibräche, so dürr war er.

Auch ansonsten wies sein Äußeres keine Züge auf, die sich irgendwie mit dem Schönheitsideal des männlichen Terraners hätten in Einklang bringen lassen. Das strohige, blonde Haar war kurz geschnitten und stand dennoch büschelweise zu Berge. Die abstehenden Ohren waren um zwei Nummern zu groß geraten. Die Nase hätte sich des Vergleichs mit einem Kondorschnabel nicht zu schämen brauchen. Die Hände waren wie Schaufeln, und die Stiefel, in denen die Füße steckten, mussten Sonderanfertigungen sein.

Die grüne Montur wirkte schmuddelig. Sie hatte schon damals schmuddelig gewirkt, als Reginald Bull dem Unikum namens Benneker Vling zum ersten Mal begegnete, und war seitdem merkwürdigerweise um keine Nuance sauberer oder schmutziger geworden.

»Deine Dreistigkeit, Benneker«, sagte Bull, »wird nur noch von deiner Hässlichkeit übertroffen. Heb deine verlotterte Gestalt aus meinem Sessel, oder es geht dir schlecht!«

Mit einer Behändigkeit, die niemand der zerbrechlichen Gestalt zugetraut hätte, sprang Benneker Vling auf. Er klappte zusammen wie ein Taschenmesser, klappte wieder auf und stand. »Du hast mehrmals gesagt, deine Tür sei jederzeit und für jedermann offen«, verteidigte er sich.

»Das ist eine Redewendung, die seit Jahrtausenden in Gebrauch ist«, knurrte Bull, »und die man nicht wörtlich nehmen darf. Wie bist du hier überhaupt hereingekommen? Der Zugang ist doppelt gesichert.«

»Ich bin Spezialist für Robotwartung«, erklärte Benneker Vling. »Als solcher kennt man sich mit diesen Dingen aus.«

»Dagegen gibt es wahrscheinlich irgendeine Dienstvorschrift«, sagte Bull verdrießlich. »Ich könnte dich kielholen lassen.«

»Ja, das könntest du«, antwortete Benneker Vling, und die schmalen Lippen des breiten Mundes teilten sich zu einem verlegenen Grinsen.

Reginald Bull konnte sich anstrengen, wie er mochte, es gelang ihm nicht, dem Mann mit der traurigen Gestalt böse zu sein. Er ging auf Benneker Vling zu, stieß ihn beiseite und ließ sich in seinem Lieblingssessel nieder. Er schwang den Sessel herum, sodass Vling sich wieder vor ihm befand, und sagte:

»Du schleichst dich bestimmt nicht ohne Grund hier herein. Was auch immer dein Anliegen ist: Es wäre besser für dich, wenn es sich um etwas verdammt enorm Wichtiges handelte. Also ...?«

Benneker Vling knetete die riesigen Hände, dass die Fingergelenke knackten, und erklärte, sichtlich verlegen:

»Es betrübt mich, dass du hinter meinem Rücken Erkundigungen über mich einziehst. Ich wollte den Grund dafür erfahren.«

 

*

 

Ein Ausdruck des Unbehagens entstand auf Reginald Bulls Gesicht. Er war erstaunt, dass Benneker Vling von seinen Recherchen wusste. Er hatte sich in der Tat nach dem Hintergrund des Robotwartungsspezialisten erkundigt. Das war vor zehn Tagen gewesen, unmittelbar nachdem die CIMARRON, die SORONG und die MAI-KI die Strukturlücke in der Raum-Zeit-Falte Ur amm Taloq passiert hatten und ins Standardkontinuum zurückgekehrt waren. In den Tagen davor hatte Benneker Vling Leistungen vollbracht, die ans Wunderbare grenzten. Mehr als einmal während der gefährlichen Auseinandersetzungen mit den Hauri, die am Bau der gewaltigen Raumstation Urian im Innern der Raum-Zeit-Falte arbeiteten, war es nur Benneker Vling zu verdanken, dass die Eindringlinge nicht im wütenden Feuer der Jünger des Hexameron vergingen. Vling hatte für seine Wundertaten keine Erklärung gehabt. Wenn man ihn auf seine fast magischen Fähigkeiten ansprach, meinte er leichthin, das Schicksal habe es gut mit ihm gemeint und ihm die Gabe verliehen, in Augenblicken der allerhöchsten Gefahr besonders einfallsreich zu sein.

Damit hatte Reginald Bull sich nicht abspeisen lassen. Kaum waren die drei Schiffe der Raum-Zeit-Falte entronnen, da setzte er sich per Fernrelais mit der BASIS in Verbindung und gab Auftrag, man solle sich bei NATHAN nach einem Menschen namens Benneker Vling erkundigen, der sich als Bürger der Liga Freier Terraner ausgab und am 2. Februar 399 geboren zu sein behauptete.

Bei der Ankunft im Raumsektor X-DOOR, wo die BASIS nach wie vor auf ihrem Posten achtzig Lichtjahre außerhalb des Strangeness-Walls der Galaxis Hangay verharrte, hatte NATHANS Antwort vorgelegen. Bull hatte sie zur Kenntnis genommen und registriert, dass es einen Ligabürger namens Benneker Vling tatsächlich gab, dass er jedoch bis vor Kurzem ein abnormal unbewegtes Leben geführt haben müsse – gerade so, als hätte er achtzehn Jahre lang Winterschlaf gehalten. Immerhin war er entschlossen gewesen, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Vling war eben ein Wunderknabe; damit musste man sich abfinden.

Jetzt jedoch änderte er seine Ansicht.

»Benneker, du machst mir das Leben schwer«, seufzte er. »Wenn ich über einen meiner Mitarbeiter hinter dessen Rücken Erkundigungen einziehe, dann tue ich so etwas nur ungern und niemals ohne ausreichenden Grund. Den Grund glaubte ich nach deinen übermenschlichen Leistungen während der Kämpfe im Innern der Raum-Zeit-Falte zu haben. Menschen wie dich darf es eigentlich gar nicht geben, Benneker. Ich wollte von NATHAN erfahren, ob du echt bist. Als Befehlshaber der CIMARRON habe ich das Recht, solche Recherchen anzustellen.«

Er beugte sich nach vorne, und unter seinem zornigen Blick schien Benneker Vling unbehaglich zu werden.

»Du aber, mein Freund«, fuhr Reginald Bull fort, »schleichst dich nicht nur wie ein Einbrecher in mein Quartier, du benützt obendrein deine Kenntnis syntronischer Maschinen dazu, dir Zugang zu Informationen zu verschaffen, die ganz eindeutig als geheime Kommandosache deklariert sind. Ich bin nicht einer, der auf Dienstvorschriften herumreitet. Aber diesmal, Benneker, hast du dir zu viel geleistet.«

Vling war einen Schritt zurückgetreten. Die Lider mit den fast farblosen Wimpern zuckten. Blässe bedeckte das Gesicht mit den faltigen, eingefallenen Wangen.

»Um Gottes willen«, stöhnte der hagere Mann. »Dich zornig machen wollte ich wirklich nicht. Ich dachte, ich hätte ein Recht zu erfahren, was über mich ...«

»Auf dem üblichen Weg, Benneker«, fiel ihm Reginald Bull ins Wort. »Nicht durch Abgreifen meines privaten Speicherbereichs in der Hamiller-Tube!«

Benneker Vling machte einen derart geknickten Eindruck, dass es Bull fast schon wieder leid tat, ihn so handfest angefahren zu haben.

»Auf dem üblichen Weg hätte ich nicht einmal erfahren, dass du Erkundigungen eingezogen hast«, verteidigte sich Vling mit matter Stimme.

Es war etwas überaus Merkwürdiges an dem Mann. Üblicherweise gab er sich forsch und selbstbewusst. Für jede knifflige Situation hatte er einen seiner voll verdrehter Weisheit erfüllten Sprüche parat. In Augenblicken tödlicher Gefahr wuchs er über sich hinaus und tat wortlos Wunder, sodass die, denen er zu Hilfe kam, hinterher nicht mehr recht wussten, wie ihnen geschehen war. Stellte man ihn aber zur Rede oder machte man ihm gar Vorwürfe, dann knickte er zusammen.

»Das mag richtig sein«, gab Reginald Bull zu. »Dennoch hast du dich inkorrekt verhalten.«

Benneker Vling sah aus, als wolle er auf der Stelle in Tränen ausbrechen. Aber dann brachte er mit halberstickter Stimme hervor:

»Was hast du denn nun über mich in Erfahrung gebracht?«

Bull sah ihn an und begann in leierndem Tonfall, als hätte er etwas auswendig Gelerntes herunterzuhaspeln:

»Benneker Vling, geboren am zweiten Februar dreineunneun in Woodstock, Provinz Vermont, Bereich Nordamerika. Besuch der üblichen Schulen. Abschluss der Ausbildung im Juni viereinssieben mit dem akademischen Grad eines Spezialisten Erster Klasse, Fachgebiet syntronische Architektur. Beschäftigung bei verschiedenen Firmen, die in der Hauptsache Beratungsdienste auf dem Gebiet der Syntronik leisteten. Gelegentliche interstellare Raumfahrten, Grundbesitz in der Provinz Vermont, später verkauft.« Reginald Bull holte tief Luft und fuhr mit erhobener Stimme fort: »Im September vierzwoneun in der Versenkung verschwunden und erst im Januar vierviersieben wieder aufgetaucht, diesmal als Robotwartungsspezialist bei der Flotte der Liga Freier Terraner beschäftigt. Im März vierviersieben Versetzung an Bord der BASIS. Bei Fertigstellung der CIMARRON in die Mannschaft des neuen Schiffes eingereiht.«

Bull schwieg. Der Blick, mit dem er Benneker Vling musterte, hatte etwas Erwartungsvolles an sich.

Vling zuckte mit den Schultern.

»Na und?«, fragte er.

»Mensch, was hast du von neunundzwanzig bis siebenundvierzig gemacht?«, brach es aus Bull hervor. »Bist du kein einziges Mal gebotswidrig aus dem Funkleitnetz ausgeschert und hast dafür einen Strafzettel bekommen? Hast du nirgendwo ein Grundstück besessen und dafür Steuern gezahlt? Hast du nirgendwo Gehalt bezogen, von dem Steuern einbehalten wurden? Hast du keine Zahlungen an den Rentenfonds geleistet?«

»Nein«, antwortete Benneker Vling.

»Nein?«, staunte Bull. »Ein Mensch kann nicht einfach existieren, ohne irgendwie von Amts wegen wahrgenommen zu werden. Irgendetwas muss doch in diesen achtzehn Jahren geschehen sein, worüber ein Vermerk vorgenommen wurde!«

»Nein, das glaube ich nicht«, beharrte Benneker Vling mit der gebotenen Bescheidenheit. »Im Jahr neunundzwanzig war ich nämlich meines bisherigen Daseins überdrüssig und beschloss, für eine Weile auszusteigen. Ich hatte das Bedürfnis, mich selbst zu finden. Auf der Erde mit ihren übervölkerten Siedlungsgebieten schien mir das nicht möglich. Also setzte ich mich nach Baradoor ab.«

»Baradoor! Wo liegt das?«, schnarrte Bull.

»Äußere Westside«, antwortete Benneker Vling. »Zweihundert Lichtjahre jenseits von Sapa. Eine paradiesische Welt mit nicht mehr als zehntausend Einwohnern, alles Eremiten, wie ich damals einer sein wollte.«

Reginald Bull kniff die Augen halb zusammen.

»Du verbrachtest achtzehn Jahre auf einem Hinterwäldlerplaneten, nur um dich zu finden?« Plötzlich ging das Temperament mit ihm durch. »Wo hattest du dich denn versteckt, dass du so schwer zu finden warst?«, brüllte er. »Mensch, ich habe ein gutes Gespür dafür, wenn ich auf den Arm genommen werde, und ich weiß sicher, dass du mich im Augenblick ganz fürchterlich über den Löffel balbierst. Ich kann dir nichts nachweisen, du schlotterndes Gerippe; aber irgendwann komme ich dir schon noch auf die Schliche! Und jetzt sieh zu, dass du mir aus den Augen kommst, wenn dir deine Gesundheit lieb ist.«

Benneker Vling wandte sich ab und stolperte in Richtung des Ausgangs. Unter der Tür warf er jedoch noch einmal einen kurzen Blick zurück, und Bull meinte, ihn grinsen zu sehen.

 

*

 

Sie betrachtete das Tablett mit Widerwillen. Lachs war eine ihrer Lieblingsspeisen, besonders wenn er kryogen konserviert war, sodass er sich von frischem Fisch nicht unterschied. Den Duft des mit exotischen Gewürzen zubereiteten Bok Choy hätte sie unter anderen Umständen als verführerisch empfunden, und der roséfarbene Leichtwein in der funkelnden Karaffe schien sie anzulächeln. Ganz abgesehen davon, dass der kleine Küchenautomat auf Zuruf einen Becher mit köstlichem Gefrorenen produzieren würde – der Programmierung entsprechend, die sie heute Nachmittag vorgenommen hatte, als sie der Ansicht gewesen war, zur Zeit des Abendessens würde sie wieder Appetit haben.

Sie hatte sich getäuscht. Der Magen war ihr wie verknotet. Sie wollte das Tablett zur Seite schieben; aber damit war das Servosystem nicht einverstanden.

»Du solltest dir es noch einmal überlegen«, sprach eine fürsorgliche Stimme, die aus dem Nichts zu kommen schien. »Du hast heute noch fast nichts zu dir genommen. Wenn du so weitermachst, werden sie dich eines Tages auf die Medostation bringen müssen.«

»Und wenn du so weitermachst«, begehrte sie auf, »dann schalte ich dich ab!«

»Das kannst du natürlich tun«, sagte der Servo. »Aber damit bringst du dir keinen Nutzen. Iss wenigstens ein paar Bissen.«

Sie zögerte. Ohne jegliche Begeisterung trennte sie einen Happen Lachs von dem mit weißer Soße zubereiteten Kotelett und führte es zum Mund. Sie war überrascht, wie gut es schmeckte. Der Bok Choy war ebenfalls von erster Qualität. Man merkte, dass die Gewürzzusammenstellung aus Ne Wins Rezepteküche stammte. Sie nahm einen Schluck Wein und spürte, wie der Hunger plötzlich erwachte. Er war ihr in Wirklichkeit gar nicht abhanden gekommen; er hatte sich nur schlafen gelegt, weil die trüben Gedanken, mit denen sie sich beschäftigte, ihm keine Möglichkeit zur Entfaltung ließen.

»Siehst du, so ist es doch viel besser – oder nicht?«, lobte der Servo, nachdem sie das Tablett geleert hatte. »Und jetzt noch das Eis.«

»Ja, und jetzt noch das Eis«, sagte sie.

Der Küchenautomat hatte sie gehört und produzierte das Gewünschte. Die Mischung aus Pfirsichsorbet und flüssiger Banane ging den Weg des Lachses und des Bok Choys. Beendet wurde die Mahlzeit mit einem Schluck Leichtwein.

Eirenes Blick suchte den Kalender. Der 30. Dezember 447 war angezeigt. Das Jahr ging zu Ende. Es war einen Monat alt gewesen, als Perry Rhodan spurlos verschwand, vermutlich von DORIFER in ein fremdes Universum gespien. Zwei Monate später hatte die Mutter Abschied genommen – auf eine Art und Weise, die die Siebzehnjährige bis auf den heutigen Tag nicht verstand. Es hieß, Gesil sei dem Ruf der Kosmokraten gefolgt. Aber warum hatte sie nicht mehr hinterlassen können? War es ihr in den acht Monaten wirklich ganz und gar unmöglich gewesen, denen, die sich um sie sorgten, wenigstens eine kurze Nachricht zukommen zu lassen?

Manchmal kam es Eirene so vor, als sei sie gegen ihren Willen in ein finsteres Komplott verstrickt. Die Kräfte des Schicksals hatten sich gegen sie verschworen. Sie sollte gedemütigt oder auf die Probe gestellt werden. Ob es mit ihrem Erbe zu tun haben mochte, fragte sie sich in den Stunden, wenn die Niedergeschlagenheit sich ihrer bemächtigte. Ihre Mutter war die Inkarnation einer Kosmokratin. Eirene war sich nicht klar, was man sich darunter vorzustellen hatte. Aber es gab offenbar unsichtbare Stränge, die Gesil mit der Region jenseits der Materiequellen verbanden. Sonst wäre es für sie nicht wichtig gewesen, dem Ruf der Kosmokraten zu folgen.

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